Den emotionalen Höhepunkt aus deutscher Sicht gab es in Garmisch-Partenkirchen schon vor dem Rennen. Eine Woche nach seinem Rücktritt wurde Ex-Abfahrts-Ass Thomas Dreßen bei seinem Heim-Weltcup mit einer kurzen Zeremonie in den Ruhestand verabschiedet. Die Fans auf den Rängen zogen sich Masken mit dem Konterfei des Sportlers aus Mittenwald über, für den 30-Jährigen gab es eine kleine Trophäe als Erinnerung.
„Das heute hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herz“, sagte Dreßen in jenem Zielauslauf, in dem er 2020 die große Kandahar-Abfahrt gewonnen hatte. „Macht's gut.“
Seine ehemaligen Rennkollegen des Deutschen Skiverbandes (DSV) konnten in dieser bislang enttäuschenden Saison wieder mal keine vorderen Plätze einfahren. Beim Überraschungssieg des Franzosen Nils Allegre im Super-G wurde Simon Jocher 18., auch Romed Baumann schaffte es als 22. immerhin noch in die Punkteränge.
„Es war okay bis gut“, resümierte Jocher. „Ich bin zufrieden.“ Auch Baumann zog nach den völlig verkorksten Wochen zuletzt ein positives Resümee. Für Andreas Sander stand dagegen nur ein 36. Platz zu Buche. „Leider sehr enttäuschend“ sei der Renntag gewesen, „wieder mal“, räumte er ein.
Ganz vorne jubelten andere - allen voran der 30 Jahre alte Allegre, der in seiner Karriere zuvor noch nie auf einem Weltcup-Podest gestanden war. Zweiter wurde der Italiener Guglielmo Bosca, ebenfalls ein Podiums-Debütant, der 0,18 Sekunden langsamer war als Allegre. Rang drei belegte der Schweizer Loic Meillard (+0,25).
Der Schweizer Gesamtweltcup-Führende Marco Odermatt fuhr auf Platz vier und verpasste nach zuletzt elf Podestplätze nacheinander in diesem Winter erstmals wieder die Top 3. Der französische Speed-Shootingstar Cyprien Sarrazin kam eine Woche nach seinem sensationellen Doppelsieg in Kitzbühel nur auf Rang elf.
Im deutschen Ski-Team steht das Wochenende unter dem Zeichen der Abschiede. Beim zweiten Super-G am Sonntag (11.30 Uhr/ZDF und Eurosport) wird Josef Ferstl außer Konkurrenz seine Abschiedsfahrt vor dem Karriereende bestreiten. Wie er den Lauf als Ouvertüre für das Rennen angeht, das wusste er am Samstag noch nicht.
Dreßen und Ferstl werden dem deutschen Team künftig fehlen, das vor einem kleinen Neuanfang steht. Die zwei wollen dem DSV aber künftig weiter zur Verfügung stehen. Beide kündigten in Garmisch an, mit den Verantwortlichen des Verbandes rund um Sportvorstand und Alpinchef Wolfgang Maier reden zu wollen.
„Trainer im klassischen Sinn“ wolle er nicht werden, erklärte Dreßen. Er wolle seine Erfahrungen aber gern in irgendeiner Weise an die früheren Teamkollegen weitergeben, sagte er.
Ferstl machte indes keine Einschränkung. „Mein Herz brennt immer noch für den Skisport, das ist meine Leidenschaft. Wenn ich den DSV unterstützen kann, mache ich das in jeder Position“, sagte der 35-Jährige. Er wäre sich „auch nicht zu schade“, als Berater oder Trainer im Jugendbereich aktiv zu werden, unterstrich er.
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