Als ausgesprochener Morgenmensch war Volleyballer Georg Grozer bislang nicht bekannt. Doch im ersten Satz gegen Argentinien war dem 39 Jahre alten Ausnahmespieler auch die Startzeit um 9.00 Uhr egal. Er wollte alle Zweifel am deutschen Weiterkommen ausräumen.
„Das ist ja meine Arbeit hier als Opa. Klar, ich wollte ein Zeichen setzen, dass ich da bin, dass ich unbedingt gewinnen möchte. Und ich glaube, damit konnte ich die Mannschaft auch voranbringen“, sagte Grozer nach dem 3:0 (25:13, 25:21, 25:21). Erstmals seit 2012 steht Deutschland bei Olympia wieder im Viertelfinale.
Grozer gilt schon seit deutlich mehr als einem Jahrzehnt als Deutschlands herausragender Volleyballer. „Hammerschorsch“ ist auch mit fast 40 Jahren noch der unumstrittene Anführer der Mannschaft mit enormer Energie und Durchschlagskraft.
Das ganze Team habe von Beginn stark gespielt, sagte der 39-Jährige. „Ich glaube, das war sehr wichtig heute. Die ganze Mannschaft hat unglaublich aggressiv agiert. Ich glaube, in dem ersten Satz haben wir die wirklich zerstört.“
Zehn Punkte verzeichnete Grozer allein im ersten Durchgang mit extremer Effizienz. Am Ende waren es 16. Denn auch seine Teamkollegen stellten die argentinische Defensive mit ihrer Schlagkraft in der Arena im Pariser Süden vor große Probleme. Insgesamt erzeugten die Deutschen, die einige Unterstützung in der Halle hatten, viel Aufschlagdruck.
„Man hat auch heute wieder gesehen: Wir haben so viele Leute, die in entscheidenden Momenten noch mal was Wichtiges machen können, die einen Unterschied machen können“, erklärte Kapitän Lukas Kampa. „Das merken die anderen Teams auch. Man spürt das im Dorf, dass der Respekt wächst, in der Volleyball-Bubble, dass die merken: Wir meinen es ernst.“
Der 37-Jährige und Grozer waren als einzige schon 2012 dabei bei der letzten Olympia-Teilnahme. Damals war im Viertelfinale gegen Bulgarien Schluss. Dieses Mal soll es weitergehen. „Wir spielen für eine Medaille und das bleibt auch so“, sagte Grozer. Die bislang einzige deutsche Medaille bei den Männern gab es 1972 durch den zweiten Platz der DDR-Auswahl.
Kampa, der im zweiten Satz eine Aufschlagserie mit insgesamt vier Assen hinlegte, ist ebenfalls optimistisch. „Wenn wir das schaffen, stabil zu bleiben, dann kann die Reise sehr, sehr weit gehen und ich denke, dann werden wir uns, egal zu welchem Zeitpunkt, nichts vorzuwerfen haben“, sagte der Zuspieler. Noch einmal bei den Spielen dabei zu sein, sei „ein großes Geschenk.“
Der Gegner und die Spielzeit in der Runde der letzten Acht werden durch das Ranking-System beim Turnier vermutlich erst nach Ende der Gruppenphase am Samstagabend feststehen.
Einer erneuten Frühschicht wie gegen Argentinien und Japan sind die Deutschen inzwischen nicht mehr abgeneigt. „Ich würde fast sagen, es tut uns gut, wenn wir gar nicht zu viel Zeit haben, bis das Spiel losgeht. Sondern, wenn wir aufstehen, wenn wir uns einmal in die Augen gucken, ein bisschen was frühstücken und es geht los, anstatt den ganzen Tag zu warten“ sagte Kampa.
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