Vor fremden Menschen seine größten Probleme auszusprechen - davor haben viele Menschen Hemmungen. Wer sich für eine Psychotherapie entscheidet, wünscht sich daher meist Einzelsitzungen.
Dabei hat die Gruppentherapie zu Unrecht das Image, eine Behandlung zweiter Klasse zu sein, wie es in der Zeitschrift „Finanztest“ heißt (Ausgabe 2/2023). Denn Studien zeigen, dass sie genauso gut wie Einzeltherapie wirkt. Ganz egal, ob Essstörungen, Depressionen oder Posttraumatische Belastungsstörungen in der Gruppe behandelt werden.
Ein Vorteil des Stuhlkreises gegenüber des Vieraugengesprächs: „Teilnehmende können lernen, wie sie auf andere wirken, sich mit Menschen austauschen, Ratschläge für ihren Alltag ableiten“, so der Psychotherapieforscher Prof. Bernhard Strauß von der Universität Jena. Oft entstehen in der Gruppe eine starke Verbundenheit und das Gefühl, dazuzugehören.
Die Gruppen können ganz unterschiedlich zusammengesetzt sein. Einige bestehen nur aus Patientinnen und Patienten mit der gleichen Problematik, andere sind bunt gemischt. Gemeinsam haben die Gruppen, dass sie - anders als Selbsthilfegruppen - von einem Therapeuten oder einer Therapeutin angeleitet werden.
Was ist mit der Sorge, dass die eigenen Probleme, die man in der Therapiesitzung teilt, weitergetratscht werden könnten? Alle Anwesenden verpflichten sich vorab schriftlich zu Verschwiegenheit.
Übrigens: Wenn man feststellt, dass die Gruppentherapie doch nichts für einen ist, kann man laut „Finanztest“ auf eine Einzeltherapie umsteigen. Beide Therapieformen können auch kombiniert werden.
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