Toter Versicherungschef - Verdächtiger sieht sich als „Held“ | FLZ.de

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Veröffentlicht am 11.12.2024 13:39, aktualisiert am 11.12.2024 16:55

Toter Versicherungschef - Verdächtiger sieht sich als „Held“

Luigi M. wird am Dienstag, 10. Dezember, in das Gerichtsgebäude von Blair County gebracht. (Foto: Benjamin B. Braun/Pittsburgh Post-Gazette via AP/dpa)
Luigi M. wird am Dienstag, 10. Dezember, in das Gerichtsgebäude von Blair County gebracht. (Foto: Benjamin B. Braun/Pittsburgh Post-Gazette via AP/dpa)
Luigi M. wird am Dienstag, 10. Dezember, in das Gerichtsgebäude von Blair County gebracht. (Foto: Benjamin B. Braun/Pittsburgh Post-Gazette via AP/dpa)

Der Verdächtige im Fall der tödlichen Schüsse auf den Chef eines US-Versicherungskonzerns sieht sich nach Einschätzung der Polizei als „Held“. Das geht aus einem Bericht der Polizei in New York hervor, der der „New York Times“ und dem Sender CNN vorliegt. 

„Er schien die gezielte Tötung des höchsten Unternehmensvertreters als symbolischen Schlag und direkte Aktion gegen die angebliche Korruption und die „Machtspiele” des Unternehmens zu betrachten“, zitieren die Medien aus dem Bericht. Sich selbst sehe Luigi M. als eine Art Held, der endlich beschlossen habe, gegen solche Ungerechtigkeiten vorzugehen.

Polizei warnt vor Nachahmern

Die Polizeibeamten hätten auch die Befürchtung geäußert, dass der 26-Jährige als „Märtyrer und Vorbild“ gefeiert werden und Nachahmer inspirieren könnte. Der Bericht stütze sich auf ein 262 Worte langes, handgeschriebenes „Manifest“, das der Mann bei seiner Festnahme am Montag bei sich gehabt habe. 

Auch ein Notizbuch fanden die Ermittler bei dem Mann, das detaillierte Planungen für eine derartige Tat enthält. Darin werde unter anderem geplant, zu einer Konferenz zu gehen und einen Chef zu töten, berichteten US-Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise. „Es ist gezielt, präzise und kein Risiko für Unschuldige“, wurde daraus zitiert.

Der 26-Jährige stammt US-Medien zufolge aus einer wohlhabenden Familie in Baltimore. Er sei auf Privatschulen und eine renommierte Universität gegangen. Zuletzt habe er aber weniger Kontakt mit Familie und Freunden gehabt.

Widerspruch gegen Auslieferung nach New York

Brian Thompson, der 50 Jahre alte Chef des milliardenschweren US-Versicherers United Healthcare, war am Mittwoch voriger Woche nahe dem New Yorker Times Square aus nächster Nähe niedergeschossen worden und in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben. Die von Überwachungskameras gefilmte Tat und die öffentliche Fahndung nach dem Täter machten weltweit Schlagzeilen. 

Der Schütze flüchtete zunächst auf einem Fahrrad und verschwand dann. Am Montag wurde er im Lokal einer Fast-Food-Kette in der Stadt Altoona im Bundesstaat Pennsylvania aufgespürt. Ein Mitarbeiter des Lokals, das etwa fünf Autostunden von New York entfernt liegt, alarmierte die Polizei, nachdem ein Kunde den Mann auf Fahndungsfotos erkannt hatte. Stunden nach der Verhaftung wurde der Verdächtige in Manhattan unter anderem wegen Mordes angeklagt. Gegen eine Auslieferung nach New York legte er zunächst Widerspruch ein. 

Wut, Verzweiflung und Frust über Versicherungsbranche in den USA

Der Mord an Thompson hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt, die USA aufgewühlt - und Wut und Verzweiflung vieler Amerikaner mit dem US-Gesundheitssystem und der Versicherungsbranche offengelegt. Manche Menschen feierten den Täter im Internet gar als „Rächer“, andere verurteilten den Mord zwar, machten gleichzeitig aber auch ihrem Frust über die Versicherungsbranche Luft.

© dpa-infocom, dpa:241211-930-314700/2


Von dpa
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