Bei einem absichtlich gelegten Brand in einem Wohnblock eines Problemviertels im südfranzösischen Nizza sind sieben Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten sind den Angaben nach drei Kinder von fünf, sieben und zehn Jahren. Außerdem sei ein Bewohner lebensgefährlich verletzt worden, teilte Innenminister Gérald Darmanin mit. Wie der Polizeipräfekt dem Sender BFMTV sagte, rannte die Mutter noch in die Flammen, um ihre Kinder zu retten, doch am Ende starben ihre Kinder und sie selbst.
Nach vorläufigen Ermittlungen sei das verheerende Feuer, bei dem eine gesamte Familie ums Leben kam, absichtlich in den drei unteren Stockwerken des Wohnblocks gelegt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Tatverdächtig sind demnach drei junge Männer, die mit einem Auto vor dem Wohnblock vorfuhren, die Zugangstüre aufbrachen und unmittelbar vor Start des Brandes flohen.
Videoaufnahmen zeigten, wie drei Vermummte nachts gegen 3.00 Uhr Benzin ins Treppenhaus gegossen und angezündet hätten, sagte Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi. Die Flammen seien dann bis in das oberste Stockwerk geschlagen.
Der Bürgermeister vermutet einen Zusammenhang zwischen der Brandstiftung und dem Kampf der Behörden gegen den Drogenhandel im Problemviertel „Les Moulins“. Der Polizei war es dabei zuletzt gelungen, Dealer aus einigen der Wohnblöcke zu vertreiben, von wo aus diese ihr Geschäft betreiben. „Ich wünsche mir, dass diese Barbaren so schnell wie möglich gefunden und für den Rest ihres Lebens verurteilt werden“, sagte Estrosi mit Blick auf die Brandstifter.
„Die Ermittlungen kommen voran und es wird nach drei Menschen gefahndet“, sagte der sichtlich betroffene Premierminister Gabriel Attal am Brandort. „Alles wird in Bewegung gesetzt, um sie zu finden und sie werden sehr schwer bestraft werden.“ Dieser Brand sei absolut schrecklich. „In jedem Haushalt in Frankreich, in jeder Familie in Frankreich hat man ein gebrochenes Herz“, sagte Attal.
Vor Ort spielten sich dramatische Szenen ab: Um den Flammen im obersten siebten Stockwerk zu entkommen, sprangen zwei Menschen aus dem Fenster, einer kam dabei ums Leben. Augenzeugen, darunter auch Polizeibeamte, standen unter Schock. Die Familie der Opfer stammt von den Komoren, die Gemeinschaft der Menschen aus dem ostafrikanischen Inselstaat reagierte besonders betroffen.
Bewohner des Problemviertels reagierten aufgebracht und wütend und stellten Bürgermeister Estrosi auf der Straße zur Rede, wie die Zeitung „Nice-Matin“ berichtete. „Wir sind keine Dealer, wir sind anständige Menschen“, riefen Anwohner, die sich von der Politik in dem vom Drogenhandel dominierten Viertel in Stich gelassen fühlen.
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