Rheuma-Studie: Niedrige Cortison-Dosen doch verträglicher | FLZ.de

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Veröffentlicht am 15.08.2023 11:06

Rheuma-Studie: Niedrige Cortison-Dosen doch verträglicher

In einer Studie wurden der Einfluss von geringen Cortison-Mengen auf den Blutdruck und das Gewicht von Rheuma-Patienten untersucht. (Foto: Franziska Gabbert/dpa)
In einer Studie wurden der Einfluss von geringen Cortison-Mengen auf den Blutdruck und das Gewicht von Rheuma-Patienten untersucht. (Foto: Franziska Gabbert/dpa)
In einer Studie wurden der Einfluss von geringen Cortison-Mengen auf den Blutdruck und das Gewicht von Rheuma-Patienten untersucht. (Foto: Franziska Gabbert/dpa)

Geringe Cortison-Mengen haben einer Studie zufolge auch bei längerfristiger Einnahme weniger Einfluss auf den Blutdruck und das Gewicht von Rheuma-Patienten als oft befürchtet.

Erkrankte, die zwei Jahre hinweg eine solche Therapie erhielten, nahmen im Schnitt gut ein Kilo mehr zu als nicht damit behandelte Patienten, berichten Forscher im Journal „Annals of Internal Medicine“. Ein Effekt auf den Blutdruck habe sich nicht gezeigt. Cortison kann allerdings auch eine Reihe weiterer Nebenwirkungen haben, die hier nicht untersucht wurden.

Die Wissenschaftler von unter anderem der Charité in Berlin analysierten Daten von insgesamt mehr als 1100 Betroffenen mit rheumatoider Arthritis aus fünf früheren Studien. Die Autoren der Studie schreiben, dass es zweifellos bei mittleren bis hohen Cortison-Dosen verschiedene Nebenwirkungen geben könne. Der Begriff Cortison wird umgangssprachlich oft auch stellvertretend für Substanzen verwendet, die die Wirkung von Cortisol oder Cortison nachahmen. Fachleute sprechen auch von der Gruppe der Glukokortikoide. Derartige Präparate werden unter anderem gegen entzündliche Erkrankungen angewendet.

Heute wird geringere Menge Cortison genutzt

Weil Cortison-Präparate „so gut gegen die rheumatoide Arthritis helfen, nehmen 30 bis 50 Prozent der Betroffenen sie auch zwei Jahre nach der Diagnose noch – und zwar entgegen den aktuellen medizinischen Leitlinien und Empfehlungen“, schilderte Erstautor Andriko Palmowski in einer Charité-Mitteilung. Erkenntnisse zu vielen Nebenwirkungen stammten jedoch häufig aus früheren Zeiten, in denen höhere Dosen üblicher waren. Für die heute genutzten geringeren Mengen seien die Daten weniger eindeutig, hieß es. Für die Analyse richtete das Team den Blick gezielt auf abgeschlossene Arbeiten mit besonders hochwertiger Methodik: Bei sogenannten randomisierten kontrollierten Studien werden Probanden nach dem Zufallsprinzip auf Gruppen verteilt, die entweder ein Medikament oder ein Placebo erhalten. Die Ergebnisse werden dann verglichen.

„Die Ergebnisse unserer Studie machen die Leitlinien nicht obsolet, denn Glukokortikoide können auch andere schwerwiegende Nebenwirkungen wie Osteoporose, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder eine Neigung zu Infektionen mit sich bringen“, sagte Studienleiter Frank Buttgereit (Charité) laut Mitteilung. Für viele Rheuma-Patienten und ihre Ärzte seien aber die Sorge vor einem Anstieg des Blutdrucks und einer Gewichtszunahme wichtige Entscheidungskriterien. Laut der Analyse hätten sie aber keine große Relevanz. „Stattdessen sollte die Entscheidungsfindung eher die anderen Nebenwirkungen in den Blick nehmen“, so Buttgereit.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hält auf einer Info-Webseite allgemein zu Cortison fest, dass die Angst vor einer Cortisonbehandlung auch heute noch verbreitet sei. „Sie beruht jedoch häufig auf falschen Vorstellungen oder Fehlinformationen.“ Das Risiko für Nebenwirkungen sei bei richtiger Dosis und nicht zu langer Einnahmedauer kleiner als die meisten Menschen glauben. Risiken und Nebenwirkungen hingen aber auch von der Darreichungsform ab. Tabletten hätten vor allem bei längerer Einnahme deutlich stärkere Nebenwirkungen als etwa Cremes.

© dpa-infocom, dpa:230815-99-841647/2


Von dpa
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