„Lassen Sie uns über Fußball und die Nationalmannschaft reden“, sagt Monica Lierhaus. Das ist das Thema, das sie liebt, das sie bewegt. Am 20. Juni kehrt die Sportmoderatorin wieder auf gewohntes Terrain wie einst für die ARD zurück. Diesmal für den Sender RTL, der das Länderspiel des DFB-Teams gegen Kolumbien überträgt. Lierhaus wird in Gelsenkirchen an der Seite von Moderator Florian König stehen. Und sie hat Fragen – besonders an Bundestrainer Hansi Flick.
„Ich freue mich unheimlich darauf“, sagt die Hamburgerin. „Wenn ich arbeiten darf, dann geht es mir gut.“ Sie versteht sich vor allem als Journalistin und möchte auch so wahrgenommen werden. Nach ihrer Hirn-Operation im Januar 2009, dem mehrmonatigen Koma und den schwerwiegenden Folgen hat sie sich nicht versteckt, trat öffentlich auf, gab Interviews, schrieb ein Buch. Die Erkrankung ist ein wesentlicher Teil ihres Lebens, aber nicht das ganze Leben von Lierhaus.
Seit April ist RTL ihr Arbeitgeber. Der Sender hat Lierhaus ins Free-TV zurückgeholt, als Reporterin und als Moderatorin; erst einmal für ein Jahr. Ein Themenschwerpunkt wird die Inklusion sein. Denn außer beim Länderspiel wird Lierhaus in diesem Monat auch bei den Special Olympics vom 17. bis 25. Juni in Berlin im Einsatz sein. RTL ist einer der Medienpartner des Sport-Großereignisses für 7000 Menschen mit geistiger Behinderung.
Lierhaus wird bei den Special Olympics Interviews führen. Im Vorfeld besuchte sie schon einige Aktive. In einer Wochenserie bei „Punkt 12“ stellt Lierhaus „Held*innen des Alltags“ vor, wie der Sender es ausdrückt. Zudem wird sie bei RTL als Inklusionsberaterin tätig sein. Weitere Live-Einsätze bei Sportereignissen sind laut RTL geplant.
Die frühere ARD-„Sportschau“-Moderatorin“ arbeitete zwischenzeitlich für den Abo-Sender Sky und sprach mit Sportgrößen wie Dirk Nowitzki, Niki Lauda oder Jürgen Klinsmann. Bei RTL stellt sich Lierhaus wieder einem größeren Publikum.
Der Sender macht mit der bekannten Journalistin auf sich selbst und die Themen Nachhaltigkeit, Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion aufmerksam. Und Lierhaus kann sich wieder einer größeren Öffentlichkeit als Reporterin zeigen. „Die Aufmerksamkeit ist sicher größer. Das ist klar“, sagt sie. Nervös mache sie das aber nicht: „Ganz und gar nicht.“
Sie spricht gern über ihre Arbeit, die Begegnungen für die Special Olympics haben Lierhaus beeindruckt. Da war etwa der Fußballer, der kaum ein Wort rausgebracht habe, als sie ihn interviewen wollte, erzählt Lierhaus. „Als er dann auf dem Platz war, hat er die Chefrolle übernommen und Anweisungen gegeben und war auf einmal der Dirigent.“ Es sei für sie sehr spannend gewesen zu sehen, was Sport bewirken könne.
Egal, ob Weltmeister-Trainer Joachim Löw, der Kapitän der Special-Olympics-Fußballer oder die stark sehbehinderte junge Frau, die im Internet Kosmetiktipps gibt - für Lierhaus ist die Vorbereitung auf die Gespräche stets die gleiche. Sie versuche, gerade auf die mit Medien ungeübten Menschen zuzugehen, „weil ich weiß, wenn da jemand kommt, der vielleicht bekannt ist, schüchtert das den ein oder anderen ein wenig ein“.
Das wird nicht passieren, wenn sie am 20. Juni Hansi Flick und der Nationalmannschaft begegnet. „Ehrlich gesagt, habe ich das Gefühl, dass der Nationalmannschaft Führungsspieler fehlen“, sagt sie. Spieler wie die Weltmeister Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger seien ein Jahr vor der Heim-EM nicht in Sicht. Daher lautet Lierhaus' Frage an Flick: „Wie kann man es schaffen, dass Spieler zu Führungsspielern werden?“ Auf Flicks Antwort ist nach dem ernüchternden 3:3 am Montagabend gegen die Ukraine in Bremen nicht nur Monica Lierhaus sehr gespannt.
© dpa-infocom, dpa:230613-99-37235/5