Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erstmals seit fast 20 Jahren wieder einen Verlust ausgewiesen. Die Notenbank mit Sitz in Frankfurt bezifferte das Minus auf 1,266 Milliarden Euro. Grund sind die gestiegenen Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation. Die normalerweise übliche Gewinnausschüttung an die nationalen Zentralbanken der Eurozone wie die Bundesbank fällt erneut aus. Die Deutsche Bundesbank legt an diesem Freitag ihren Geschäftsbericht vor.
Bereits im vergangenen Jahr gab es nach einem lediglich ausgeglichenen Ergebnis der EZB kein Geld für die 20 nationalen Notenbanken des Euro-Währungsraumes. Zum letzten Mal hatte die EZB im Jahr 2004 einen Verlust von damals 1,6 Milliarden Euro ausgewiesen.
Ohne die Auflösung der 6,6 Milliarden schweren Risikovorsorge wäre der Verlust im vergangenen Jahr deutlich höher ausgefallen. Aufgabe der EZB ist es allerdings nicht, Gewinne zu erzielen, sondern für Preisstabilität zu sorgen. Seit Sommer 2022 haben sich die Euro-Währungshüter mit einer beispiellosen Serie von zehn Leitzinserhöhungen in Folge gegen die zeitweise deutlich gestiegene Inflation im gemeinsamen Währungsraum gestemmt.
Die steigenden Zinsen an den Finanzmärkten führen zu steigenden Zinsausgaben aufseiten der Notenbanken, mit denen die Zinseinnahmen nicht Schritt halten. Zugleich verlieren die im Bestand befindlichen Vermögenswerte, bei denen es sich größtenteils um festverzinsliche Papiere mit langen Laufzeiten handelt, rechnerisch an Wert.
Dies dürfte die Bilanzen der Notenbank zunächst weiter belasten. Die EZB werde in den nächsten Jahren wahrscheinlich Verluste erleiden, danach aber voraussichtlich wieder nachhaltige Gewinne erzielen, teilten die Währungshüter mit. Unabhängig von möglichen Verlusten könne die EZB in jedem Fall „effektiv arbeiten und ihr Hauptmandat, die Wahrung der Preisstabilität, erfüllen“. Die Notenbank verwies auch auf ihre milliardenschwere Kapitalausstattung.
Unter dem Strich beliefen sich die Zinsausgaben der EZB auf 7,19 Milliarden Euro, im Jahr zuvor hatte die Notenbank noch Zinseinnahmen von 900 Millionen Euro verbucht. Die Abschreibungen bezifferte die EZB auf 38 Millionen Euro nach 1,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Personalkosten stiegen leicht von 652 Millionen auf 676 Millionen Euro. Die Gebühreneinnahmen aus der Finanzaufsicht legten auf 654 Millionen Euro zu nach 594 Millionen Euro im Jahr zuvor.
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