Alle Jahre wieder: Öko-Streit um Papst-Weihnachtsbaum | FLZ.de

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Veröffentlicht am 06.12.2024 07:02

Alle Jahre wieder: Öko-Streit um Papst-Weihnachtsbaum

Eine 29 Meter hohe Rotfichte aus dem Dorf Ledro in den Dolomiten wird auf dem Petersplatz aufgestellt. (Foto: Gregorio Borgia/AP)
Eine 29 Meter hohe Rotfichte aus dem Dorf Ledro in den Dolomiten wird auf dem Petersplatz aufgestellt. (Foto: Gregorio Borgia/AP)
Eine 29 Meter hohe Rotfichte aus dem Dorf Ledro in den Dolomiten wird auf dem Petersplatz aufgestellt. (Foto: Gregorio Borgia/AP)

Da steht er also, der 29 Meter hohe und knapp 60 Jahre alte Weihnachtsbaum, über den so viel diskutiert wurde. Etwas kahl und noch ungeschmückt prangt er seit gut zwei Wochen auf dem Petersplatz im Vatikan und wartet darauf, mit Lichtern und Baumschmuck behängt zu werden. Alle Jahre wieder strömen zahlreiche Besucher und Pilger zur Weihnachtszeit nach Rom - auch um den glitzernden Christbaum vor dem Petersdom zu bewundern.

In der Adventszeit und zu den Feiertagen gehören er und die Weihnachtskrippe zu den wichtigsten Attraktionen dort. Am Samstag (7. Dezember) ist es so weit: Der geschmückte Baum wird dann feierlich illuminiert. Doch die weihnachtliche Stimmung wird durch eine erbitterte Kontroverse um den großen Tannenbaum getrübt. Umweltschützer aus der Heimatregion des Baumes, eine Rotfichte, um genau zu sein, liefen über mehrere Wochen Sturm gegen dessen Fällung.

„Sinnloses Massaker“ an Millionen Bäumen

Ein „sinnloses Massaker“ nannten die Aktivisten aus der Gemeinde Ledro am Gardasee im Norden Italiens das Fällen des Baumes. Aber auch ein Symbol für die „Millionen anderer Bäume“, die jedes Jahr für die Weihnachtszeit geschlagen würden. In einer Internet-Petition sammelten sie rund 50.000 Unterschriften für den Erhalt der Rotfichte von Ledro. All ihre Mühe war umsonst - der Baum wurde gefällt und gen Süden nach Rom geschickt.

Enttäuscht von „Umwelt-Papst“ Franziskus

Vor allem von Papst Franziskus sind die Umweltschützer enttäuscht. Kaum eine Gelegenheit lässt der 87 Jahre alte Pontifex aus, um die weltweite Umweltzerstörung anzuprangern und für Nachhaltigkeit zu werben. Scharfe Worte richtet Franziskus an die großen Industrienationen, die er energisch zur „ökologischen Umkehr“ aufruft. „Umwelt-Papst“ nennen ihn daher manche.

Tatsächlich müssen jedes Jahr viele Millionen Tannen und Fichten dran glauben, um anschließend geschmückt mit Weihnachtskugeln, Lametta und Lichterketten in heimische Wohnzimmer gestellt zu werden - meist nur für wenige Tage oder Wochen, danach werden sie ausgetrocknet und nadelnd im Müll entsorgt. In Italien sind es jährlich etwa drei Millionen, in Deutschland viel mehr: Rund 25 Millionen Bäume werden jedes Jahr für den Brauch gefällt.

Die Aktivisten aus Ledro schrieben Franziskus sogar einen Brief. Den Baum „für den kurzlebigen Gebrauch, für bloße Werbezwecke und für ein paar lächerliche Selfies“ fällen zu lassen, sei eine „frevelhafte Entscheidung“, schrieben sie. 

Vatikan um Schadensbegrenzung bemüht

Die Rotfichte ist übrigens nicht der einzige Baum aus Ledro für den Vatikan. Insgesamt 39 weitere kleinere Tannenbäume wurden abgeholzt und aus dem Trentino nach Rom entsendet - als Dekoration für Gebäude des Heiligen Stuhls.

Überraschend reagierte der Vatikan auf die Vorwürfe der Aktivisten und betonte, der Baum sei nicht nur der Ästhetik wegen ausgesucht worden, sondern auch aus ökologischen Gründen. Die gefällte Rotfichte hätte für die ordnungsgemäße und nachhaltige Bewirtschaftung des Ledro-Waldes im Trentino ohnehin abgeholzt werden müssen.

„Ein bisschen schmal, ein bisschen ärmlich“

Über die Ästhetik scheiden sich jedoch die Geister. „Er ist ein bisschen schmal, ein bisschen ärmlich. Ich hoffe, er wird noch entsprechend geschmückt, dass er ein bisschen schöner wird“, sagte ein deutscher Rom-Tourist auf dem Petersplatz. Momentan sei der Weihnachtsbaum noch etwas kahl und schlicht. „Also der Baum ist recht groß dieses Jahr, aber wir hätten ihn uns tatsächlich auch etwas voluminöser vorgestellt“, sagte ein anderer Besucher.

Zank um Papst-Weihnachtsbaum fast schon Tradition

Es ist nicht das erste Mal, dass der päpstliche Weihnachtsbaum im Mittelpunkt einer Kontroverse steht. Bereits 1989 kam es zu ersten Protesten gegen die Fällung eines Baumes aus Österreich. Mehr als dreißig Jahre später hatten Aktivisten 2022 Erfolg mit ihrem Protest: Die eigentlich zur Abholzung freigegebene Weißtanne aus dem Apennin wurde nach dem Widerstand der Aktivisten gegen eine junge Tanne aus einer Baumschule ausgetauscht.

Es ist Tradition, dass der Baum gestiftet wird. Zuletzt kamen die Bäume aus Italien. 2028 soll es ein deutscher Baum sein - aus Deggendorf. Dass es dann auch in der niederbayerischen Stadt Protest geben wird, ist eher unwahrscheinlich. Als der Auftrag des Vatikans vor sieben Jahren bekanntgegeben wurde, war die Vorfreude riesig. Aber man weiß ja nie.

© dpa-infocom, dpa:241206-930-309595/1


Von dpa
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