In aller Welt haben Menschen mit den Sportlern mitgefiebert und um die Opfer getrauert. Die Ereignisse von München 1972 brannten sich im Gedächtnis vieler fest ein. Mittendrin bei den Olympischen Spielen war Johann Seitz aus Wolframs-Eschenbach. Als Soldat war er in der Transportbereitschaft aktiv.
Am 26. August vor 50 Jahren begannen diese ganz eigenen Spiele. Der junge Johann Seitz aus Mitteleschenbach erlebte sie intensiv mit. Nach dem Abitur 1971 hatte ihn die Bundeswehr zum Transportbataillon 270 in Nürnberg einberufen. Rund um Olympia war er Transportgruppenführer in der Olympia-Transportbereitschaft. „Unsere Kompanie ist ausgewählt worden“, schildert der Pädagoge im Ruhestand.
Johann Seitz war lange Ministerialbeauftragter für die Realschulen, zunächst in Unterfranken, später in Mittelfranken. Ausgestattet mit dem Lkw-Führerschein, war es für ihn und seine Kameraden schon im März 1972 für vier Wochen in die Landeshauptstadt gegangen.
„Damit man sich in München auskennt“, erläutert er, „wir sind vier Wochen kreuz und quer zu unterschiedlichen Zeiten in München umhergefahren.“ Seine tatsächlichen Olympia-Dienstfahrten später führten den Fahnenjunker etwa nach Hamm und Duisburg. Sein Auftrag war, nach den Spielen die Wasserballtore zurückzubringen.
Ein außergewöhnliches Erlebnis hatte der damals 20-Jährige am 11. September 1972, kurz vor der Schlussfeier. Im Olympiastadion lief noch der Preis der Nationen, der Mannschaftswettbewerb im Springreiten. Die Bundesrepublik errang die 13. Goldmedaille und damit die letzte von München 1972.
„Wir waren schon mit den Lkw bereitgestanden und sind in das volle Olympiastadion eingefahren“, erzählt Seitz. Das zu erleben, sei toll gewesen. Im Stadion seien Soldaten bereitgestanden, die alles Material auf die Laster geladen hätten.
Der junge Soldat sah sich auch viele Trainings und Wettbewerbe an. Dabei verfolgte er Heide Rosendahl und Ulrike Meyfarth bei ihren Erfolgen. „Mich hat Leichtathletik interessiert“, hebt er hervor.
Eine Medaille erhielt Johann Seitz ebenfalls – für seinen Einsatz in München. Sie ist aus Gips und trägt die Aufschrift: „Danke für Ihre Mitarbeit bei den Spielen der XX. Olympiade München 1972“.
Die Stimmung bei den Spielen war nach seinen Wort besonders. „Alle waren mit dem Herzen dabei“, findet er – und schwärmt: „München war zu der Zeit eine Viel-Völker-Stadt, und damals war in der Gesellschaft eine Aufbruchstimmung.“
Ein schwerer Schatten fiel am 5. September auf die Spiele: mit dem Attentat auf die israelische Delegation im Olympischen Dorf und seinen katastrophalen Folgen. „Ich bin dort zwar an diesem Morgen vorbeigekommen, aber man hat uns nicht gesagt, was passiert ist“, legt Seitz dar. Erst später am Tag habe er von der Geiselnahme erfahren.
Nach dem tragischen Ende des Anschlags der palästinensischen Verbrecher „hat man gespürt: Diese Leichtigkeit, die war nicht mehr vorhanden.“ Stattdessen habe auf dem Gelände Trauer geherrscht.
Nach wie vor beeindruckt den heute 70-Jährigen gleichwohl die Geste eines mexikanischen Athleten. Er und andere Soldaten fuhren die Delegation samt Gepäck zum Flughafen München-Riem. Bevor der Sportler ins Flugzeug stieg, schenkte er dem jungen Mitteleschenbacher auf dem Rollfeld den Hut, den er bei der Eröffnungsfeier am 26. August getragen hatte. „Ich war ganz baff“, unterstreicht Seitz.
Nach Ende der Olympischen Spiele sammelte Johann Seitz für sich die Olympiaplakate des legendären Designers Otl Aicher mit ihren stilprägenden Motiven. Diese fand er in München teilweise aufgehängt vor. „Das sind Erinnerungen, die man sonst nie bekommt.“
Viele Souvenirs lassen Johann Seitz heute an München zurückdenken. Eines allerdings fehlt – ein Foto, das ihn während der Spiele zeigt. Schmunzelnd bemerkt er: „Schade, aber daran hat man zu der Zeit wirklich nicht gedacht.“
Die Olympischen Spiele 1972 in München dauerten vom 26. August bis zum 11. September. Als heitere Spiele geplant, sollten sie ein anderes Deutschland-Bild zeichnen als die Propaganda-Version der Nationalsozialisten 1936 in Berlin. Doch die Münchner Spiele nahmen einen tragischen Verlauf. Das skrupellose palästinensische Attentat auf die israelische Delegation zerstörte den Traum.
Dieser Artikel wurde in einer eigenen Version erstmals am 25. August 2022 in der Druckausgabe der Fränkischen Landeszeitung veröffentlicht.