Im Luxushotel Steigenberger hat es sich die beste Football-Liga der Welt gemütlich gemacht. Zahlreiche Zimmer wurden im Herzen von Frankfurt übergangsweise in NFL-Büros verwandelt, eine ganze Etage für das Spektakel mit zwei Saisonpartien angemietet.
Liga-Boss Roger Goodell genießt all die Festivitäten in der Mainmetropole und trug sich gar ins Goldene Buch der Stadt ein. „Wir werden uns nicht von den Märkten verabschieden, die für unser Wachstum wichtig waren. Und Deutschland war für unser Wachstum von entscheidender Bedeutung“, sagte Goodell in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Nur ein Jahr nach der Premiere in München zeigt sich mit dem von einer Mexiko-Absage begünstigten Doppelpack: Die NFL hat sich in Deutschland eingerichtet. 2024 wird wieder in der Allianz Arena gespielt, 2025 noch einmal in Frankfurt. Dass es danach weitergeht, gilt als sicher. „Wir hatten Interesse an anderen Städten in Deutschland“ berichtete Goodell. „Als wir das erste Mal nach Deutschland kamen, kamen wir 1990 nach Berlin. Das war ein Freundschaftsspiel, jetzt geht es um Spiele in der Regular Season. Es steht außer Frage, dass so ein Spiel in Berlin erfolgreich sein könnte.“
Goodell und sein Organisationsteam sind bemüht, große Namen in Deutschland spielen zu lassen. Und das gelingt. Im Vorjahr lief Legende Tom Brady auf, dieses Mal kam Super-Bowl-Sieger Kansas City Chiefs mit Star-Quarterback Patrick Mahomes. Und die Beteiligten sind von den Erfahrungen begeistert. „Die Fans waren laut und leidenschaftlich. Sie verstehen das Spiel. Es war großartig für die NFL, uns diese Möglichkeit zu geben. Ich würde mich freuen, noch einmal hier zu spielen“, sagte Mahomes am vergangenen Sonntag nach dem 21:14 im Spitzenspiel gegen die Miami Dolphins.
Der 28-Jährige ist derzeit das Gesicht der Liga. Als er vom Gastspiel in Frankfurt erfuhr, war er allerdings kurz geknickt: Mahomes hätte lieber in München gespielt, wo Chiefs-Partner FC Bayern beheimatet ist. Doch das Frankfurt-Erlebnis enttäuschte ihn nicht. „Das war eine atemberaubende Erfahrung. Ich habe überall Rot gesehen, in der ganzen Stadt. Wir haben richtig die Liebe gespürt“, sagte Mahomes, der nicht nur für den Sport zurück nach Deutschland kommen möchte. Auch den Besuch von Sponsoren oder einen Familientrip mit Frau Brittany und den Kindern kann er sich bestens vorstellen. In München würde er auch gerne noch einmal spielen, ließ der Quarterback durchblicken.
Die NFL boomt, in Deutschland besonders. Millionen Tickets hätte die Liga für die beiden Frankfurt-Spiele in diesem November verkaufen können. Auch die Partie zwischen Ex-Champion New England Patriots und Indianapolis Colts am kommenden Sonntag (15.30 Uhr/RTL und DAZN) war direkt ausverkauft. Die Stimmung ist exzellent - und komplett anders als von Deutschland gewohnt. Trennung von Fans, Anfeuerungsgesänge oder Pyrotechnik? All das war beim Football nicht zu beobachten. Stattdessen wirkte die Partie wie ein großes Volksfest der Football-Familie, die den Sport und das üppige Rahmenprogramm genoss.
Die reguläre Saison ist in Europa - in Großbritannien wird schon wesentlich länger regelmäßig gespielt - angekommen. Doch was ist perspektivisch mit dem Super Bowl, der am 11. Februar 2024 in Las Vegas steigt? „Wir haben bereits diskutiert, den Super Bowl in anderen Ländern auszutragen. Derzeit gibt es nicht viel Unterstützung für diese Idee. Aber wir schließen es für die Zukunft nicht aus. Vor allem, wenn wir internationale Franchises haben“, sagte Goodell.
Dies sei sogar „wahrscheinlicher“ als die Austragung der Playoffs in den USA. Dass es künftig mehr internationale Spiele geben wird, sicherte der Liga-Chef direkt zu: „Wir werden es tun. Wir werden unsere Serie ganz klar auf neue Märkte ausweiten. Es ist eher die Frage, wohin wir zuerst gehen.“ Der Erfolg der Spiele in London und in Deutschland habe die Aufmerksamkeit anderer Länder geweckt. „Es gibt andere Märkte, die diese Spiele ausrichten wollen, und wir sind dabei, dies aktiv auszuloten.“
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