In den Sommermonaten verwandeln sich viele Gärten in Urlaubsoasen. Dann stehen dort wieder die Aufstellpools. Kinder toben fröhlich im erfrischenden Wasser, Erwachsene lassen sich entspannt auf Luftmatratzen treiben.
Im eigenen Schwimmbecken planschen ist spätestens seit der Corona-Pandemie zum Trend geworden. Doch in trockenen Regionen sieht man das zunehmend kritisch. Ist der private Pool angesichts von Klimaerwärmung und Wassermangel noch vertretbar?
In Bad Königshofen fällt das heimische Bade-Vergnügen schon seit einiger Zeit aus. Die Gemeinde liegt im Norden Bayerns, der regelmäßig unter Trockenheit ächzt. „Die Niederschläge sind in den letzten Jahren sehr stark zurückgegangen“, sagt Bürgermeister Thomas Helbling. Dadurch stößt die Trinkwasserversorgung im Sommer wegen der niedrigen Grundwasserpegelstände an ihre Grenzen.
In den vergangenen fünf Jahren hat die Gemeinde deshalb vier Mal in der warmen Jahreszeit den Verbrauch eingeschränkt: den Garten zu gießen, das Auto zu waschen, Sportplätze zu sprengen und eben auch Pools zu befüllen ist dann verboten. Auch in diesem Jahr wird es nach Angaben von Helbling wieder so sein.
2,1 Millionen private Pools gibt es nach Angaben des Bundesverbands Schwimmbad & Wellness in Deutschland, zwei Drittel davon sind Aufstellbecken oder in den Boden eingelassene Freibäder. Angesichts von 18 Millionen Eigenheimen sieht der Verband jedoch noch großes Wachstumspotenzial. Aber kann die Wasserversorgung das überhaupt leisten?
„Gerade die Gartenbewässerung und die Befüllung von größeren Pools mit Leitungswasser in den Sommermonaten kann zum echten Problem werden“, sagt Bernd Düsterdiek vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. „Auch Rasensprenger verteilen in einer Stunde bis zu 800 Liter Trinkwasser.“ Der erhöhte Wasserverbrauch im Sommer könne stellenweise zu Engpässen führen, so dass Kommunen die Nutzung einschränken oder Verbote aussprechen müssten. Annähernd 30 Landkreise hätten dies mittels Allgemeinverfügungen im vergangenen Jahr getan.
Auch in der Gemeinde Panketal am Rande Berlins dürfen die Menschen von April bis September zu bestimmten Zeiten ihre Gärten nicht bewässern und Pools befüllen. Wie im vergangenen Jahr gelte das zwischen 17.00 und 21.00 Uhr, sagt Bürgermeister Maximilian Wonke. Eigentlich sollte diese Regelung dafür sorgen, dass das Wasserwerk in Spitzenzeiten nicht überlastet werde. Es habe aber auch dazu geführt, dass der Wasserverbrauch insgesamt gesunken sei, sagt er.
Dazu hat sich die Gemeinde nach Angaben von Wonke noch etwas weiteres einfallen lassen: Die Grundgebühr für den Wasseranschluss entfällt. Stattdessen zahlen alle nur noch das, was sie tatsächlich verbrauchen. Wer also einen großen Pool voll laufen lässt, muss tiefer in die Tasche greifen. „Wir sind gespannt, ob auch diese Maßnahme Wirkung zeigt“, sagt Wonke.
Natürlich sind die Pools nicht allein für den erhöhten Wasserverbrauch an heißen Tagen verantwortlich. Dann steige der Bedarf der Haushalte um 40 bis 60 Prozent, sagt Martin Weyand vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Doch immer mehr Menschen besitzen ihm zufolge einen Pool, der mehrere Tausend Liter Wasser schluckt. „So umfasst ein durchschnittlicher Aufstellpool von 3,66 Metern Durchmesser ein Volumen von 6500 Litern. Dies entspricht dem 52-Fachen des Tagesbedarfs einer Person.“
Dass die Menschen in Deutschland wieder mehr Wasser verbrauchen, beobachtet der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) seit 2018. Er vertritt mehr als 1500 kommunalwirtschaftliche Unternehmen, die rund 90 Prozent aller Menschen in Deutschland mit Trinkwasser versorgen. Im vergangenen Jahr lag der Verbrauch laut dem BDEW nach vorläufigen Berechnungen pro Person bei 125 Litern Wasser am Tag. Im Vergleich: 1990 hatte er noch bei 147 Litern gelegen, 2013 dann nur noch bei 121 Litern.
Die heißen, trockenen Sommer und ein anderes Freizeitverhalten haben die Sparanstrengungen nach VKU-Angaben aufgeweicht: Gerade während der Corona-Pandemie verbrachten viele Menschen mehr Zeit zu Hause, brachten ihren Garten auf Vordermann und bauten Pools auf. Das wirkt bis heute nach, denn die Urlaubsoase zu Hause will schließlich gepflegt werden.
Trotzdem sieht der VKU momentan keinen Grund zur Beunruhigung. „Die Sorgenfalten nehmen zu, aber wir sind in Deutschland gut aufgestellt“, sagt ein Sprecher. Doch zurücklehnen könne man sich nicht. Die Infrastruktur müsse fit für den Klimawandel gemacht werden und die Leute sich darauf einstellen, sorgsamer mit Wasser umzugehen.
Im baden-württembergischen Untereisesheim stand sogar kurze Zeit ein Bauverbot für neue Swimmingpools zur Debatte. Am Ende kam es aber nicht dazu. „Ein bauliches Verbot von Poolanlagen ist rechtlich sehr schwer haltbar“, begründet Bürgermeister Christian Tretow. Außerdem sei der Verwaltungsaufwand sehr groß gewesen. Stattdessen soll es nun eine Allgemeinverfügung geben, die im Fall einer Wasserknappheit das Befüllen von Pools untersagt.
In Bremer Kleingärten dürfen die Menschen bei Hitze dagegen höchstens in ein Planschbecken hopsen. Schwimm- und Badebecken seien gemäß der Gartenordnung schon seit vielen Jahren unzulässig, sagt die Vorsitzende des Landesverbands der Gartenfreunde, Viola Falkenberg. Erlaubt seien nur Planschbecken mit einem Durchmesser von maximal zwei Metern und höchstens einem halben Meter Höhe.
Etwas Ähnliches ist auch in Hannover geplant. In den Kleingärten dort sind nach Angaben der Stadt Schwimmbecken verboten, Aufstellpools bisher nicht. Diese werden aber kritisch gesehen, sagt Stadtsprecher Dennis Dix. „Insgesamt hat die Zahl der großen Pools aus Sicht des Kleingartenwesens überhandgenommen, oft gepaart mit einer in Kleingärten auftretenden Versiegelung der Aufstellfläche.“ Der Kleingärtner-Bezirksverband soll voraussichtlich im Herbst über ein Verbot der Aufstellpools entscheiden.
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