Für den Ausbau der beeindruckenden Heimserie bedankten sich die Mitglieder von Borussia Dortmund mit warmem Applaus. Trainer Nuri Sahin und seine Mannschaft wurden nach dem 4:0 gegen den SC Freiburg freundlich empfangen, turbulenter wurde es auf der Mitgliederversammlung diesmal nur abseits der sportlichen Lage.
Denn diese hat sich nach dem achten Erfolg im achten Pflichtspiel zuhause etwas entspannt. „Ihr habt gestern mal ungefähr wieder gezeigt, was unsere Benchmark ist“, lobte Clubchef Hans-Joachim Watzke in seiner Rede das Team. „Das ist das, was ich mir auch für die nächsten Wochen wünsche.“ Und damit vor allem für das mit Spannung erwartete Duell mit dem FC Bayern am nächsten Samstag.
Zunächst aber muss der BVB in der Champions League am Mittwoch bei Dinamo Zagreb ran, erst dann folgt das Highlight gegen den Rekordmeister. Zur Wahrheit gehört allerdings, dass der deutsche Klassiker diesmal von einem echten Topspiel weit entfernt ist. Wegen seiner desaströsen Auswärtsbilanz liegt der BVB in der Tabelle schon jetzt zehn Punkte hinter den Münchnern, die ungeschlagen an der Tabellenspitze thronen.
„Lieber Aki“, wandte sich ein Mitglied zur Erheiterung der mehr als 1000 Anwesenden an Vereinsboss Watzke. „Im Stadion habe ich mich gefragt, ob du, wenn du eh schon in den Gremien der DFL vorstellig wirst, nicht nachfragen kannst, ob wir nicht einfach alle unsere 34 Bundesliga-Spiele im heimischen Westfalenstadion ausrichten dürfen.“
Ansonsten blieb am Sonntag nicht viel Raum für Scherze. Nach dem umstrittenen Sponsorendeal mit Rheinmetall kritisierten mehrere Mitglieder unter Applaus das Zustandekommen und die Kommunikation rund um den Rheinmetall-Deal. Später stimmte eine absolute Mehrheit der anwesenden Mitglieder für ein schnellstmögliches Ende des Deals sowie dafür, dass dieser nicht über die dreijährige Laufzeit hinaus verlängert wird. Rechtlich bindend ist der Antrag für die Geschäftsführung nicht.
„Das Wichtigste ist, dass wir unterschiedliche Meinungen und Ansichten mit Anstand und Respekt austragen können“, sagte Watzke. „Es war eine harte Entscheidung. Eine Entscheidung, die mir persönlich auch sehr viel abverlangt hat. Aber ich stehe dazu.“ Darüber hinaus gab es kritische Fragen auch in Bezug auf sportliche Entscheidungen, etwa, warum der BVB im Sommer Routinier Mats Hummels hat ziehen lassen.
Den Großteil parierte die Vereinsführung souverän. Es gab sogar eine Antwort auf die Frage, ob der auslaufende Vertrag von Sportdirektor Sebastian Kehl verlängert werden soll. „Es ist mein Wunsch, auch mit dir den Weg weiterzugehen“, sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken in Richtung von Kehl. Das aktuelle Arbeitspapier des 44-Jährigen läuft im Sommer 2025 aus.
Trotz des durchwachsenen Saisonstarts will Ricken auch den Weg mit Trainer Sahin langfristig gehen. „Wir haben mit Nuri, glaube ich, einen Top-Trainer, der mit jedem Spiel und jeder schwierigen Situation zu einem noch besseren Trainer wird“, sagte Ricken. Am liebsten aber würde der BVB zunächst gar nicht mehr in schwierige Situationen geraten, so wie es zuletzt nach fast jedem Auswärtsspiel der Fall gewesen war.
Vor dem Klassiker gegen die Bayern soll der erste Schritt dafür am Mittwoch in Zagreb gegangen werden. Ob dann der erkrankte Serhou Guirassy wieder dabei ist, ist noch offen. Gegen Freiburg hatten Maximilian Beier (7.), Felix Nmecha (40.), Julian Brandt (66.) und Jamie Gittens (77.) den Torjäger mit ihren Treffern erfolgreich gemeinsam vertreten.
„Das war eine sehr erwachsene Leistung“, sagte der aktuell gesperrte Kapitän Emre Can am Rande der Versammlung. „Zuhause sind wir eine Macht, das wissen wir.“ Und genau das soll auch die Basis für die angepeilte Aufholjagd der Borussia in der Bundesliga sein. Wenn dann auch noch Auswärtssiege dazu kommen, könnte diese tatsächlich gelingen.
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