Das Kalendermädchen scheint auf den ersten Blick nur eine urbane Legende zu sein. Ein Spukmärchen aus dem Hörensagen, das sich von Erzählung zu Erzählung weiterspinnt. Eine junge Frau habe sich einst zur Weihnachtszeit in ein abgeschiedenes Häuschen im Frankenwald in Bayern zurückgezogen, erzählt man sich. Dort soll sie von einem Psychopathen heimgesucht worden sein, der sie zwang, einen Adventskalender des Grauens zu öffnen.
Doch für Olivia Rauch, die Protagonistin in Sebastian Fitzeks (53) neuem Psychothriller „Das Kalendermädchen“, wird die Geschichte zur Spur auf der Suche nach den biologischen Eltern ihrer Adoptivtochter Alma. Vor elf Jahren wurde Alma als Baby unter mysteriösen Umständen zur Adoption freigegeben.
In ihrer streng unter Verschluss gehaltenen Adoptionsakte steht der Vermerk: „Identität der Eltern darf unter gar keinen Umständen jemals ans Licht kommen! Mutter droht Todesgefahr!!!“. Aber nun ist Alma todkrank und braucht dringend eine Knochenmarkspende. Unter genetischen Verwandten eine geeignete Spenderin oder einen geeigneten Spender zu finden, ist ihre letzte Chance.
Auf offiziellem Weg stößt Olivia auf taube Ohren. Daraufhin begibt sich die auf Gewaltverbrechen spezialisierte Psychologin auf eine verzweifelte Suche nach den biologischen Eltern von Alma und nach Antworten auf die Fragen: Was geschah vor elf Jahren? Und was hat es mit der Legende des Kalendermädchens auf sich?
Bei alledem wird die Dozentin mehr oder weniger freiwillig durch ihren hochbegabten, aber etwas eigenartigen Studenten Elias unterstützt. Dabei geraten die beiden immer mehr auch selbst in Gefahr. Jemand scheint ihre Nachforschungen genaustens zu verfolgen.
Für seinen neusten Thriller bedient sich Sebastian Fitzek des Phänomens moderner True-Crime-Mythen und der ewigen Frage nach Gut und Böse. In der Zeit springende Erzählstränge und kurze Kapitel mit zahlreichen Cliffhangern drängen zum Weiterlesen.
Fitzek springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, gibt immer nur einzelne Informationen preis, sodass sich langsam ein Bild zeichnet, manche Aspekte aber noch im Dunkeln bleiben. Durch die verschiedenen Erzählstränge sind Leserinnen und Leser der Protagonistin Olivia stets wenige Schritte voraus, doch fehlen die letzten Puzzleteile, um die ganze Geschichte zusammenzusetzen.
Gegen Ende des Buches wirken zahlreichen unvorhergesehene Wendungen nach dem kleinteiligen Aufbau zu Beginn aber etwas überzeichnet. Fitzek-Fans werden darüber wegen der spannenden Geschichte aber sicher hinwegsehen.
Nach seinem Debüt-Thriller „Die Therapie“ 2006 mauserte sich Fitzek schnell zum Krimi-Liebling der Deutschen. Mit seinen Psychothrillern landet der fünffache Vater seitdem zuverlässig auf Platz eins der Bestsellerlisten. Mittlerweile ist Fitzek der meistverkaufte Autor Deutschlands. Mehrere seiner Bücher wurden bereits verfilmt.
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