Neun Tage vor der Präsidentschaftswahl in den USA hat der republikanische Kandidat Donald Trump mitten in der Demokraten-Hochburg New York um Wählerstimmen im Kampf ums Weiße Haus geworben. Im berühmten Madison Square Garden der US-Ostküstenmetropole mit knapp 20.000 Plätzen hielt der 78-Jährige am Sonntag (Ortszeit) gemeinsam mit prominenten Unterstützern eine Veranstaltung ab, die die „New York Times“ als „Karneval des Grolls, der Frauenfeindlichkeit und des Rassismus“ betitelte.
Trump verunglimpfte seine demokratische Kontrahentin Kamala Harris während seiner Rede und löste damit teils großen Jubel aus. Die 60-Jährige sei „hochgradig inkompetent“ und ungeeignet für das Präsidentenamt, sagte Trump. Niemand respektiere sie, niemand traue ihr. „Jeder weiß, dass sie einen niedrigen IQ hat.“
Er wiederholte auch eine Reihe von Unwahrheiten über die Migrationspolitik und nannte die USA ein „besetztes Land“. Der Wahltag am 5. November werde „der Tag der Befreiung sein“, sagte Trump und kündigte Schritte gegen Einwanderer in den USA an. „Am ersten Tag werde ich das größte Deportationsprogramm in Amerika starten“, sagte er. „Wir werden diese bösartigen und blutrünstigen Kriminellen ins Gefängnis stecken und sie so schnell wie möglich aus unserem Land vertreiben.“ Die Demokratische Partei nannte er wie bereits zuvor einen „Feind im Innern“.
Bereits vor Trumps Auftritt sorgte eine Einlage des Comedians Tony Hinchcliffe für Aufsehen, der Witze über die Geburtenrate von Latinos machte. „Diese Latinos lieben es, Babys zu machen“. Das US-Außengebiet Puerto Rico in der Karibik bezeichnete er als „schwimmende Insel aus Müll mitten im Ozean“. In einer Stellungnahme, die mehreren US-Medien vorlag, distanzierte sich das Trump-Team später davon: „Dieser Scherz spiegelt nicht die Ansichten von Präsident Trump oder der Kampagne wider“, hieß es.
Puerto Rico ist zwar US-Hoheitsgebiet, jedoch kein Bundesstaat. Die Bürger dort dürfen nicht mitwählen. Da die Umfragen jedoch ein knappes Rennen zwischen Trump und Harris voraussagen, versucht Trump in seinem Wahlkampf auch, Menschen mit Wurzeln in Lateinamerika für sich zu gewinnen. Im wichtigen Swing State Pennsylvania etwa lebt nach Angaben der „Washington Post“ eine der größten puerto-ricanischen Gemeinschaften in den USA.
Kurz nach Hinchcliffes Auftritt teilte der puerto-ricanische Sänger Bad Bunny in seiner Instagram-Story ein Video von Harris. Darin sagte die Vizepräsidentin, Trump habe die Karibikinsel nach zwei verheerenden Hurrikans im Stich gelassen. Auch Jennifer Lopez und Ricky Martin, die ebenfalls Wurzeln in Puerto Rico haben, teilten das Video. Die drei Sänger haben zusammen mehr als 314 Millionen Follower auf Instagram.
Bei seinem Aufritt ließ Trump sich von prominenten Gästen unterstützen. Tech-Milliardär Elon Musk pries die künftige Wirtschaftspolitik unter Trump - mit seinem Zutun - an: „Die Zukunft wird großartig“, rief er der Menge zu.
Zuvor hatte Trumps im Wahlkampf bislang nur selten in Erscheinung getretene Frau Melania Trump ihren Mann angekündigt und auf der Bühne geküsst. Auch der frühere Wrestling-Star Hulk Hogan und der rechte Talkmaster Tucker Carlson sprachen bei der Veranstaltung in Manhattan.
Mit dem Auftritt in der größten amerikanischen Stadt als Hochburg der Demokraten wollte Trump offenkundig ein Zeichen setzen. Das dürfte auch einigen republikanischen Parlamentskandidaten helfen, die in einer Reihe von knappen Rennen im Bundesstaat auf einen Erfolg hoffen und einen Sitz im US-Kongress nach der Wahl am 5. November erobern wollen.
Trump stammt aus dem New Yorker Stadtteil Queens und legte als Erbe eines Immobilienunternehmens Ende der 70er sowie in den 80er Jahren einen fulminanten Aufstieg in New York hin, der ihm zu landesweiter Prominenz verhalf. Spätestens seit dem polarisierenden Wahlkampf 2016 haben sich viele der liberalen New Yorker aber von Trump und seiner rechtspopulistischen Politik abgewendet.
Zuletzt war der mittlerweile in Florida lebende Politiker unter anderem wegen Gerichtsterminen immer wieder zu Gast in Manhattan. Dort wurde er Ende Mai wegen der Verschleierung von Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin als erster ehemaliger US-Präsident eines Verbrechens schuldig gesprochen.
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