Direktbank ING will Kundenzahl deutlich steigern | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 03.02.2023 12:00

Direktbank ING will Kundenzahl deutlich steigern

Der ING-Vorstandsvorsitzender Nick Jue bei der Bilanzpressekonferenz 2023 in Frankfurt am Main. (Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)
Der ING-Vorstandsvorsitzender Nick Jue bei der Bilanzpressekonferenz 2023 in Frankfurt am Main. (Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)
Der ING-Vorstandsvorsitzender Nick Jue bei der Bilanzpressekonferenz 2023 in Frankfurt am Main. (Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr strebt die Direktbank ING wieder deutlich stärkeres Kundenwachstum an. „Bei dem heutigen Zins ist jedes Wachstum profitabel“, sagte Vorstandschef Nick Jue am Freitag in Frankfurt. „Deshalb ist ein altes Ziel wieder zurück: zehn Millionen Privatkunden, aber jetzt für 2025.“

Diese Zielmarke hatte Jue kurz nach seinem Amtsantritt am 1. Juni 2017 schon einmal ausgegeben, später aber wegen des Niedrig- und Negativzinsumfelds kassiert. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das dieses Mal schaffen“, betonte der Niederländer. Punkten will die ING Deutschland auch mit Lockangeboten: „Ich glaube, dass der deutsche Markt noch sehr reagiert auf gute Konditionen.“

Die Zinsanhebungen sind gut fürs Geschäft

Nach der Zinswende der Europäischen Zentralbank müssen Banken seit Juli vergangenen Jahres keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken, sondern bekommen dafür inzwischen wieder Zinsen. Zudem verdienen Geldhäuser zum Beispiel an höheren Kreditzinsen.

Die Zinsanhebungen im Euroraum beflügelten in den vergangenen Monaten das Geschäft der ING Deutschland: Höhere Zinsen und gestiegene Kundeneinlagen in der zweiten Jahreshälfte ließen das Zinsergebnis zum Vorjahr um 14 Prozent auf rund 2,25 Milliarden Euro steigen.

Dennoch lagen sowohl das Vorsteuerergebnis mit 1,04 Milliarden Euro als auch der Überschuss mit 709 Millionen Euro 2022 um elf Prozent unter den Vorjahreswerten. Den Rückgang erklärte das zu 100 Prozent zur niederländischen ING gehörende Institut damit, dass es mit 460 Millionen Euro gut viermal so viel Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegte wie ein Jahr zuvor.

Keine Neugeschäfte mit Russland

Die Bank sei historisch in Russland engagiert bei Unternehmen, die „strategisch für die Rohstoff- und Energieversorgung in Europa“ zuständig seien, erklärte Risikochefin Sigrid Kozmiensky. Es handele sich überwiegend um Exportfinanzierung. Der Nettobestand sei inzwischen um rund 500 Millionen auf rund 900 Millionen Euro verringert worden. „Wir machen keinerlei Neugeschäft in Russland mehr“, sagte Kozmiensky.

In Deutschland hatte die Direktbank jahrelang unter dem Namen ING-Diba Kunden mit relativ hohen Sparzinsen gelockt. Doch Einlagen kosteten das Institut im Zinstief der vergangenen Jahre Geld. Daher setzte das Management verstärkt auf Hausbankkunden, die nicht nur Geld parken, sondern über Baufinanzierung, Verbraucherkredite oder Wertpapiersparen für Erträge sorgen.

Im Oktober hatte Jue angekündigt, dass sein Haus mit höheren Sparzinsen wieder auf Kundenfang gehen will. Die Zahl der Privatkunden erhöhte sich bislang allerdings kaum: Ende 2022 zählte die ING Deutschland etwas mehr als 9,1 Millionen Kundinnen und Kunden und damit 11.000 mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl derjenigen, die neben dem Girokonto mit regelmäßigem Geldeingang mindestens ein weiteres Produkt der Bank nutzen, stieg den Angaben zufolge von 2,26 Millionen auf 2,41 Millionen.

© dpa-infocom, dpa:230203-99-461556/5


Von dpa
north