Für Miroslav Klose ist es eine spannende Premiere. Aber die enorme Bedeutung des Frankenderbys ist dem prominenten Trainer vollauf bewusst. Der Fußball-Weltmeister von 2014 musste sich in dieser Woche schließlich nur an seine Jahre in Italien erinnern, um die herausragende Bedeutung ermessen zu können, die das emotionale Kräftemessen zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg hat - für beide Vereine, für die rivalisierenden Fans, für die gesamte Region.
„Ich freue mich unglaublich auf das Spiel. Als Spieler habe ich unglaublich gerne Derbys gespielt“, sagte der 46-jährige Klose vor dem Kampf um wichtige Punkte in der 2. Fußball-Bundesliga an diesem Sonntag (13.30 Uhr/Sky) im mit 16.126 Zuschauern ausverkauften Fürther Ronhof. Während seiner fünf Profi-Jahre in Rom bestritt „Grande Miro“ mit Lazio etliche hitzige Stadtduelle gegen die AS Rom - auch als erfolgreicher Hauptdarsteller.
Die 273. Auflage des Frankenderbys ist für beide Vereine wegweisend. Beide Teams haben nach acht Spieltagen zehn Punkte auf dem Konto, stehen in der unteren Tabellenhälfte. Für wen geht der Weg nach oben? Und für wen weiter abwärts?
„Wir wollen alles reinwerfen in das Spiel, weil wir aus den letzten Jahren wissen, dass dir das Derby einen Push geben kann“, sagte Fürths Coach Alexander Zorniger. Der 57-Jährige ist persönlich noch ungeschlagen gegen den „Club“; drei Derbys, zwei Siege, ein Remis.
Zorniger freut sich extrem auf sein erstes Trainer-Duell mit Klose, wie er am Freitag sagte. Ihm geht es dabei nicht nur darum, den elf Jahre jüngeren Klose „fußballerisch als Trainer herauszufordern“. Zorniger imponiert, dass der einstige Topspieler Klose beim Einstieg in den Trainerjob im Jugendbereich anfing und nicht gleich in der Champions League.
„Ich habe immer Respekt vor Weltklassespielern, die den nächsten Sprung in einem komplett anderen Bereich übernehmen, dass sie sich noch mal so ein bisschen auf die Schulbank setzen. Das hat er gemacht. Und jetzt macht er seine Schritte im Profibereich. Ich wünsche Miroslav Klose, dass es gut läuft“, sagte Zorniger. Freilich mit dem Zusatz: „Ab Montag.“
In puncto Trainer-Erfahrung ist Zorniger dem jüngeren Klose voraus. Vorteil Fürth also? „Ich denke, dass eine Anzahl von Spielen, das sind bei mir über 600 als Trainer, mir vielleicht ein paar mehr Tools an die Hand gibt. Miroslav Klose hat dafür auf höherem Niveau als Fußballer andere Erfahrungen, die er natürlich auch einsetzen kann, auch im Umgang mit den Spielern“, sagte Zorniger. Am Ende entscheiden eh die Spieler auf dem Platz das Derby.
Bei allen Emotionen auf den Rängen, auf dem Platz und auch bei den Trainern am Spielfeldrand glaubt Klose, dass es wichtig ist, „einen kühlen Kopf“ zu bewahren. Das werde er auch bei seiner finalen Ansprache kurz vor dem Anpfiff in der Kabine berücksichtigen. Ruhig und besonnen werde er dann zur Mannschaft sprechen. „Auf beiden Seiten ist es eine junge Mannschaft, da zu überdrehen, wäre nicht hilfreich“, begründete Klose.
Die Gesamtstatistik sieht den „Club“ mit 81:28 Erfolgen deutlich vorne. Aber die jüngere Vergangenheit und die Gegenwart sind entscheidender. Von den vergangenen 28 Derbys konnten die Nürnberger nur vier gewinnen. Gleich 13 Mal setzten sich die Fürther durch.
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