Die französischen Ski-Fans trauten ihren Augen kaum, als Weltmeister Alexander Schmid sich mit einem Bierchen unter sie mischte.
In seiner gewohnt bescheidenen Art verzichte der Allgäuer nach seinem sensationellen WM-Titel am Mittwoch ausgelassene Sause. Stattdessen ging es nach einem klitzekleinen Après-Ski-Abstecher zurück nach Méribel, wo sich 28-Jährige mit Fans und Betreuern das ein oder andere Kaltgetränk gönnte.
Selbst bei seiner, für den Anlass eher gedämpften Gold-Party, hielt sich Schmid im Hintergrund. Für die Stimmung sorgten andere aus dem deutschen Team.
Eine exzessive Feier hätte sich der Techniker nach dem Titel im Parallelrennen zwar verdient gehabt, doch der Fokus richtete sich schnell auf den Riesenslalom an diesem Freitag (10.00 Uhr/Eurosport und ARD). Schon vor Schmids Gold-Coup standen die Medaillenchancen nicht schlecht - jetzt scheint fast alles möglich.
Alles bis auf Gold. Denn an Überflieger Marco Odermatt dürfte im Normalfall kein Vorbeikommen sein. Der Schweizer Abfahrts-Weltmeister fährt im Riesenslalom in seiner eigenen Liga, hat in diesem Winter bereits vier Weltcup-Rennen in dieser Disziplin gewonnen.
Schmid wartet in dieser Saison dagegen noch auf einen Podestplatz. Oft kratzte er am Podium, doch oft fehlte auch die volle Überzeugung, vorne reinzufahren. „Er hat teilweise nicht das Selbstvertrauen, dass er sich auch selber gut einschätzt“, sagte Bundestrainer Christian Schwaiger.
Ändert sich das nach Schmids Fahrt zu Gold? Er stufe sich zwar selbst immer eher ein bisschen runter, gestand der Oberstdorfer, „trotzdem habe ich mittlerweile ein sehr gesundes Selbstbewusstsein“.
Der Druck ist weg. Den Kampf um eine Medaille hat Schmid schon gewonnen. „Ich denke, dass man viel befreiter auffahren und einfach Spaß haben kann“, sagte der 28-Jährige. Er ist bereit für die nächste Medaillenparty. Die französischen Fans wären bestimmt wieder mit dabei.
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