Max Verstappen gegen Lando Norris. Die Formel 1 hat nach dem Final-Thriller von Imola jetzt ihr Schwergewichtsduell. „Du hast zwei Jungs, die in Topform sind und wie Tyson Fury und Oleksandr Usyk gegeneinander kämpfen“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner und verglich die Piloten Verstappen und Norris mit dem Box-Duo. Der dreimalige Weltmeister aus den Niederlanden und der englische McLaren-Star würden im Ring eher im Welter- und Mittelgewicht antreten, doch auf dem Asphalt sind sie Kolosse.
Es passte ins Bild, dass sich Verstappen und Norris vor dem Grand Prix der Emilia-Romagna in der Nacht zum Sonntag auch den Kampf Fury gegen Usyk im TV angesehen hatten. Norris erzählte, irgendwann gegen 2.00 Uhr ins Bett gefallen und ohne die üblichen acht bis zehn Stunden Schlaf geblieben zu sein. Platt und angezählt fühlte sich Verstappen erst nach seinem Zittersieg in Italien.
„Ich bin kaputt von den Stößen. Mein Rücken, alles tut weh, es war einfach so holprig da draußen. Schon nach 20 Runden konnte ich meinen Rücken richtig spüren“, erzählte Verstappen nach seinem fünften Saisonsieg. „Ich freue mich einfach darauf, im Bett zu liegen, vielleicht ein paar Schmerztabletten zu nehmen, und eine Massage.“
Mit gerade einmal 0,725 Sekunden Vorsprung schleppte sich Verstappen in einer dramatischen Schlussphase mit immer stärker abbauenden Reifen und einer an Saft verlierenden Batterie vor dem heranstürmenden Norris ins Ziel. „Ich hatte irgendwann keinen Grip mehr und rutschte viel. Ich sah, dass Lando näher kam. In den letzten 10 Runden war ich völlig am Ende“, beschrieb Verstappen die Schlussphase, in der alleine seine fahrerische Extraklasse die sich vor ihm auftuenden Baustellen ausgleichen konnte.
Was seinen Sieg-Hattrick in Imola, der erste seit Michael Schumacher im Ferrari 2002 bis 2004, noch außergewöhnlicher machte: Der Niederländer war auch bei der Rennleitung vorgemerkt, weil er wegen seiner Schwierigkeiten schon drei Mal die Streckenlimits überschritten hatte. Ein weiteres Mal hätte ihm eine Strafe eingebracht und das wiederum hätte ihn den 59. Karriereerfolg gekostet. „Eine unglaubliche Leistung von Max, der absolut fehlerfrei gefahren ist“, schwärmte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko.
Das von Verstappen lange souveräne Rennen hat aber auch gezeigt: Der Vorsprung von Red Bull auf die Konkurrenten McLaren und Ferrari ist offensichtlich aufgebraucht. Und das dürfte nicht zuletzt Norris beflügeln, der überraschend vor zwei Wochen Verstappen in Miami geschlagen und seinen ersten Grand-Prix-Sieg errungen hatte.
„Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir mit Freude sagen können, dass wir in der Position von Ferrari und Red Bull sind“, stellte Norris zufrieden fest. In der WM-Wertung liegt er als Vierter aber noch satte 60 Punkte hinter Spitzenreiter Verstappen.
Kurios ist, dass der WM-Dominator nicht nur das Formel-1-Rennen gewann, sondern mit drei Teamkollegen als Sim-Racer auch bei den virtuellen 24 Stunden am Nürburgring erfolgreich war. So ein Double an einem Tag sei ihm zuvor noch nicht gelungen, bemerkte Verstappen. „Das ist einfach großartig, wir haben uns echt viel darauf vorbereitet.“
In Spanien kommentierte „AS“ Verstappens Freizeitaktivität süffisant: „Vielleicht ist er mit einem Sieg in der F1 nicht mehr zufrieden und braucht einen weiteren Ansporn für das Wochenende. Das nächste könnte ein skurriles Outfit, ein ehrbares soziales Projekt oder die Pflege von Bienen sein. Oder er wechselt das Team, um zu sehen, was passiert.“
Vor dem Bildschirm waren Verstappen und Norris sogar schon einmal gemeinsam erfolgreich. 2019 gewannen sie das virtuelle 24-Stunden-Rennen von Spa. Damals bestritt Norris seine erste Formel-1-Saison und Verstappen stand noch im langen WM-Schatten von Lewis Hamilton. Fünf Jahre später darf man auf die verbleibenden 17 Runden dieses Fights gespannt sein. Das Duell Verstappen gegen Norris hat jedenfalls das Zeug zum Dauerbrenner in der Königsklasse des Motorsports.
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