Handball-Profi Nils Kretschmer von Zweitligist TV Großwallstadt steht unter Dopingverdacht. Das bestätigte sein Anwalt Felix Rettenmaier der Deutschen Presse-Agentur. Der 31 Jahre alte Rückraumspieler wurde mit sofortiger Wirkung vorläufig suspendiert, wie die Handball-Bundesliga (HBL) mitteilte. Das zuständige Präsidium habe einstimmig entschieden. Zuvor hatten „Bild“-Zeitung und das „Main-Echo“ berichtet.
Die Staatsanwaltschaft München teilte mit, gegen den Beschuldigten ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der unerlaubten Anwendung eines Dopingmittels zu führen. Eine Wohnungsdurchsuchung sei bereits durchgeführt worden.
Laut „Bild“-Informationen soll dabei Testosteron im niedrigen Bereich gefunden worden sein. Der HBL zufolge wurde bei Kretschmer im Rahmen einer Wettkampfkontrolle in der A-Probe „ein von der Norm abweichendes Analyseergebnis festgestellt“.
Kretschmer kooperiere „vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden, seitdem ihm die Vorwürfe bekanntgeworden sind. Er wird so zu deren Aufklärung beitragen“, erklärte Rettenmaier der dpa weiter.
Der Anwalt des bayerischen Traditionsvereins Großwallstadt stellte klar, dass sich die Ermittlungen ausschließlich gegen Kretschmer und nicht gegen den Verein, weitere Teamkollegen oder sonstige Beschäftigte richteten.
Die meisten Handball-Fans kennen den 31-Jährigen wohl von seinen Social-Media-Profilen. Auf Instagram folgen dem Rückraumspieler, der oft als Handball-Influencer beschrieben wird, rund 420.000 Menschen. Regelmäßig gewährt der gebürtige Lübecker dort einen Blick hinter die Kulissen oder postet Bilder von Mode-Shootings.
2012 hatte er einen Vertrag bei den Rhein-Neckar Löwen und mit den Mannheimern den Titel im EHF-Pokal geholt. Über Stationen in Großwallstadt, TV Bittenfeld und den HC Elbflorenz landete er in dieser Saison wieder bei den Unterfranken.
Es wäre nicht der erste Dopingfall im Handball in der jüngeren Vergangenheit. Magdeburgs Torhüter Nikola Portner war Anfang April positiv auf Methamphetamine getestet worden. Nach einem wochenlangen Verfahren hatte sich die HBL dennoch für einen Freispruch entschieden, weil sie von einer unverschuldeten Kontamination ausging. Portner hatte eine wissentliche Einnahme stets bestritten.
Mit dem Freispruch durch die HBL war die Nationale Anti-Doping Agentur Nada nicht einverstanden und rief den Cas an. Zuletzt hatte Portner mit einem eigenen Antrag beim Oberlandesgericht Köln klären lassen, ob die Nada seinen Freispruch beim Cas überhaupt anfechten darf.
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