Es mag zunächst ein wenig abstrus klingen, aber Rokoko ist im Internet-Zeitalter angekommen: Dank der Zusammenarbeit mit dem Instagram-Blogger Constantin Pelka wurden die am Sonntag zu Ende gegangenen Festspiele in alle Welt exportiert. Das Feedback war erstaunlich – erstaunlich positiv.
Diese Kooperation zwischen der Stadt als Veranstalter und dem aus Herrieden stammenden Netz-Aktivisten mit Sinn und Herz für das Erbe der Vergangenheit kam in diesem Jahr erstmals voll zum Tragen. Wenn man so will, ist Pelka in Sachen Barock ein alter Hase. Er hat Kunstgeschichte studiert und während dieser Zeit die schon von Kindesbeinen an bestehende Leidenschaft für diese Epoche des 18. Jahrhunderts noch ausgebaut.
Die Ansbacher dürfen auf ihre Stadt ein bisschen stolzer sein.
Da „Barock aber kein Thema im Studium war“, wie er mit einem breiten Grinsen erzählt, setzte er sich selbst sehr intensiv damit auseinander. 2020 ging er erstmals mit seinem Instagram-Account „baroqueblockbuster“ an den Start. Es ging darum, „auch die Menschen mit dem Thema abzuholen, die nicht Kunstgeschichte studiert haben, aber dennoch davon fasziniert sind“.
Spricht Pelka von dieser Epoche, glänzen seine Augen. Natürlich sei diese Zeit vor nunmehr rund 300 Jahren ganz anders als die Gegenwart gewesen, und doch zeigen sich mitunter nicht selten Parallelen. Damals wie heute habe sich der Großteil des Geldes im Eigentum einer kleinen Gesellschaftsschicht befunden, der entscheidende Unterschied ist für Pelka die persönliche Freiheit. „Im Barock möchte ich nicht gelebt haben“, gibt der 33-Jährige unumwunden zu. Die Mentalität der Menschen sei eine ganz andere gewesen, „und doch hatten sie ganz ähnliche Probleme“.
Gleichwohl ist diese Epoche aus Sicht eines kunstliebenden Betrachters ein Faszinosum. Warum? Pelka macht das am Beispiel eines Hinguckers mitten in Ansbach fest. Die Hauptattraktion der Residenz im Festsaal ist das mit einem Deckenfresko geschmückte Spiegelkabinett. Pelka wandelte dort schon häufig auf den Spuren des Markgrafen, „immer wieder gibt es da etwas zu entdecken, immer wieder sehe ich im Spiegelkabinett neue Details“.
Über 800 Orte des Barock inklusive viele in touristischer Hinsicht noch weitgehend unbekannte „Perlen“ hat Pelka bereits besucht und für seinen Blog aufbereitet. Aus der Sicht eines Profis, aber mit Blick auf die verständliche Umsetzung für Laien. „Lust machen und Barrieren abbauen“ will er mit seinen Texten und Bildern: „Kunst muss zugänglich sein.“
Ein Vorhaben, das ihm zu gelingen scheint. Satte 188.000 Follower aus aller Welt – also Menschen, die seinen Kanal abonniert haben – weiß Pelka hinter sich. Kunst, im speziellen die Ära des Barock, und Internet zu vereinen – das hatte vor ihm in Deutschland noch keiner gewagt. Nach der Premiere vor drei Jahren kam ein Stein ins Rollen, für ihn ist sein Blog auf Instagram längst „eine Herzensangelegenheit, eine Passion, mein Lebensthema“. Er bietet Einblicke hinter die Kulissen und will den Besuchern seiner Seite „visuelle Appetitmacher mitgeben“.
Das Rokoko-Erbe Ansbachs ist phänomenal.
In den vergangenen Tagen gab es davon in Ansbach so einige. Pelka hat in Wort und Bild ausführlich berichtet – allein 50.000 Menschen nahmen an einem Gewinnspiel teil, bei dem die Sieger Ansbach erkunden und die Festspiele besuchen durften und zudem eine Übernachtung spendiert bekamen. „Diese Reichweite könnten wir selbst nie erzielen“, erklärt Kulturreferentin Nadja Wilhelm begeistert über diesen Marketing-Dreh. Für Pelka sind es zwei Partner, die an einem Strang ziehen.
Der Wahl-Münchner selbst hat den Vorteil, die Stadt genau zu kennen, Themen aber mit offenem Blick von außen zu betrachten. „Das Rokoko-Erbe Ansbachs ist phänomenal“, findet er und sagt: „Die Ansbacher dürfen ein bisschen stolzer auf ihre Stadt sein.“
Die Resonanz gerade aus Übersee auf die Festspiele sei sehr gut gewesen. „Die Kanadier etwa lieben es.“ Zahlreiche Teilnehmer der „Barock-Crew“, wie er seine Follower liebevoll nennt, hätten Ansbach jetzt fest für einen Besuch vorgemerkt.