Vorteil Bremerhaven: Die Finalserie um die Meisterschaft der Deutschen Eishockey Liga ist turbulent und hochklassig gestartet. Zum Auftakt drehte Hauptrundensieger Fischtown Pinguins gegen den neunmaligen Champion Eisbären Berlin beim 4:2 (2:2, 2:0, 0:0) die Partie.
Zur ersten Meisterschaft überhaupt für das Team von Trainer Thomas Popiesch, der zum ersten deutschen Meistercoach seit Hans Zach 2010 werden könnte, sind noch drei weitere Siege notwendig. Am Freitag (19.30 Uhr/MagentaSport und DF1) geht es in der Best-of-seven-Serie in Berlin weiter.
Ganz Bremerhaven hatte dem ersten DEL-Finale der Vereinsgeschichte spürbar entgegengefiebert. In der kleinen, nur 4642 Zuschauer fassenden ausverkauften Arena herrschte schon lange vor dem ersten Bully Volksfeststimmung, die aber schnell gedämpft wurde. Bereits nach 43 Sekunden schoss Zach Boychuk den Favoriten aus Berlin in Führung und fünf Minuten später traf Nationalstürmer Leo Pförderl gar zum 2:0 (6. Minute).
Doch mit bekannter Moral kam der Hauptrundensieger aus Bremerhaven zurück und drehte gar die Partie. Mit einem Doppelschlag glichen die Pinguins noch im ersten Drittel aus. Beim 1:2 durch Lukas Kälble (12.) profitierten sie von einem Fehler des bislang besten Playoffs-Torhüters Jake Hildebrand, der beim Ausgleich nach einem traumhaften Treffer von Ross Mauermann (13.) indes machtlos war. Der Deutsch-Amerikaner traf per Kunstschuss, als er sich den Puck mit dem Schläger einmal um seine Beine schob und erfolgreich abschloss.
„Das war ziemlich chaotisch für ein Playoffspiel. Wir müssen hinten disziplinierter spielen“, schimpfte der an drei der vier Bremerhavener Treffer beteiligte Kälble in der ersten Drittelpause am TV-Mikrofon. „Aber wenn so was passiert, spielen wir unser Spiel weiter. Das haben wir jetzt die ganze Saison bewiesen.“
Damit sollte der Verteidiger recht behalten. Im Mittelabschnitt schlugen die durch das Publikum längst wieder euphorisierten Pinguins zweimal eiskalt zu, als Berlin jeweils eigentlich am Drücker war. Die Torschützen Miha Verlic (30.) und Alexander Friesen (36.) profitierten dabei jeweils von genialen Vorlagen von Ziga Jeglic und vom bärenstarken Mauermann. Im Schlussabschnitt boten beide Teams weiter starkes Eishockey. Die Partie blieb spannend und erstklassig, doch auf beiden Seiten blieben Überzahlmöglichkeiten ungenutzt.
Die Stärke Bremerhavens, die seit 2016 in der DEL spielen, hatte bereits NHL-Superstar Leon Draisaitl beeindruckt. „Was sie in den letzten Jahren aufgebaut haben, ist sehr, sehr bemerkenswert“, hatte der Weltklasse-Profi der Edmonton Oilers vor der Serie gesagt. „Die Story von kleineren Mannschaften, die so weit kommen, lieben wir alle.“
Bremerhaven wäre der erste Neuling in der Meisterliste des deutschen Eishockeys seit dem EHC Red Bull München 2016. Allerdings ist es bereits zehn Jahre her, dass ein Team Meister wurde, das nicht Hauptrundensieger war. Und zuletzt verlor ein Hauptrundensieger 2011 eine Finalserie. Damals hatte Wolfsburg gegen die Eisbären verloren.
Trotzdem gelten die routinierten Berliner als Favorit. Der Hauptrundenzweite bestreitet bereits die 13. Finalserie und wurde neunmal deutscher Meister - so oft wie kein anderes Team seit Gründung der DEL vor 30 Jahren.
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