Der Antiziganismusbeauftragte der Bundesregierung, Mehmet Daimagüler, hat die Karnevalsvereine zur aktiven Beteiligung am gesellschaftlichen Kampf für die Demokratie und gegen Rassismus aufgerufen. Karneval solle ein Fest der Demokratie sein, sagte Daimagüler am Rosenmontag. Er bezog sich damit auf einen Vorfall beim Fasching im oberbayerischen Landsberg, wo auf einem Umzugswagen mutmaßlich rassistische Parolen gerufen wurden. Sowohl der organisierende Verein als auch der Kreisverband der Landjugend hätten den Vorfall verurteilt.
„Dieser und andere Vorfälle zeigen, dass der Karneval ein Bereich ist, in dem der gesellschaftlich vorhandene Rassismus und Antiziganismus immer wieder zum Vorschein kommen. Dass rassistische Vorfälle verurteilt werden, ist wichtig, reicht aber nicht aus“, unterstrich Daimagüler, der als Anwalt unter anderem Nebenkläger im NSU-Prozess vertreten hatte. „Karnevalsvereine sind wichtige gesellschaftliche Akteure, und Brauchtum kann einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten.“
Die Vereine sollten sich deshalb nicht nur in der „Fünften Jahreszeit“, sondern das ganze Jahr über für die Stärkung der Demokratie einsetzen. Als positives Beispiel nannte Daimagüler den Karnevalsverein in Sankt Augustin, der eine Kundgebung „Jecken gegen Nazis“ mitorganisiert habe.
Zugleich gebe es immer wieder Fälle, in denen antiziganistische Stereotype in der Karnevalskultur reproduziert würden - mit Kostümen, Umzugswagen, Mottos oder Vereinsnamen. „Deshalb sollten Karnevalsvereine das Gespräch mit Selbstorganisationen der Sinti und Roma suchen, um darüber zu sprechen, wie eine Karnevalskultur geschaffen werden kann, die alle Teile unserer Gesellschaft anspricht und zusammenbringt, und niemanden herabwürdigt oder ausgrenzt.“
© dpa-infocom, dpa:240212-99-963380/2