Heizkosten senken: Wann ist die Wärmepumpe die beste Lösung? | FLZ.de

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Veröffentlicht am 12.09.2022 05:06

Heizkosten senken: Wann ist die Wärmepumpe die beste Lösung?

Sie sieht man häufig in Neubausiedlungen: Die Luft-Wasser-Wärmepumpe entzieht ihrer Umgebung Wärme und wandelt sie in Heizenergie um. (Foto: Laura Ludiwg/dpa-tmn)
Sie sieht man häufig in Neubausiedlungen: Die Luft-Wasser-Wärmepumpe entzieht ihrer Umgebung Wärme und wandelt sie in Heizenergie um. (Foto: Laura Ludiwg/dpa-tmn)
Sie sieht man häufig in Neubausiedlungen: Die Luft-Wasser-Wärmepumpe entzieht ihrer Umgebung Wärme und wandelt sie in Heizenergie um. (Foto: Laura Ludiwg/dpa-tmn)

Wärmepumpen erleben einen Boom. Sie werden als umweltfreundliche Alternative zu Öl- und Gasheizungen beworben und mit staatlichen Zuschüssen gefördert. Viele Hauseigentümer wollen daher schnellstmöglich auf diese Technik umsteigen. Doch blinder Aktionismus kann sehr teuer werden, wenn eine Wärmepumpe nicht richtig dimensioniert ist oder die Rahmenbedingungen am Gebäude nicht passen.

Wie funktionieren Wärmepumpen?

Wärmepumpen ziehen ihre Energie aus der Umwelt - aus der Luft, dem Erdreich und dem Grundwasser. Daher unterscheidet man auch die Luft-Wasser-, die Wasser-Wasser- und die Sole-Wasser-Wärmepumpe.

Die Wärme wird über Rohre, in denen Wasser mit Frostschutzmittel zirkuliert, oder über Ventilatoren, die die Luft ansaugen, gewonnen. Sie treffen in der Wärmepumpe auf ein Kältemittel, das bei niedriger Temperatur verdampft. In einem Kompressor wird der Dampf verdichtet und dadurch sehr warm. Diese Wärme wird im dritten Schritt an den Heizkreis abgegeben. Ein Wärmeverteil- und Speichersystem lagert die Energie zwischen oder verteilt sie direkt im Haus.

Wo liegt der Vorteil dieser Heizungsart?

Einen Großteil ihrer Energie gewinnt die Wärmepumpe kostenlos aus der Umwelt, laut dem Bundesverband Wärmepumpe sind es rund drei Viertel. Ein Anteil Strom wird aber benötigt - zum Betrieb der Pumpe.

Da den Wärmepumpen aufgrund ihrer guten Ausnutzung regenerativer Energien eine tragende Rolle bei der Energiewende zugeschrieben werden, werden sie vergleichsweise gut gefördert - was die recht hohen Kosten von rund 15 000 bis 35 000 Euro plus mögliche Kosten für Umbauten im Haus oder Erdbohrungen etwas puffern kann.

Wer eine Wärmepumpe in einem Bestandsgebäude installiert, erhält eine Grundförderung von 25 Prozent der Kosten vom Staat. Sie hilft bei Kauf, Installation, Planung und Entsorgung der Altanlage sowie weiteren Arbeiten wie den Austausch von Heizkörpern. Der Anteil steigt auf 35 Prozent, wenn dadurch eine Öl- oder Nachtspeicherheizung oder eine noch funktionsfähige Gasheizung mit über 20 Jahren Betriebszeit ersetzt wird.

Weitere 5 Prozent bekommt man, wenn die Wärmequellen ihre Energie aus Erde, Wasser oder Abwasser ziehen. Maximal sind also 40 Prozent Förderung für ein Bestandsgebäude drin - bei einer Deckelung von 60 000 Euro pro Wohneinheit (Stand ab 15.8.2022).

Außerdem kann es regionale Fördertöpfe geben. Der Bundesverband Wärmepumpe bietet einen Förderrechner online an, auch Co2online hat einen Fördermittel-Check.

Gibt es Nachteile?

„Eine Wärmepumpe, die effizient läuft, gewinnt mit möglichst wenig Strom möglichst viel Wärme“, sagt Stefan Materne vom Team Energieberatung der Verbraucherzentrale. Und genau da steckt auch das Problem vieler Bestandsbauten: Die optimale Leistung wird laut dem Energieexperten in der Praxis nicht immer erreicht. Weil die Wärmepumpe zu groß oder zu klein dimensioniert ist. Oder weil das Haus gar nicht für diese Technologie geeignet ist.

Für welche Gebäude eignen sich Wärmepumpen?

„Im Neubaubereich haben Wärmepumpenheizungen schon einen Anteil von über 50 Prozent“, sagt Stefan Materne. Aus gutem Grund: Diese energieeffiziente Neubauten benötigen am wenigsten Energie zum Heizen bei geringen Systemtemperaturen.

