Der Begriff „Raumdeuter“ gebührt im Fußball hierzulande eigentlich Bayern-Star Thomas Müller - Andrej Kramaric hat ihn nach seiner Galavorstellung für die TSG 1899 Hoffenheim mal kurzerhand für sich beansprucht.
„Ich werde darüber nicht reden, aber ich fühle mich freier auf der Zehner-Position. Ich würde sagen, ähnlich wie Thomas Müller“, sagte der 32 Jahre alte Kroate nach dem 3:1-Sieg des Tabellensechsten gegen den VfL Bochum zum Auftakt des 14. Bundesliga-Spieltags im DAZN-Interview.
Kramaric verhalf den Hoffenheimern vor nur 16.023 Zuschauern am Freitagabend in Sinsheim zum so ersehnten zweiten Heimsieg in dieser Saison. Dank einer taktischen Umstellung von Trainer Pellegrino Matarazzo - Viererkette in der Abwehr und eine Raute im Mittelfeld - wirbelte der lauffreudige WM-Zweite von 2018 und WM-Dritte von 2022 mit riesigem Aktionsradius und viel Übersicht in der Offensive. „Andrej ist ein Feingeist, der braucht seine Räume. Er hat ein brutales Gespür für die Räume, fürs Spiel an sich“, lobte sein Mitspieler Grischa Prömel.
Nach dem Eigentor durch Bochums Erhan Masovic (32. Minute) erzielte Kramaric seinen fünften Saisontreffer (43.) und leitete das vorentscheidende 3:0 durch Ihlas Bebou (76.) ein. Der Treffer des Portugiesen Goncalo Paciencia (90.) kam zu spät für den VfL. Kramaric hat nun gegen alle aktuellen Bundesliga-Vereine im Oberhaus mindestens ein Tor geschossen - Bochum fehlte noch auf seiner Liste.
„Andrej auf der Zehner-Position zu bringen - da hat man heute gesehen, dass es eine gute Lösung war. Es war eine andere Art des Spiels“, meinte Matarazzo zufrieden. Der TSG-Rekordtorjäger, der sonst meist auf der Acht spielt, wollte seine Rolle gar nicht groß beurteilen. „Das ist der Job von euch und vom Trainer“, sagte Kramaric zu den Journalisten. Nur soviel: „Ich habe meine Räume gesucht, meine Räume gefunden. Es hat gut geklappt heute.“ Auf der Zehn habe er auch weniger Laufwege nach hinten gehabt.
Vergangene Woche bei der Niederlage in Mönchengladbach war Kramaric, allerdings auch leicht angeschlagen, nur von der Bank gekommen. „Wir wissen alle, dass der Trainer manchmal jüngeren Spielern eine Chance geben will. Aber Kramaric bleibt Kramaric: „Ich bin noch immer hoch motiviert, das habe ich heute gezeigt“, sagte er und fügte lachend hinzu: „Ich werde immer noch sauer, wenn ich nicht spiele.“
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