Als Ski-Superstar Mikaela Shiffrin im Oktober zum Sieg in Sölden raste, gab es im Ziel prompt das Küsschen von Freund Aleksander Aamodt Kilde. Es war der bislang einzige Sieg, den das Traumpaar der Alpin-Szene - dem Rennkalender sei Dank - gemeinsam feierte.
Seitdem werden die gegenseitigen Lobeshymnen (zunächst) in den sozialen Medien ausgetauscht. „Der Begriff außergewöhnlich ist noch zu milde für deine Leistung“, feierte Shiffrin zuletzt etwa den historischen Kitzbühel-Sieg ihres Freundes auf Instagram. Bei den Olympischen Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar) gibt es die nächste Chance auf eine gemeinsame Party. Denn in China zählen beide - auch dank des jeweils anderen - zu den großen Gold-Favoriten.
Das Kraftpaket und die erfolgreichste Skirennfahrerin der Gegenwart kennen sich seit rund sieben Jahren und zählen zu den Dauergästen auf den Weltcup-Podien. Shiffrin vor allem im Slalom, Kilde in der Abfahrt und im Super-G. Gefunkt hat es aber erst im letzten Winter. „Irgendwie ist da schon immer etwas gewesen“, hatte Kilde im Sommer verraten. Kurz nachdem beide ihre Liebe öffentlich gemacht hatten.
Nähergekommen waren sie sich ausgerechnet in schwierigen Phasen ihres Lebens. Während Kildes Saison nach einem Kreuzbandriss im Januar vorzeitig beendet war, verarbeitete die zweimalige Olympiasiegerin noch den Tod ihres Vaters im Februar 2020. Gedanken über ein mögliches Karriereende plagten die Skirennfahrerin.
Ihr Weg aus dem mentalen Tief führte auch über Kilde. „Alex war einer der ersten Menschen, mit dem Mika wieder Spaß an Gesprächen hatte“, berichtet Mutter Eileen nun in einer Doku über ihre Tochter. Und tatsächlich: Wie schwerverliebte Teenager präsentieren sich Shiffrin und Kilde auf Instagram: kichern, singen und tanzen zusammen.
„Wir waren also unsere eigenen Sparringpartner“, sagte der Skandinavier im Interview mit dem Schweizer Portal „blick.ch“. Denn auch Shiffrin habe ihn während seiner Verletzung unterstützt. „Wenn etwas Unschönes passiert, kommt oft etwas Gutes heraus.“
Das private Glück schlägt sich auch in den sportlichen Leistungen des Norwegers nieder. Mit sechs Weltcuperfolgen - zwei mehr als Shiffrin - fährt Kilde bereits jetzt die erfolgreichste Saison seiner Karriere. „Wir machen uns stärker“, begründete der 29-Jährige kürzlich seinen derzeitigen Höhenflug.
In Peking greift der für seinen brachialen Skistil gefürchtete Speedfahrer zum dritten Mal nach olympischen Medaillen. Das bislang beste Ergebnis: Rang 13 im Super-G. Doch der Norweger ist in der Form seines Lebens. Entsprechend hoch sind die eigenen Ansprüche.
Ambitioniert geht auch die Gesamtweltcupführende Shiffrin in das Saison-Highlight. Kein Wunder, schließlich hat sie bei ihrem 73. Weltcupsieg Mitte Januar in Schladming gut Selbstvertrauen tanken können. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis Shiffrin die Bestmarke ihrer Landsfrau Lindsey Vonn knackt - 10 Titel fehlen ihr dazu noch. Doch zunächst ist der Fokus auf Olympia gerichtet.
„Ich träume schon davon, in jeder Disziplin in China zu starten“, hatte Shiffrin, die sonst im Technikbereich zuhause ist, im Herbst gesagt. In China gibt es fünf Einzelwettbewerbe. Ein ehrgeiziges, für Shiffrin aber machbares Ziel. Und wer weiß, vielleicht holt sie sich schon bald ihr zweites Sieger-Küsschen ab.
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