Ferngesteuerte Autos für Groß und Klein | FLZ.de

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Veröffentlicht am 13.03.2023 04:34

Ferngesteuerte Autos für Groß und Klein

RC-Cars gibt es in vielen Größen und Formen, darunter auch solche nach originalen Vorbildern wie etwa diesen Land Rover Defender. (Foto: Tamiya-Carson Modellbau/dpa-tmn)
RC-Cars gibt es in vielen Größen und Formen, darunter auch solche nach originalen Vorbildern wie etwa diesen Land Rover Defender. (Foto: Tamiya-Carson Modellbau/dpa-tmn)
RC-Cars gibt es in vielen Größen und Formen, darunter auch solche nach originalen Vorbildern wie etwa diesen Land Rover Defender. (Foto: Tamiya-Carson Modellbau/dpa-tmn)

Sind Sie schon mal ein E-Auto gefahren? Nein, ganz sicher nicht? Vermutlich doch, vielleicht kein ganz so großes. Aber der Erstkontakt mit Elektromobilität ist seit vielen Jahrzehnten oft ein RC-Modellauto. Lust, mal wieder so einen Flitzer zu steuern oder dem Nachwuchs einen zu schenken? Dann sollten Sie Folgendes wissen:

RC steht für Radio Controlled, also funkgesteuert. Bis weit in die 1960er Jahre hinein waren ferngesteuerte Flitzer allerdings durch ein Kabel mit der Fernsteuerung verbunden, sagt Andreas Berse.

Den Saft fürs Fahren holte das Auto aus Batterien, gelenkt wurde über einen Bowdenzug - die Kinder mussten daher mit einer kleinen Lenkrad-Box in der Hand hinterherlaufen, erinnert sich Berse, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Modell Fahrzeug“. Die „Leine“ zwischen Lenkbox und Auto bemaß dessen Aktionsradius

Anfang der 1970er Jahren begann dann der Siegeszug der funkferngesteuerten Modelle mit Sender und Empfänger für einen größeren Kundenkreis. Die Autos befreiten sich vom Kabel - angetrieben von E-Motoren und sogar kleinen Verbrennern.

E-Mobilität hat hier schon länger Vorfahrt

Autos mit Verbrenner waren lange oft leistungsfähiger, schneller und hielten länger durch. Sehr leistungsstarke, bürstenlose E-Motoren (Brushless-Technik) und leistungsstärkere Lithium-Ionen-Akkus haben aber seit etwa einem Jahrzehnt den Markt auf den Kopf gestellt und Verbrenner sehr weit zurückgedrängt, speziell im Einsteigerbereich.

„Kaum jemand hat mehr Bock, Benzin einzufüllen, einen Motor abzuschmieren und mit dem Anreißstarter wie beim Außenborder Startversuche zu machen“, nennt Berse einige der Arbeiten, die bei Verbrennern anfallen. Manche Liebhaber oder Rennkategorien setzen aber weiter darauf.

Von beidem gibt es Bausätze und Fertigmodelle. „RTR, ready to run, ist ein sehr starker Trend“, sagt Berse über fertig zusammengebaute, mit Fernsteuerung ausgelieferte und sofort einsatzbereite Modelle.

„Ich mach' die Box auf, schraube vielleicht die Karosserie drauf, lade die Akkus und fahr' los“, so Berse über die RTR-Vorteile. Beim Bausatz (Kit) ist das Auto dagegen mit sprichwörtlich jeder Schraube selbst zu montieren.

Schon ab etwa zehn Euro kann der Start gelingen

Auf was sollte man achten, wenn man die Renner an Kinder verschenken will? Die grundsätzliche Frage, die sich laut Dirk Horn dabei stellt: „Soll es ein einmaliger Zeitvertreib sein oder tatsächlich ein Heranführen an ein Hobby?“

Ein Spontankauf etwa im Kaufhaus könne zwar glücklich machen. „Aber nur für kurze Zeit“, meint Horn, der Präsident des Deutschen Minicar Clubs (DMC) ist. Denn der Kaufhaus-Flitzer sei ein in der Regel nicht erweiterbares Spielzeug.

