Nordkorea ist nach eigenen Angaben mit seinem ersten Versuch gescheitert, einen Satelliten für die militärische Aufklärung ins All zu bringen. Das von Kim Jong Un regierte Land räumte am Mittwoch - nur wenige Stunden nach dem Start der Trägerrakete „Chollima-1“ von der Westküste des Landes - den technischen Fehlschlag ein. Die Rakete sei ins Meer gestürzt, ein zweiter Satellitenstart sei aber bereits geplant. Die USA, ihre Verbündeten Südkorea und Japan wie auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilten trotz des Fiaskos den Raketenstart. Sie warfen Nordkorea vor, ihm verbotene Raketentechnologie zu verwenden. Das Land unterliegt wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen.
Die Entwicklung eigener Spionagesatelliten gehört zum Konzept Nordkoreas, wie andere Staaten auch den Weltraum militärisch zu nutzen. Machthaber Kim Jong Un hatte im April die Weisung ausgegeben, in Zukunft nacheinander mehrere Aufklärungssatelliten auszusetzen, um den „Bedrohungen“ der USA und Südkoreas besser begegnen zu können. Beiden Ländern wirft Pjöngjang eine feindselige Politik vor. Im April dieses Jahres hatte Nordkorea erneut eine Interkontinentalrakete (ICBM) getestet, die theoretisch auch US-Territorium erreichen kann.
Der jetzige Raketenstart sorgte in der Millionenmetropole Seoul kurzzeitig für Unruhe: In der südkoreanischen Hauptstadt waren am Morgen Alarmsirenen zu hören, in Textnachrichten wurden die Einwohner aufgerufen, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. Der Alarm wurde später zurückgenommen. Es habe sich um einen Fehler gehandelt, teilte das Innenministerium mit. Für die deutschen Staatsbürger bestehe derzeit kein Grund zur Beunruhigung, hieß es in einem Rundschreiben der deutschen Botschaft. „Die aktuelle Situation unterstreicht jedoch, dass wir uns in einer Lage erhöhter Spannungen befinden.“
Südkoreas Militär hatte zuvor den Start einer mehrstufigen Trägerrakete im Nachbarland erfasst. Es habe sich offenbar um den von Nordkorea angekündigten Start einer Weltraumrakete gehandelt. Diese sei in Richtung Süden geflogen. Der Generalstab sprach später von einem „abnormalen Flug“. Die Rakete sei vom Radar verschwunden und etwa 200 Kilometer westlich der südkoreanischen Insel Eocheong im Gelben Meer ins Wasser gestürzt. Ein Objekt, das wahrscheinlich Teil der Rakete sei, sei aus dem Wasser gezogen worden.
Der Flug der neuartigen Trägerrakete mit dem Aufklärungssatelliten „Malligyong-1“ sei zunächst normal verlaufen, berichteten Nordkoreas Staatsmedien unter Berufung auf die nationale Behörde für Raumfahrtenwicklung. Dann seien jedoch Probleme bei der Zündung der zweiten Raketenstufe aufgetaucht und die Rakete habe an Schubkraft verloren. Die „schwerwiegenden Fehler“ würden jetzt untersucht, um so bald wie möglich den zweiten Satellitenstart folgen zu lassen.
Nordkorea hatte den Start vorher angekündigt und Japan informiert, dass das Startfenster vom 31. Mai bis zum 11. Juni reiche. Es war der erste Versuch eines Satellitenstarts des Landes seit 2016 und der erste mit einem mutmaßlichen Spionagesatelliten.
„Bei diesem angeblichen Weltraumstart wurden Technologien eingesetzt, die in direktem Zusammenhang mit dem nordkoreanischen Programm für ballistische Interkontinentalraketen stehen“, teilte der nationale Sicherheitsrat der USA am Dienstagabend (Ortszeit) mit. Deeskalation mit diplomatischen Mitteln sei immer noch möglich, aber Pjöngjang müsse seine provokativen Handlungen sofort einstellen.
UN-Resolutionen verbieten Nordkorea den Start von ballistischen Raketen. Dabei handelt es sich in der Regel um Boden-Boden-Raketen, die - je nach Bauart - auch mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden können. Nach einer beispiellosen Serie von Raketentests im vergangenen Jahr hat Nordkorea auch in diesem Jahr wieder mehrfach atomwaffenfähige Raketen getestet. Die Raumfahrt- und Langstreckenraketen beruhen weitgehend auf derselben Technik.
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