Bei russischen Angriffen mit Raketen und Kamikaze-Drohnen auf die Ukraine ist nach Angaben lokaler Behörden ein Krankenhaus in der Stadt Dnipro getroffen worden. Zwei Menschen sollen dabei getötet worden sein. Knapp zwei Dutzend wurden verletzt. Auch aus Russland gab es Berichte über Explosionen auf dem eigenem Staatsgebiet. Ein ukrainischer Präsidentenberater sagte unterdessen, die erwartete Gegenoffensive laufe schon seit Tagen.
Bis fünf Uhr morgens sollen die nächtlichen Angriffe Russlands auf die Ukraine, von denen erneut auch die Hauptstadt Kiew betroffen war, gedauert haben. Im ganzen Land gab es nachts Luftalarm. Russland feuerte nach ukrainischen Angaben 17 Raketen unterschiedlicher Typen und 31 sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 auf die Ukraine ab. 10 Marschflugkörper und 23 Shahed-Drohnen sowie 2 Aufklärungsdrohnen seien abgeschossen worden, hieß es.
Einschläge gab es in der Ukraine in den Gebieten Charkiw und Dnipropetrowsk. In Dnipro meldete die Militärverwaltung Explosionen. Getroffen worden sei eine Klinik. Zwei Menschen starben. Unter den 23 Verletzten seien auch zwei Kinder, teilten die Behörden mit. „Die russischen Terroristen bestätigen einmal mehr ihren Status von Kämpfern gegen alles Menschliche und Ehrliche“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seinem Telegram-Kanal. Medien verbreiten Bilder von einem zerstörten und brennenden Gebäude.
Auf russischem Gebiet wurden in Grenznähe zur Ukraine neue Angriffe aus dem Nachbarland gemeldet. Demnach gab es in der Großstadt Krasnodar Explosionen. Gouverneur Wenjamin Kondratjew sprach von zwei Drohnenangriffen. Nach offiziellen Angaben wurden ein Bürogebäude und ein Wohnhaus getroffen. Die russischen Behörden machten die Ukraine für die Angriffe verantwortlich.
Auch im zuletzt von Kämpfen erschütterten Gebiet Belgorod wurde über neuen Beschuss der Grenzstadt Graiworon berichtet. Dort waren am Montag von ukrainischem Gebiet aus schwer bewaffnete Kämpfer mit Militärtechnik eingedrungen. Es soll sich dabei um einen Freiwilligenverband russischer Staatsbürger gehandelt haben, der aufseiten der Ukraine kämpft. Unklar blieb jedoch, ob und wie die Kämpfer mit Kiew kooperieren. Mehr als 70 Angreifer seien „vernichtet“ worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Russlands Präsident Wladimir Putin ist nach Kreml-Angaben zu einem neuen Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über den Krieg in der Ukraine bereit. Bisher habe Scholz nicht angerufen oder Berlin eine solche Initiative für ein Gespräch angestoßen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag. Er reagierte auf Äußerungen des Kanzlers, mit Putin zu gegebener Zeit sprechen zu wollen. „Es ist notwendig zu reden“, sagte Peskow. „Präsident Putin bleibt offen für Dialog, verfolgt dabei aber natürlich das grundlegende Ziel des Schutzes der Interessen unserer Bürger.“
Putin und Scholz telefonierten laut Kreml auf deutsche Initiative zuletzt am 2. Dezember etwa eine Stunde zur Lage in der Ukraine und zu den Folgen des Krieges.
Scholz hatte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum Krieg gesagt, es werde „am Ende eine Vereinbarung zwischen den Regierungen in Moskau und Kiew geben müssen“. Er habe vor, zu gegebener Zeit auch wieder mit Putin zu sprechen, sagte der Kanzler. Die Frage, ob mit Putin noch Gespräche sinnvoll sind, ist umstritten.
Scholz warnte davor, auf ein Einfrieren des Krieges gegen die Ukraine entlang des bisher eroberten Territoriums zu setzen. „Russland muss verstehen, dass es nicht darum gehen kann, eine Art kalten Frieden zu schließen - indem etwa der nun bestehende Frontverlauf zur neuen „Grenze” zwischen Russland und der Ukraine wird. Das würde Putins Raubzug nur legitimieren“, sagte er. „Es geht vielmehr um einen fairen Frieden, und Voraussetzung dafür ist der Rückzug von russischen Truppen.“
Um die an die Ukraine abgegebenen Panzer zu ersetzen, bestellte die Bundeswehr 18 neue Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A8 bei Krauss-Maffei Wegmann (KMW). Nachdem das Geld dafür am Mittwoch vom Bundestag freigegeben worden war, vermeldete KMW am Freitag die Vertragsunterzeichnung. Zudem enthält der geschlossene Rahmenvertrag dem Rüstungskonzern zufolge Optionen über 105 weitere Leopard 2A8.
Die jetzt bestellten Panzer ersetzen 18 Leopard 2A6, die an die Ukraine abgegeben wurden. Die Auslieferung soll laut KMW 2025 beginnen. Neben den Panzern wurden auch 12 Panzerhaubitzen 2000 bestellt. Für sie war bereits im März eine Optionsvereinbarung geschlossen worden.
Der Leopard 2 gilt als Hauptwaffe der deutschen Panzertruppe. Er wird seit 1978 in Serie gebaut und laufend modernisiert. Das Vorgängermodell Leopard 1 - der erste Kampfpanzer, der für die Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde - war bei der Bundeswehr vor 20 Jahren ausgemustert worden.
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