Fünfmal spielte der FC St. Pauli bereits in der Fußball-Bundesliga. Ausgerechnet im Stadtderby beim großen Rivalen Hamburger SV kann der Tabellenführer der zweiten Liga (18.30 Uhr/Sky) den sechsten Aufstieg perfekt machen.
Es wäre das erste Mal in der langen Historie der beiden Clubs, dass die Kiezkicker in einer Liga über dem sechsmaligen deutschen Meister spielen würden.
Vor 47 Jahren trennten beide Hamburger Rivalen noch Welten. Der HSV war gerade Europapokalsieger geworden. Und der FC St. Pauli hatte trotz des ersten Bundesliga-Aufstiegs der Vereinsgeschichte noch nichts mit dem Kultclub zu tun, zu dem er später wurde. Verschuldet, zerstritten und sportlich nicht konkurrenzfähig irrlichterte man durch das erste Erstliga-Jahr. Ein großer Fehler war, die Heimspiele im spärlich gefüllten Volksparkstadion statt am eigenen Millerntor auszutragen. Höhepunkt einer ansonsten desaströsen Saison: Ein 2:0 gegen den großen HSV im ersten Derby.
Der ehemalige HSV- und St. Pauli-Trainer Willi Reimann bezeichnet diese Zeit im Nachhinein als „Geburtsstunde des FC St. Pauli als Kultclub und Zuschauermagnet“. Linke und Autonome zog es in Massen zu den Spielen des Clubs. Eine Mannschaft mit lauter Hamburger Jungs wie Andre Golke und Andre Trulsen schaffte mit dem vom Reimann-Assistenten zum Cheftrainer beförderten Helmut Schulte den Aufstieg. Drei Jahre hielt sich St. Pauli in der Bundesliga - länger als jemals davor und danach.
Der Patriarch Heinz Weisener als Präsident und der konservative Uli Maslo als Trainer passten auf den ersten Blick überhaupt nicht zum FC St. Pauli. Und als Maslo nach dem Aufstieg ein viel zitiertes Sportstudio-Interview gab („Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“), war er bei vielen Fans auch tatsächlich unten durch. Dennoch schaffte der frühere Trainer von Schalke 04 und Borussia Dortmund mit seinem Team zumindest in der ersten Saison den Klassenerhalt. Und in der Abstiegssaison 1996/97 kehrte auch noch ein alter Bekannter als Manager zurück: Helmut Schulte.
Dieser Erstliga-Aufstieg war von allen der überraschendste. Denn nur ein Jahr zuvor wäre St. Pauli beinahe in die Regionalliga abgestiegen. Ähnlich wie 1977 war die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth in der Bundesliga aber chancenlos und wurde ein Jahr nach dem Abstieg 2002 sogar bis in die Drittklassigkeit durchgereicht. Ähnlich wie 1977 blieb aber auch diesmal ein Spiel nachhaltig in Erinnerung: der 2:1-Erfolg gegen den FC Bayern München, der danach mit dem legendären „Weltpokalsiegerbesieger“-T-Shirt gewürdigt wurde.
Von der Regionalliga bis in die Bundesliga - dieser Aufstieg gelang mit dem Trainer und Ex-Spieler Holger Stanislawski in nur vier Jahren. Durch ein Tor von Gerald Asamoah gewann St. Pauli im Februar 2011 auch das Stadtderby gegen den HSV mit 1:0. Doch danach holten die Hamburger in den letzten zwölf Spielen nur noch einen Punkt und fielen vom 15. auf den letzten Tabellenplatz zurück. Sein vorerst letztes Bundesliga-Spiel verlor der FC St. Pauli am 14. Mai 2011 mit 1:2 beim FSV Mainz 05. Ein St.-Pauli-Stürmer damals: Max Kruse. Der Mainzer Trainer hieß Thomas Tuchel.
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