Wer Schallplatten hört, kennt das: Beim Aufsetzen der Nadel aufs Vinyl knistert es ein bisschen. Der Grund ist feiner Schmutz in den Rillen. Vollständig verbannen lässt sich dieser auch bei allerbester Pflege nicht.
„Vinyl lädt sich elektrostatisch auf und zieht dadurch den Schmutz an“, sagt Alfred Malejka. „Selbst kleinste Partikel landen so auf der Schallplatte und an der Nadel, was sofort zu hören ist.“ Der Elektroingenieur Malejka hat vor rund zehn Jahren die Webseite „Good-vinyl.de“ ins Leben gerufen, auf der er sich auch ausgiebig dem Thema Schallplattenpflege widmet.
Bürste oder Tuch? Trocken oder nass? Mit welcher Methode sich Schallplatten am besten reinigen lassen, darüber gehen die Meinungen durchaus auseinander. Unstrittig aber ist, dass es nicht ohne Pflege geht. „Die Rillen von Schallplatten haben Berge und Täler im Mikrometerbereich und jeder Schmutzpartikel darin verursacht einen Toneffekt“, erklärt Malejka die Notwendigkeit des Putzens.
Im Gegensatz etwa zur CD muss eine Schallplatte daher gepflegt und gesäubert werden. Zur Auswahl steht eine breite Palette an Hilfsmitteln: Tücher, Bürsten, Rollen, sogar spezielle Plattenwaschmaschinen gibt es.
„Für die einfache Reinigung sind Carbonbürsten die beste Wahl“, sagt Herbert Bisges von Fachmagazin „HIFI.DE“. Die feinen Borsten beförderten den Schmutz gut aus der Rille. Und nebenbei sorgten diese Bürsten auch für eine antistatische Entladung der Platte - zumindest vorübergehend. Gute Carbonbürsten gebe es schon für unter 10 Euro.
Weniger empfehlenswert sind Bisges zufolge Putztücher. „Damit wird der Schmutz eher verteilt und ein Teil sogar noch tiefer in die Rillen gedrückt“, erklärt er. Oberflächlich sieht die Schallplatte dann zwar sauber aus, wie viel Schmutz aber noch da ist, zeigt sich beim nächsten Abspielen an der Nadel.
Soll eine Schallplatte gründlich gesäubert werden, führt an einer feuchten Reinigung kein Weg vorbei. Mit einer Flüssigkeit wird nicht nur die Oberfläche gereinigt, sondern auch innerhalb der Rille. Ein weiteres Plus: „Wird die Platte nass gereinigt, verliert sie ihre elektrostatische Ladung“, erklärt Alfred Malejka. Dann zieht die Platte nicht so schnell neuen Schmutz an.
Am einfachsten ist es, sich selbst eine Reinigungsflüssigkeit zu mixen: „Dazu braucht man nur destilliertes Wasser und Isopropanolalkohol, was im Verhältnis von circa 70 zu 30 gemischt wird, und einen Tropfen Benetzungsmittel, etwa Amaloco“, nennt Herbert Bisges ein Rezept.
Der Alkohol löst Schmutzpartikel und sorgt für eine schnelle Trocknung. Destilliertes Wasser ist ideal, weil es keinerlei Mineralien oder Verunreinigungen mehr enthält. Mit Hilfe einer Sprühflasche benetzt man die Platte gründlich mit der Reinigungsflüssigkeit und wischt sie anschließend mit einem Tuch ab.
Noch sauberer werden Vinylplatten mit speziellen Waschmaschinen, die es in diversen Ausführungen und Preisklassen gibt. „Das günstigste Handgerät kostet knapp 100 Euro, die teuersten Maschinen mit Ultraschall liegen bei mehreren Tausend Euro“, sagt Alfred Malejka.
Bei den einfachen Waschgeräten des Herstellers Knosti etwa werden die Platten hochkant auf einer Art Welle eingespannt und per Kurbel gedreht. Dabei durchlaufen sie ein Waschgehäuse, das mit Reinigerflüssigkeit gefüllt wird. Gleichzeitig befördern Bürsten an der Gehäuseoberseite den losgelösten Schmutz aus den Rillen.
Komfortabler geht es bei Waschmaschinen der Preisklasse ab rund 500 zu, etwa bei der Okki Nokki One oder der Pro-Ject VC. Bei beiden Geräten wird die LP wie bei einem normalen Plattenspieler auf einen Teller gelegt. Anschließend wird die Platte mit der mitgelieferten Reinigungslösung benetzt.
Per Knopfdruck beginnt der Teller, sich in die gewünschte Richtung zu drehen. Mithilfe einer Bürste wird die Reinigungsflüssigkeit verteilt und eingearbeitet. „Anschließend wird die Flüssigkeit über einen Saugarm, der auf die Platte aufgelegt wird, automatisch in einen Behälter im Waschmaschinen-Gehäuse befördert“, erklärt Malejka.
Die absolute Oberklasse sind Waschgeräte, die mit Ultraschall arbeiten. „Hiermit erzielt man das beste Ergebnis, allerdings auch zu einem stolzen Preis“, sagt Malejka. Plattenwaschmaschinen mit Ultraschall kosten 1000 bis 2000 Euro oder sogar mehr.
Das Reinigungsprinzip ist das gleiche wie etwa bei der Brillenreinigung beim Optiker: Die feinen Wellen des Ultraschalls lösen selbst feinsten Schmutz, der Einsatz von Bürsten ist nicht erforderlich.
Deutlich günstiger kommen Vinyl-Fans zu sauberen Schallplatten, wenn sie ihre schwarzen Scheiben für eine Wäsche beispielsweise in einem Plattenladen abgeben. „Diesen Service bieten mittlerweile einige Läden an, auch online kann so etwas gebucht werden“, so Herbert Bisges.
Wer mit seinen Vinylscheiben pfleglich umgeht, kann lange Jahre von einem guten Klang profitieren. „Dafür reicht dann auch das normale Reinigen mit einer Flüssigkeit und mit einem weichen Tuch“, sagt Helge Sudau von der Schallplattenproduktionsfirma My45. Vinyl-Platten seien grundsätzlich sehr haltbar.
Platten vom Flohmarkt, die durch viele Hände gegangen sind, sollten aber unbedingt einmal gründlich in einer Plattenwaschmaschine gereinigt werden, rät Sudau. Auch Platten aus oder in Raucherhaushalten bräuchten mehr Pflege in Form von Wäschen. Denn Rauchkondensat und Nikotin setzten den Schallplatten sehr zu.
Achtung: Plattenwäsche mit klassischen Küchengeräten kommt überhaupt nicht in Frage. „Von Tipps im Internet, wonach man Schallplatten auch in der Geschirrspülmaschine reinigen kann, würde ich eher abraten“, sagt Herbert Bisges. Sowohl die Temperatur als auch der Reiniger könnten die Vinylscheiben nachhaltig beschädigen.
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