Federungssysteme am Fahrrad werden immer beliebter. Allein, weil sich laut Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands immer mehr ein Pedelec zulegen, sorgen Federn und Dämpfer für eine komfortablere Fahrt im Sattel. Denn E-Bikes werden selten ohne Federgabel ausgeliefert.
Aber nicht nur bequemer machen solche Konstruktionen das Radeln, sondern auch sicherer. Denn: Die Federung hat die Aufgabe, den Reifen möglichst immer am Boden zu halten. „Das verkürzt etwa den Bremsweg, sorgt in Kurven für mehr Fahrstabilität und hilft, Stürze zu vermeiden“, sagt Arne Bischoff vom Pressedienst-Fahrrad (pd-f).
Ein weiterer Grund, aus dem man die aufwendige Technik verbaut, kommt vor allem bei sportlichen Rädern hinzu: Sie verbessern die Fahrdynamik, was vor allem Mountainbiker willkommen heißen.
Hier sei die Bodenhaftung gefragt. „Weil mit dem Reifen am Boden fahrtechnisch schwierige Passagen sicherer und flüssiger zu bewältigen sind, Kollateraleffekt ist der Komfort“, sagt Bischoff.
Bei City- und Trekkingrädern verhalte es sich umgekehrt. „Für die meisten Alltagsradler ist der Komfort der Hauptgrund, sich für eine Federung zu entscheiden“, so Bischoff. Gewichtsoptimierte Rennräder fahren ohne komplexe Federungssysteme, allein weil diese zu schwer sind. Auf glattem Asphalt sind sie zudem kaum notwendig.
Komplexere Federungen verfügen immer auch über eine Komponente zur Dämpfung der Bewegungsenergie. Ihr kommt die Aufgabe zu, die Geschwindigkeit der Ein- und Ausfederbewegung zu regulieren, um kraftraubende Wippbewegungen während der Fahrt möglichst zu unterbinden, sagt Ulf Hoffmann als erfahrener Radreisender und Buchautor. Gäbe eine Federung die beim Einfedern aufgenommene Energie ungebremst wieder ab, würde das Fahrrad zu Bocksprüngen neigen.
Damit Schlaglöcher und Co. möglichst feinfühlig eingefangen werden, sollten sich sowohl die Federhärte als auch der Dämpfer einstellen lassen. Von billigen Federgabeln sollte man die Finger lassen, rät Hoffmann: „Dann lieber Starrgabeln und breitere Reifen verwenden.“
Federgabel: Das verbreitetste Federelement am Fahrrad. An Mountainbikes sind Federgabeln mittlerweile selbstverständlich. Auch Trekking- oder Cityräder sowie Gravelbikes werden oft mit ihnen ausgerüstet. Waren sie früher mit Stahlfedern verbreitet, sind heute Luftfedergabeln Standard, die über einen Öldämpfer verfügen.
Gängig sind Teleskopgabeln, die aus Standrohren und Tauchrohren gebaut sind. Fährt man über ein Hindernis, schiebt sich das Standrohr über das Tauchrohr. Wie weit das geschieht, beschreibt der Federweg.
Seltener sieht man Gabeln mit Gabelschaftfederung, bei der ein Elastomer zwischen Gabelkopf und Steuerrohr für mehr Fahrkomfort sorgt. „Das System bietet keinen so großen Federweg, ist aber sehr steif, bietet eine gutes Ansprechverhalten und ist wartungsärmer.“
Auch als Komfortmerkmal sind Federgabeln ein gutes Verkaufselement. „Deshalb werden viele Billigexemplare verbaut, die maximal federn aber nicht dämpfen und deshalb ihr Geld nicht wert sind“, sagt Hoffmann. Man sollte besser auf Modelle setzen, bei denen sich die Gabel auf das Fahrergewicht und den Fahrstil einstellen lässt - sowohl das Tempo des Einfederns (Druckstufe) als auch des Ausfederns (Zugstufe). „Gute Federgabeln lassen sich auch blockieren, im Idealfall per Fernbedienung vom Lenker aus.“
Zu den Nachteilen von Federgabeln gehört ihre Pflegebedürftigkeit. „Die meisten Gabelhersteller schreiben eine Wartung nach 50 bis 100 Betriebsstunden vor“, sagt der Hoffmann. Kostenpunkt in einer Fachwerkstatt oder beim Hersteller: rund 100 Euro. Nur versierte Hobbyschrauber könnten diesen „Gabelservice“ selbst erledigen und somit Kosten sparen, meint Arne Bischoff.
Rahmendämpfer: Der technisch korrekte Ausdruck ist Federbein. Rahmendämpfer werden die komfort- wie auch traktionsfördernden Bauteile am Rahmen laut pd-f nur umgangssprachlich genannt.
Man findet Federbeine vorrangig an Mountainbikes und „E-Bikes aus dem Hochpreissegment“, sagt Bischoff. Im Prinzip immer ist dann auch eine Federgabel verbaut. Bei diesen vollgefederten Bikes spricht man im Mountainbike-Bereich von Fullys („Full Suspension Bike“). „Als Faustformel gilt: Je ruppiger der Untergrund und je schneller die Fahrt, desto mehr Federweg wird benötigt.“
Ziel ist laut Bischoff, dass das Hinterrad dem Untergrund folgen kann und nach der Ein- oder Ausfederbewegung kontrolliert wieder in die Ausgangsstellung zurückkehrt. Will heißen: bestmögliche Bodenhaftung ist gefragt, um die Traktion zu erhalten. Es gibt am Markt eine Vielzahl an Varianten, wie dieses Prinzip umgesetzt wird.
Eine gefederte Sattelstütze kann eine Alternative zum gefederten Hinterrad für den Freizeitbereich sein. „Sie sind ein reines Komfortmerkmal und ändern an der Fahrdynamik gar nichts“, sagt Bischoff. Aber sie steigern den Komfort - weswegen sie meist an City- und Trekking-Bikes, manchmal auch Reiserädern, aber selten im Sportbereich zu finden sind.
Ein Vorteil von gefederten Sattelstützen ist laut Buchautor Hoffmann, dass sie sich leicht nachrüsten lassen. „Man sollte aber darauf achten, dass die Stütze zum Sattelrohrdurchmesser passt.“ Keinesfalls sollte man eine Federsattelstütze nachrüsten, wenn der Hinterbau bereits gefedert ist. „Die beiden System stehen quasi in Konkurrenz zueinander und können zusammen zu gefährlichen Situationen führen.“
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