„Das kann dem Kind Spaß machen, aber ich muss dann, wenn es weitermachen will, ein zweites Modell kaufen“, erklärt Horn. „Denn wenn man mal ein Ersatzteil braucht, kann die Beschaffung schwierig oder unmöglich sein.“

Im Handel gibt es Modelle in der Größe typischer kleiner Spielzeugautos schon für zehn Euro. Die Technik passt mittlerweile auch in den HO-Maßstab, also zur klassischen Modelleisenbahngröße. Hier werden aber bis zu dreistellige Beträge fällig, also sind HO-Funkflitzer eher etwas für ältere Jugendliche oder Erwachsene. Es gibt auch große Lkw im Maßstab 1:14 mit Sound, Licht und Koppelfunktion, sagt Berse. Die Preise dafür könnten vierstellig sein.

Es gibt auch Modelle für ganz Kleine

Beim Kauf für Kinder kann man nach den Altersangaben auf den Packungen gehen oder sich im Fachgeschäft beraten lassen. Es gibt Modelle etwa im Maßstab ab 1:24, die bei rund 20 Euro starten. Auch für Kleinkinder ab drei Jahre ist etwas dabei. Darunter etwa fantasiebetonte Modelle wie Buggys, dampfende Dinos auf Rädern oder furzende Kart-Fahrer mit einem „Häuflein“ als Helm.

Solche günstigen Modelle sind nicht nur einfacher gestaltet, sondern mit unter 10 km/h auch viel langsamer als größere. Bei kleineren Kindern raten die Experten eher zu Geländemodellen mit dicken Reifen, vor allem wenn auch draußen gespielt werden soll. „Die sind relativ robust und damit können die Kleinen ihre Grobmotorik verfeinern, ohne dass gleich etwas kaputt geht“, sagt Berse. 

„Man braucht ja schon ein kleines bisschen Verständnis - links, rechts und wenn das Auto auf einen zukommt, dann muss man genau andersherum denken“, sagt Dirk Horn. So nennt er grob das Einschulungsalter als einen guten Zeitpunkt für den Einstieg bei den größeren RC-Autos oder gar Bausätzen. Darunter sei es schwierig. Und als Erstes müsste man ja zumindest lesen können für die Bauanleitung.

Technik erkunden mit Bausatz-Hilfe

Wenn man den Eindruck hat, es könnte ein Hobby werden, rät Horn dazu, speziell bei etwas älteren Kindern ab etwa neun oder zehn Jahren gleich mit einem Bausatz anzufangen. Dabei sind weitverbreitete Maßstäbe 1:12, 1:10 und 1:8.

Auch erwachsenen Einsteigern rät er zu Kits, RTR-Autos oder vormontierten Sets, wo nur noch Teilarbeiten nötig sind. Bei letzteren können auch schon jüngere Kinder einsteigen. Die Preise dafür und bei Bausätzen beginnen bei etwa 80 bis 100 Euro.

Die Funkfernsteuerung kommt bei Kits dann mit etwa 100 Euro noch mal dazu. Die sogenannten Servos (ab je 20 Euro), die die Lenkbefehle im Auto auf die Lenkung übertragen, und ein Fahrtenregler (ab 15 Euro), der den Motor steuert, sind je nach Bausatzumfang auch noch nötig.

Die Ersatzteilversorgung ist laut Berse bei bekannten Marken wie etwa Absima, Carrera, Carson, Kyosho und Tamiya gegeben.

Bausätze sind kniffelig, aber kein Hexenwerk

Ältere Geschwister oder Eltern können beim Zusammenbau eines Kits helfen. Denn macht man den Karton auf, blickt man auf ganz ganz viele kleine Beutel mit Schrauben, Rädern, Kugellagern, Federn, Platten, einer unlackierten Karosserie und so weiter. Dann muss unter anderem geschraubt, geschnitten, lackiert und geklebt werden.

