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Veröffentlicht am 19.01.2023 08:22

Anekdotenreicher Start ins Jubiläumsjahr

In der Aula trafen sich beim Tag der Begegnung viele ehemalige Schülerinnen. Das Foto zeigt Rektor Marcus Pfalzer bei der Begrüßung und hinter ihm Zehntklässler mit einem Porträt des Stifters Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst. (Foto: Jürgen Binder)
In der Aula trafen sich beim Tag der Begegnung viele ehemalige Schülerinnen. Das Foto zeigt Rektor Marcus Pfalzer bei der Begrüßung und hinter ihm Zehntklässler mit einem Porträt des Stifters Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst. (Foto: Jürgen Binder)
In der Aula trafen sich beim Tag der Begegnung viele ehemalige Schülerinnen. Das Foto zeigt Rektor Marcus Pfalzer bei der Begrüßung und hinter ihm Zehntklässler mit einem Porträt des Stifters Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst. (Foto: Jürgen Binder)

Locker ging es zu beim Tag der Begegnung, mit dem die Edith-Stein-Realschule in ihr Jubiläumsjahr gestartet ist. Deutlich entspannter jedenfalls als zu den Zeiten, in denen in der Bildungseinrichtung noch Ordensschwestern das Sagen hatten. Für viele Absolventinnen war es ein Wiedersehen. Es gab reichlich Anekdoten zu erzählen.

Rektor Marcus Pfalzer, der die 150 Jahre alte Lernstätte seit 2020 leitet, freute sich darüber, dass so viele ehemalige Schülerinnen, darunter auch Angehörige älterer Jahrgänge, der Einladung gefolgt waren. Er skizzierte kurz die Umstände der Gründung der katholischen Mädchenschule und erinnerte an den Stifter, Kurienkardinal Gustav-Adolf Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, sowie an dessen Freund, den Ministerpräsidenten des damaligen Königreichs Neapel, der zu einem wichtigen Mäzen der Schule wurde.

Vielsagender Brief aus dem Jahr 1868

Bis zum Start des Unterrichtsbetriebes 1873 sei es aber ein weiter Weg gewesen, erklärte Pfalzer. Es habe offenbar auch lange Diskussionen über die Notwendigkeit eines solchen Schultyps in der Stadt gegeben. Aus dem Jahr 1868, also fünf Jahre vor der Eröffnung, datiere ein Brief, in dem argumentiert werde, dass die weibliche Schuljugend im Raum Schillingsfürst „bei dem geweckten Geiste, dem lebhaften Wesen, dem sittlichen und finanziellen Zustande der Bevölkerung für ihren künftigen Lebensweg einer möglichst großen Schulbildung und einer wohlgemessenen, strengen Zucht bedarf“.

Das Datum für den Tag der Begegnung im Jubiläumsjahr sei bewusst gewählt worden, denn Mitte Januar 1873 seien zwei Schulschwestern in ihren Dienst als Lehrerinnen eingeführt worden, erklärte Pfalzer. Von den Ordensschwestern seien zwar viele Generationen von Mädchen über die Jahrzehnte streng erzogen worden. Es dürfe aber dabei nicht vergessen werden, welche Bedeutung die Schule für die Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung von Frauen in der Region gespielt habe.

Das Internat sei 1992 aufgelöst worden. Vor sieben Jahren habe sich die Realschule dann auch für Jungen geöffnet. Aktuell würden in der Lernstätte 210 Kinder und Jugendliche unterrichtet, darunter 90 männliche. Das Geschlechterverhältnis sei inzwischen also fast ausgeglichen, so Pfalzer. Viele Anwesende mussten schmunzeln, als er aus einer Zimmerordnung aus früheren Internatszeiten zitierte. Den jungen Bewohnerinnen wurde darin ausdrücklich verboten, auf die zum Mobiliar gehörenden Hocker zu steigen. Die Nutzung elektrischer Geräte im Zimmer war untersagt, wobei es Handys noch nicht gab, weshalb das Befolgen der Anweisung damals wohl leichter fiel, als es heute der Fall wäre.

Auch von vorgegebenen Duschzeiten war in der Zimmerordnung die Rede. Hier meldete sich eine frühere Internatsschülerin zu Wort, die Genaueres wusste. „Geduscht werden durfte immer mittwochs und maximal sieben Minuten“, erzählte sie.

Vom „Nonnenbunker” zum „Institut”

Bürgermeister Michael Trzybinski sorgte mit seinen auf die Schule bezogenen persönlichen Erinnerungen ebenfalls für Erheiterung. Im Volksmund habe die Lernstätte früher „der Nonnenbunker“ geheißen, später dann „das Institut“. Die Qualität der dort angebotenen Bildung sei aber stets unstrittig gewesen in der Region. Die Absolventinnen hätten bei Bewerbungen für Ausbildungsplätze immer sehr gute Karten gehabt, so der Rathauschef.

Anschließend wurden Interessierte durch das Schulhaus geführt und durften auch ein früheres Internatszimmer betreten, in dem sich noch die Originaleinrichtung der 1980er Jahre befindet. Für Katrin Röder aus Gunzenhausen war das ein besonderer Moment, denn genau in diesem Zimmer hatte sie während ihrer Internatszeit bis 1992 gelebt.

Monika Gotzig aus Rothenburg und Traudl Becker, die bei Buch am Wald aufgewachsen ist, schauten sich dort ebenfalls interessiert um. Die beiden hatten ihre Internatszeit in Schillingsfürst zwischen 1963 und 1967. Leicht sei das nicht gewesen, erzählten sie. Der Heimatort blieb trotz relativer Nähe unter der Woche unerreichbar, denn die Internatsstatuten untersagten jegliches Pendeln, was aber ohnehin auch an fehlenden Busverbindungen gescheitert wäre.

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