Das Minimalziel ist erreicht, der Gegner im Viertelfinale noch unbekannt: Das letzte Gruppenspiel rückt für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft in den Hintergrund. Gegen Frankreich geht es für den Vizeweltmeister am Dienstag (12.20 Uhr/MagentaSport) nur noch um die Platzierung in der Gruppe B. „Es wird kein Warmlaufen für das Viertelfinale“, warnte Kapitän Moritz Müller. „Wir wollen mit einem guten Gefühl in die nächste Runde gehen und dürfen den Fuß nicht vom Gas nehmen.“
In der Runde der besten Acht gibt es drei mögliche Gegner: Weltmeister Kanada, Gastgeber Tschechien oder Lieblingsgegner Schweiz. 2010, 2021 und im vergangenen Jahr waren die Schweizer für die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes das Sprungbrett ins Halbfinale. Auch bei Olympia-Silber 2018 setzte sich die deutsche Mannschaft in der K.o-Runde gegen die Eidgenossen durch. „Irgendwie wiederholt es sich immer“, schmunzelte Dominik Kahun, der für den SC Bern in der Schweiz aktiv ist.
Auch Deutschlands bester Torschütze JJ Peterka würde sich auf ein Duell mit den Schweizern freuen. „Es macht immer Spaß, gegen sie zu spielen. Sie haben vielleicht etwas Angst vor uns, wenn man die letzten Jahre anschaut“, sagte der NHL-Star der Buffalo Sabres. In Ostrava traf der frühere Münchner bislang fünfmal. Peterka war auch beim 3:1-Erfolg über die Schweiz bei der WM 2023 im lettischen Riga erfolgreich.
Die Schweizer zeigten bislang ein durchaus beeindruckendes Turnier. Mit sieben NHL-Profis ist das Team von Trainer Patrick Fischer nicht mehr nur ein Geheimfavorit, bezwang Gastgeber Tschechien in Prag nach Penaltyschießen. Die Euphorie um die „Nati“ mit Kapitän Roman Josi von den Nashville Predators ist enorm, nicht nur bei den Fans. „Roman Josi schreitet übers Eis wie einst Jesus übers Wasser“, jubelte das Schweizer Nachrichtenportal „Watson“ nach dem 8:0-Erfolg gegen Dänemark.
Die Wahrscheinlichkeit einer Viertelfinal-Wiederholung bei der WM in Tschechien ist gegeben. Der mögliche Gegner wird allerdings erst am Dienstagabend feststehen. Erfüllt die deutsche Auswahl ihre Pflichtaufgabe gegen Frankreich, würden sie als Dritter der Gruppe B auf den Tabellenzweiten der A-Gruppe treffen. „Natürlich schauen wir auf die andere Gruppe“, erklärte Kahun. „Wir spielen zuerst, dann gucken wir, wer unser Gegner wird.“
Zum fünften Mal in Serie hat die DEB-Auswahl das WM-Viertelfinale erreicht. Was früher als Erfolg gewertet wurde, ist aktuell fast schon Normalität. „Ich finde das aber nicht normal“, sagte Kapitän Müller und betonte: „In einem Turnier kann das Pendel immer schnell zur anderen Seite ausschlagen“
Der 37-Jährige erinnerte an die Situation nach den beiden 1:6-Pleiten gegen die USA und Schweden in der vergangenen Woche. Danach setzte sich die Mannschaft ohne Bundestrainer Harold Kreis zusammen und sprach sich aus. „Es war ein Do-or-Die-Moment“, erklärte Müller. „Entweder wir sprechen ein paar Sachen und machen sie besser und spielen ein erfolgreiches Turnier oder wir spielen so weiter und es wird nicht gut.“
Die Tendenz ist beeindruckend. Gegen Lettland (8:1), Kasachstan (8:2) und Polen (4:2) gab es drei klare Siege. In der K.o.-Runde ist dann alles möglich, sagte Müller. Daher ist es ihm egal, wie der Gegner im Viertelfinale heißen wird. „Am Ende ist es ein Spiel, in dem es um alles geht“, erklärte der Routinier der Kölner Haie.
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