Giro-Debüt, dann Double? Pogacar will Großes erreichen | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 03.05.2024 12:22

Giro-Debüt, dann Double? Pogacar will Großes erreichen

Tadej Pogacar bei der Teamvorstellung in Turin. (Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa)
Tadej Pogacar bei der Teamvorstellung in Turin. (Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa)
Tadej Pogacar bei der Teamvorstellung in Turin. (Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa)

Tadej Pogacar will schon zum Auftakt der 107. Auflage des Giro d'Italia das Fundament für einen seltenen Erfolg legen. Das Wunderkind der Radsportwelt, das mit 25 Jahren schon zwei Mal die Tour de France gewann, strebt in diesem Jahr das Double aus Giro- und Tour-Sieg im Sommer an.

Doch der oft favorisierte Slowene will von einem sicheren Triumph, der vielen Experten zufolge quasi schon vorher feststeht, nichts wissen. „Es ist nicht respektvoll gegenüber den anderen Fahrern. Es geht nicht nur um mich oder das UAE-Team“, sagte der Ausnahmefahrer vor der ersten Etappe am Samstag mit Ziel in Turin.

Aktuell gibt es allerdings kaum jemanden, der Pogacar nicht als Sieger der „Trofeo Senza Fine“ am 26. Mai in Rom ansieht. Selbst Zak Dempster, Sportdirektor von Pogacars Konkurrent Geraint Thomas, traute sich keine Majestätsbeleidigung zu. „Er ist wahrscheinlich in der Lage, jede Etappe des Giro zu gewinnen, auch die Sprint-Etappen, er könnte kreativ werden“, sagte er dem Portal „Cycling Weekly“ über Pogacar.

Der Erfolg beim Giro und der Tour in einem Jahr sind eine Rarität. Diese Glanzleistung gelang nach dem Zweiten Weltkrieg nur sieben Fahrern, darunter prominente Namen wie Fausto Coppi, Jacques Anquetil, der „Kannibale“ Eddy Merckx und Bernard Hinault. Den Sieg bei beiden Grand Tours im selben Jahr schaffte zuletzt der Italiener Marco Pantani im Jahr 1998. „Ich bin zu jung, um mich persönlich an Pantani zu erinnern, aber es wäre ein Traum, es ihm gleichzutun“, sagte Pogacar der Zeitung „La Gazzetta dello Sport“.

Auch Experte Voigt sieht Pogacar vorn

„Wenn er bei der Ernährung keinen Fehler macht, wenn er nicht vom Rad fällt oder einen riesigen taktischen Fehler macht, kann ich nicht sehen, dass jemand im Giro-Feld ihn im direkten Duell gefährden könnte“, sagte der frühere Profi und TV-Experte Jens Voigt bei Eurosport. Nach Voigts Einschätzung werde Pogacar die frühe Bergankunft nach Santuario di Oropa auf der zweiten Etappe nutzen, um „direkt Nägel mit Köpfen“ zu machen.

Ein Sturz oder ein hartnäckiger Virus dürften Pogacars größte Sorge sein. Dabei tritt das Wunderkind sogar zum ersten Mal beim Giro an. In dieser Saison machte das Multitalent früh seine exzellente Form deutlich: Pogacar dominierte eindrucksvoll Strade Bianche, wurde Dritter bei Mailand-Sanremo und gewann mit komfortablem Vorsprung Lüttich-Bastogne-Lüttich.

Die Konkurrenz dieses Jahr ist überschaubar. Vorjahressieger Primoz Roglic, der seit diesem Jahr für das deutsche Top-Team Bora-hansgrohe fährt, wird nicht dabei sein. Er möchte sich in Ruhe auf die Tour de France vorbereiten. Der belgische Star Wout van Aert musste wegen seines Sturzes Ende März beim Halbklassiker Quer durch Flandern den Giro absagen.

Schachmann hofft auf Tagessiege

Die deutschen Fahrer werden Pogacar meistens wohl nicht allzu lange im Blick behalten können. Bei der Italien-Rundfahrt auf 21 Etappen mit insgesamt 3400 Kilometern dürften maximal Etappensiege herausspringen. Möglicherweise schafft der Bocholter Sprinter Phil Bauhaus erstmals den Tageserfolg bei einer Grand Tour, im vergangenen Jahr scheiterte er bei der Tour de France knapp.

Maximilian Schachmann von Bora-hansgrohe empfahl sich nach Verletzungsproblemen in der Vergangenheit zuletzt für einen Giro-Tagessieg. Für den baldigen Ruheständler Simon Geschke ist der Giro ein Höhepunkt auf seiner Abschiedstour. Lennard Kämna, ebenfalls ein Bora-hansgrohe-Fahrer, erholt sich aktuell von seinem Trainingsunfall auf Teneriffa und ist nicht dabei. Team-Kollege Emanuel Buchmann, Tour-de-France-Vierter von 2019, wurde nicht nominiert, was beim 31-Jährigen für viel Frust und Unverständnis sorgte.

Die Profis müssen insgesamt 44 650 Höhenmeter bewältigen, und damit weniger als in den Vorjahren. Die Königsetappe wartet auf dem 15. Teilstück zwischen Manerba am Gardasee und Livigno. 5400 Höhenmeter fordern die Profis, dabei drei Anstiege der Kategorie eins. Pogacar freut sich am meisten auf diese Etappe. Spätestens dort will er der Konkurrenz enteilt sein.

© dpa-infocom, dpa:240503-99-902005/2


Von dpa
north