Nach seinem Sieg beim Klassiker Gent-Wevelgem als erster afrikanischer Radprofi ist Biniam Girmay von den damit verbundenen Hoffnungen überwältigt.
„Ob ich ein Geschenk für den Radsport bin? Als erster Afrikaner zu gewinnen, bringt Druck mit sich. Jeder schaut einen an und redet über einen. Ich fühle jetzt diesen Druck. Ich sehe mich nicht als Vorbild“, sagte der 21-Jährige einen Tag nach seinem Coup. Am Morgen nach Girmays sensationellem Sieg bei dem belgischen Kopfsteinpflasterrennen hatten zahlreiche Fans und Medienvertreter vor seinem Hotel gewartet.
Der U23-Vizeweltmeister fühlte sich vor allem müde. „Ich habe 1000 Nachrichten bekommen“, berichtete Girmay. „Ich habe mit meiner Frau telefoniert, sie konnte das ganze Rennen verfolgen. Sie hat geweint.“ Noch am Montag machte sich Girmay via Paris auf den Weg in sein Heimatland Eritrea. „Solche Siege sollte man mit der Familie feiern. Ich möchte gern nach Hause und es wird viele Feiern geben.“
Die Flandern-Rundfahrt am Sonntag lässt Girmay wie geplant aus. Seine nächsten Renneinsätze sind bei Eschborn-Frankfurt am 1. Mai und dann vom 6. Mai an beim Giro d'Italia eingeplant. Girmay hofft, dass sich der Trubel um ihn bis dahin gelegt hat. „Ich mag es, Rennen zu fahren und zu gewinnen. Aber ich mag die Aufmerksamkeit und die Kameras nicht. Dafür bin ich nicht bereit.“
Girmay war über das Entwicklungsprogramm des Weltverbandes UCI in den Profiradsport gekommen. In Afrika hofft man nun auf weitere Siege, um somit mehr Menschen zum Radsport zu bewegen. 2025 findet in Ruandas Hauptstadt Kigali die Straßenrad-WM und damit das größte Rennen der UCI erstmals in Afrika statt.
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