Feuerfontänen, Donnerschläge und opulent geschminkte Musiker, die auf Plattformen von der Hallendecke auf die Bühne herabgleiten: Die US-Hardrocker Kiss haben beim abschließenden Deutschland-Auftritt ihrer „End of the Road“-Tournee in der Kölner Lanxess Arena von Beginn an auf Spektakel gesetzt. Paul Stanley, Gene Simmons, Tommy Thayer und Eric Singer hatten sich für den wohl letzten Auftritt der Bandgeschichte in Deutschland am Sonntagabend viel vorgenommen.
In dunkel-glitzernden Kostümen, hohen Plateaustiefeln und geschminkten Gesichtern - seit Jahren das Markenzeichen der Band - traten die legendären Rocker auf. Sie begeisterten die feiernden und manchmal auch etwas wehmütigen 16.000 Fans in der ausverkauften Lanxess-Arena mit einer unterhaltsamen Rock-Show.
Musikalisch setzte die 1973 in New York gegründete Rockband vor allem auf die großen Hits aus der 50-jährigen Bandgeschichte. „Wir werden auch die vielen alten Sachen spielen, die ihr hören wollt“, machte Sänger Paul Stanley klar. Von „Detroit Rock City“ zum Start des Auftritts bis zu den Songs „I Was Made for Lovin' You“ und „Rock and Roll All Nite“ in den Zugaben waren alle bekannteren Nummern zu hören. Zudem ließen die vier Musiker bei gleich mehreren ausgedehnten Gitarren-, Bass- und Schlagzeug-Soli lautstark ihr Können aufblitzen.
In einer klar durchchoreographierten Show fehlten selbstverständlich auch die bekannten Showelemente nicht. Zum Song „I Love it Loud“ spuckte Bassist Gene Simmons Feuer, später ließ der 73-Jährige Kunstblut aus seinem Mund laufen. Gitarrist Tommy Thayer ließ es sich nicht nehmen, mit seiner Gitarre Feuerraketen abzuschießen. Und nahezu durchgängig waren alle Stücke von Feuerwerk und Flammenwerfern untermalt, deren Hitze bis weit in die hinteren Reihen des Publikums strahlte.
Vor 24 Jahren waren Kiss schon einmal in Köln aufgetreten. „Es ist das zweite Mal, dass ich hier bin, aber auch das letzte Mal“, sagte Sänger und Gründungsmitglied Paul Stanley zu den Fans - ein Moment, in dem ein enttäuschtes „Oooh“ durch das Publikum ging. Zahlreiche Anhänger, die sich auch die „Kiss Army“ nennen, hatten sich für den Abend noch einmal wie ihre Idole geschminkt und Tour-Shirts aus den vergangenen Jahren übergezogen. Stanley erzählte, dass er eine besondere Verbindung zu den deutschen Fans habe. „Meine Mutter ist hier geboren, deshalb fühlt ihr Euch wie eine Familie an“, rief der 71-jährige Sänger und Gitarrist den Zuschauern entgegen.
Der Kölner Auftritt stellte einen würdigen Abschluss der deutschen „End of the Road“-Konzerte dar. Auch nach 50 Jahren Rockbusiness versprühten Kiss die nötige Energie, um die Fans in der Lanxess-Arena mitzureißen. Immer wieder suchte Sänger Paul Stanley die Nähe zum Publikum und animierte zum Mitsingen und Mitjubeln. Nach rund zwei Stunden und drei Zugaben war jedoch Schluss: Mit weißen Luftballons und einem gewaltigen Konfetti-Regen entließen die Rocker die erschöpften Fans mit einem „Good Night“ in die Nacht.
Auch wenn Kiss nicht mehr in Deutschland zu sehen sein werden, spielt die Hardrock-Gruppe bis Ende des Jahres noch zahlreiche internationale Shows. Der abschließende Auftritt der „End of the Road“-Tour ist für den 2. Dezember 2023 im Madison Square Garden in New York geplant.
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