Beim Kuss von Ehefrau Anna lächelte Robert Lewandowski auch ohne den ersehnten Ballon d'Or in seinen Händen.
«Für mich bist Du der Beste. Ich bin immer stolz auf Dich», lautete die romantische Botschaft der 33-Jährigen in Paris. «Ich liebe Dich bis zum Mond und wieder zurück.» Bayerns Superstar Lewandowski blieb der erhoffte erste Goldene Ball beim Gala-Abend im Théâtre du Châtelet verwehrt - Lionel Messi durfte die prestigeträchtige Trophäe stattdessen bereits zum siebten Mal in Empfang nehmen.
«Auch ohne den Goldenen Ball ist Lewandowski im Olymp der Größten des Weltfußballs längst angekommen», rühmte Lewandowskis Münchner Clubchef Oliver Kahn den Torjäger der Extra-Klasse. Kahn richtete den Blick wenige Tage vor dem Bundesliga-Knaller in Dortmund postwendend nach vorne. «Ich bin schon gespannt, welche Rekorde er mit unserem Club in der Zukunft noch aufstellen wird. Er wird auch im nächsten Jahr wieder ein Kandidat sein», sagte der 52-Jährige vor dem Kräftemessen mit BVB-Star Erling Haaland, der am Montag Elfter wurde.
Nach einem Jahr Goldener-Ball-Pause wegen der Pandemie hatte sich Lewandowski als Triplesieger von 2020, Club-Weltmeister 2021 und nach einer unglaublichen Torserie große Hoffnungen gemacht, nach dem Titel des Weltfußballers auch mit der von der französischen Sportzeitschrift «France Football» verliehenen Auszeichnung geehrt zu werden. Beim knappen Abstimmungsergebnis unter 170 ausgewählten Journalisten fiel aber offenbar der Erfolg Messis mit der argentinischen Nationalmannschaft stärker ins Gewicht, die er erstmals seit 28 Jahren zum Gewinn der Copa America geführt hatte.
«Jeder weiß, dass du letztes Jahr der Gewinner warst. Ich finde, France Football sollte dir den Preis für 2020 noch geben. Du hast ihn verdient und solltest ihn auch zuhause haben», richtete der 34-jährige Messi freundliche Worte an Lewandowski. Dieser hatte - begleitet von Ehefrau, Schwester und Mama - die Auszeichnung als bester Stürmer überreicht bekommen. «Deren Unterstützung bedeutet mir viel. Mit dieser Liebe fühle ich mich besser», sagte Lewandowski in seiner Laudatio. Später dankte ihm Ehefrau Anna via Instagram.
Man sei «einmal mehr stolz auf Robert Lewandowski, denn er hätte es verdient gehabt, nach Gerd Müller, Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge der vierte Spieler in unserer traditionsreichen Vereinsgeschichte zu werden, der diesen Titel gewinnt. Robert zählt absolut in diese Riege der größten Spieler des FC Bayern und des Weltfußballs», sagte Präsident Herbert Hainer. Lewandowski hofft, am 17. Januar erneut als FIFA-Weltfußballer geehrt zu werden.
Der 33 Jahre alte Torjäger hatte in der vergangenen Saison den als ewig geltenden Gerd-Müller-Rekord von 40 Toren auf 41 Treffer verbessert. Mit 25 Toren in 20 Pflichtspielen weist Lewandowski auch in der laufenden Saison schon wieder eine herausragende Quote auf. Mit 53 Pflichtspieltreffern in diesem Kalenderjahr ist er der mit Abstand erfolgreichste Torschütze in Europas Top-5-Ligen. Von den Titeln her höher dekoriert ist in diesem Jahr allerdings der drittplatzierte Italiener Jorginho, der mit Italien Europameister wurde und mit dem FC Chelsea in der Champions League triumphierte.
«Ehrlich gesagt, verstehe ich nach dieser Wahl die Welt nicht mehr. Bei allem Respekt für Messi und die anderen großartigen, nominierten Spieler. Keiner hätte es so verdient gehabt wie Lewandowski», kritisierte DFB-Rekordnationalspieler und Sky-Experte Lothar Matthäus den Ausgang. Der sechsplatzierte Cristiano Ronaldo war auch unzufrieden und stichelte gegen den Veranstalter - wenngleich nicht wegen des Abstimmungsergebnisses, sondern wegen des Umgangs. Der Man-United-Star Ronaldo steht bei fünf Siegen. Messi, der nach einer weitestgehend enttäuschenden Saison mit dem FC Barcelona nun für Paris Saint-Germain spielt, hat nun zwei mehr.
Vorzeige-Athlet Lewandowski wird dieser zweite Platz vermutlich weiter anstacheln. «Er ist ein Musterprofi und wird niemals nachlassen. Robert nimmt sich immer wieder neue Ziele vor - deshalb ist er einer der besten Spieler der Welt», sagte Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic.
Die «Sport Bild» kommentierte den für viele Experten überraschenden Sieg Messis bissig: «Warum nicht Pelé? Der war auch mal gut...» Viele Lacher erntete der frühere Bundesliga-Profi Jan Aage Fjörtoft für seine etwas sarkastische Ballon-d'Or-Prognose. «Saison 26/27. Lewandowski schoss gerade 63 Tore in einem Jahr. Er entwickelte die effektivste Heilung für Covid. Er gewann die Champions League. Er wurde gerade zweiter polnischer Papst nach Johannes Paul II. Er gewann sensationell mit Polen die Weltmeisterschaft. Messi gewann den Ballon d'Or», twitterte der 54-jährige Norweger.
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