Auch in Bestandsbauten können Wärmepumpen in Frage kommen - vor allem wenn die Gebäude gut gedämmt sind und wenn die Modelle zum Gebäude passen. „Entscheidend ist die Vorlauftemperatur der Heizung“, sagt Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe.

Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur, die das Wasser im Heizungssystem hat, wenn es in die Leitungen und Heizkörper strömt - unabhängig von den Einstellungen, die wir etwa am Heizkörper vornehmen. „Je geringer sie ist, desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe und umso weniger Strom wird verbraucht.“

Oder anders gesagt: Eine Wärmepumpe in einem unsaniertes Haus mit einem hohen Wärmebedarf führt häufig zu hohen Energiekosten. Eine vom Bauherren-Schutzbund in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Bauforschung hat ergeben, dass dies einer der häufigsten Fehler beim Einbau und Betrieb von Wärmepumpen ist.

Ideal sind laut Martin Sabel Vorlauftemperaturen von 35 bis 40 Grad im Dauerbetrieb, wie sie in Neubauten, gut gedämmten Gebäuden und bei entsprechend dimensionierten Heizkörpern in weniger gut gedämmten Gebäuden möglich sind. Aber auch höhere Vorlauftemperaturen von 55 Grad sind in den meisten Bestandsgebäuden ausreichend, so der Wärmepumpenexperte. „Moderne Wärmepumpen kommen aber auch kurzzeitig an sehr kalten Tagen mit 70 Grad Vorlauftemperatur zurecht.“

Das heißt also: Der Wechsel zu einer Wärmepumpe ist auch im Altbau möglich, es kann aber sein, dass weitere Installationen und entsprechende Kosten dazukommen - etwa der Austausch von Heizkörpern oder die Dämmung der Wände und Decken.

Profis sprechen davon, dass ein Gebäude „niedertemperaturfähig“ oder neudeutsch „niedertemperatur-ready“ wird, erklärt Hans-Joachim Riechers vom Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel. Das ist der Fall, wenn die Vorlauftemperatur am kältesten Tag des Jahres nicht höher als 55 Grad sein muss. An allen anderen Tagen muss sie sogar sehr deutlich darunter liegen.

Ob das eigene Haus schon soweit ist, errechnen Handwerker oder Ingenieure. Stefan Materne rät, vor dem Einbau der Wärmepumpe auch unbedingt die Heizlast berechnen zu lassen. „Dann kann die Wärmepumpe passgenau dimensioniert werden und optimal arbeiten.“

Wie erkenne ich, ob meine Wärmepumpe wirtschaftlich arbeitet?

Der Indikator für die Effizienz einer Wärmepumpe ist die Jahresarbeitszahl. „Liegt sie zwischen drei und vier, arbeitet die Anlage effizient und damit auch wirtschaftlich“, erklärt Martin Sabel vom Bundesverband Wärmepumpe. Eine Jahresarbeitszahl von drei bedeutet, dass der Einsatz von einem Teil Strom zu drei Teilen Wärme führt. Nutzer können den Wert in der Regel im Menü ihres Geräts ablesen. Je höher die Jahresarbeitszahl ist, umso besser.

Was sollte man beim Umstieg unbedingt noch beachten?

Manche Wärmepumpe strapaziert die Nerven der Nachbarn in einer dicht bebauten Siedlung - und auch die ihrer eigenen Besitzer, wenn sie etwa vor dem Schlafzimmerfenster installiert wird.

„Vor allem Luft-Wasser-Wärmepumpen, die ihre Energie aus der Luft ziehen, erzeugen Geräusche im Ventilator“, sagt Martin Sabel. „Auch wenn Wärmepumpen sehr leise sind, ist es deshalb wichtig, das System fachgerecht zu installieren und die notwendigen Abstände zu den Nachbarn einzuhalten.“ Der Online-Schallrechner des Bundesverbands Wärmepumpe hilft bei der Einschätzung von Modellen und geeigneten Standorten.

Genervte Nachbarn können übrigens unter Umständen einen Rückbau einer Luft-Wärmepumpe durchsetzen. Etwa wenn die gängigen Abstandsregelungen zum Nachbargrundstück nicht eingehalten wurden. Der Bauherren-Schutzbund weist darauf hin, dass dieser Abstand laut Musterbauordnung drei Meter beträgt, es kann lokale Abweichungen geben.

Diese Unterschreitung ist auch ein häufiger Fehler beim Einbau und Betrieb von Wärmepumpen, so die Studie des Instituts für Bauforschung im Auftrag des Bauherren-Schutzbundes. Eine Lösung in so einem Fall kann eine Split-Wärmepumpe sein, bei der nur die Ventilatoreneinheit im Außenbereich steht. Die Hydraulikstation kommt in den Keller.

© dpa-infocom, dpa:220909-99-696792/4

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