Aber auch das ist kein Hexenwerk. „Auf Messen haben wir häufig Schulklassen da“, sagt Horn. „Mit denen bauen wir an einem Vormittag so ein Auto mit unterschiedlichen Baugruppen zusammen.“

Bei einer Reparatur weiß man dann zudem genau, wie das Auto aufgebaut ist. Gerade in der Anfangsphase kommt man schnell mal an einen Kantstein, dann geht vielleicht ein Rad oder ein Querlenker ab.

Besser mit Vorsicht und Versicherung

Denn die Autos sind rasant. Die gängigen Einsteigermodelle dürften so zwischen 15 und 30 km/h laufen. „Das sind schon gute Geschwindigkeiten, und diese Fahrzeuge lassen sich auch mit relativ wenig Aufwand bis zu 50, 60 km/h abändern“, sagt Horn. Aber es gibt auch Modelle, die 120 km/h schnell werden können und beispielsweise für rund 700 Euro auch als Komplettset zu haben sind.

„Deswegen ist es wichtig, dass man entsprechend auf Plätzen fährt, wo es auch sicher ist.“ Das heißt auch, nicht auf Menschen oder Tiere zufahren oder überhaupt in deren Nähe fahren. Zudem gilt es, großen Abstand zu Dingen zu halten, die kaputt gehen können. Horn rät aber zu einem Versicherungsschutz, der so etwas abdeckt.

RC-Autos können ein geselliges Hobby sein

Am alleine Fahren kann man laut Vereinspräsident Horn schnell die Lust verlieren. „Denn bald haben Sie raus, wie schnell Sie auf Ihrem Teppich oder im Hinterhof an diesen und jenen Stellen fahren können.“

Vielleicht hat man generell zu wenig Freifläche für die oft unterarmlangen Renner.Oder man sucht Tipps fürs Schnellerwerden oder für bessere Akkuausbeute. Spätestens dann könnte die Suche nach einem Verein in der Nähe eine gute Idee sein. Horn verweist auf die Homepage des DMC-Dachverbandes, wo man regionale Ansprechpartner finden kann. Die Bahnen der Clubs sind rund 100 Meter lang.

Das Fahren im Verein kann den intensiven Umgang mit den Modellen schulen und den Fahrstil verbessern. Denn die kleinen Flitzer stehen richtigen Autos in den Einstellungsmöglichkeiten bei Reifen, Lenkung, Spur, Stoßdämpfern und so weiter in kaum etwas nach.

Generell stehen zwar der Austausch und das Fahren im Vordergrund, doch es geht auch um Wettbewerb: „Es kann aber schon mal ein, zwei Jahre dauern, bis man reif dafür ist, auch bei richtigen Rennläufen zu starten“, sagt Horn. Eine solche Karriere kann dann aber wie im „richtigen“ Motorsport auch bis hin zu Weltmeisterschaftsläufen in ganz vielen verschiedenen Kategorien führen.

Info: Versicherungsschutz für RC-Cars prüfen

Die kleinen RC-Flitzer können zuweilen extrem schnell werden und entsprechende Schäden verursachen. Dafür kann eine private Haftpflichtversicherung aufkommen.

Laut den unverbindlichen Musterbedingungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) deckt diese Schäden ab, die durch den Gebrauch von ferngelenkten Land- und Wasser-Modellfahrzeugen verursacht werden.

Der GDV rät, sich beim konkreten Versicherer zu erkundigen, was im Detail gilt. Etwa, in welchem Umfang Kinder mitversichert sind und wie es sich mit der Teilnahme an Sportveranstaltungen verhält.

Bei einer Mitgliedschaft in einem dem Dachverband Deutscher Mini Car Club angeschlossenen Vereine ist eine Versicherung dafür bereits inbegriffen: Auf abgesperrten Flächen ist das Fahrzeug versichert.

© dpa-infocom, dpa:230309-99-891626/2


Von dpa
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