Nach dem Putt zum Sieg bei der PGA-Championship waren bei Brooks Koepka jegliche Rest-Zweifel an seinen körperlichen und golferischen Fähigkeiten endgültig verflogen. Der 33 Jahre alte US-Profi ballte auf dem 18. Grün des noblen Oak Hill Country Clubs am Ontariosee die Faust und umarmte mit einem breiten Lächeln seinen Caddie Ricky Elliott.
„Wenn ich zurückblicke, wo wir vor zwei Jahren waren, bin ich im Moment so glücklich“, sagte Koepka. „Das ist einfach das Coolste“. Zahlreiche Verletzungen ließen ihn damals zweifeln, ob er es noch mit den besten Golfern der Welt aufnehmen konnte.
In der Netflix-Serie „Full Swing“ berichtete er über die harten Zeiten mit der hartnäckigen Knieverletzung und dem verloren gegangenen Selbstvertrauen. „Ich will ehrlich sein, ich kann mit diesen Jungs nicht Woche für Woche mithalten“, gestand er damals. Nun stellte Koepka beim Major in Rochester im US-Bundesstaat New York eindrucksvoll unter Beweis, dass er weiterhin ein Spieler für die ganz großen und wichtigen Turniere ist - es war bereits sein fünfter Triumph bei einem Major. 2017 und 2018 siegte er bei den US Open, 2018 und 2019 holte er den Titel bei der PGA Championship.
Bei der Siegerehrung bekam Koepka für seinen Erfolg zum dritten Mal die riesige Wanamaker-Trophäe überreicht. Einen Scheck in Höhe von 3,15 Millionen US-Dollar (2,91 Millionen Euro) Preisgeld gab es noch obendrauf. Am Sonntag (Ortszeit) setzte sich der Golf-Profi aus Florida mit einem Gesamtergebnis von 271 Schlägen gegen den Norweger Viktor Hovland und den US-Amerikaner Scottie Scheffler (beide 273) durch. Mit dem zweiten Platz übernahm der 26-jährige Scheffler auch wieder die Spitze der Weltrangliste.
Koepka ist der erste Golfer der neuen und umstrittenen LIV-Tour, der eines der vier Major-Turniere für sich entscheiden konnte. Im vergangenen Jahr war er zusammen mit anderen US-Stars wie Dustin Johnson, Phil Mickelson und Bryson DeChambeau von der PGA-Tour auf die konkurrierende LIV-Serie gewechselt.
Die LIV-Tour steht wegen des Millionen-Investments aus Saudi-Arabien in der Kritik. „Herzlichen Glückwunsch @BKoepka dein Comeback war beeindruckend. Ich bin so stolz auf dich“, twitterte LIV-Boss Greg Norman. In Rochester gab es aber nur vereinzelte Pfiffe gegen den abtrünnigen Koepka.
Der heimliche Star des 17,5 Millionen US-Dollar dotierten Turniers war aber ein Golflehrer aus dem Arroyo Trabuco Golf Club in Kalifornien. Michael Block hatte sich bereits an den ersten drei Tagen in die Herzen der Fans gespielt, in der Finalrunde avancierte der 46-Jährige nach seinem Ass auf der 15. Spielbahn endgültig zum Publikumsliebling. Block versenkte auf dem 138 Meter langen Par 3 seinen Ball vom Abschlag aus - ohne dass der Ball einmal auf dem Grün aufkam - direkt im Loch.
„Nein, nein. Niemals. Rory, ist er reingegangen?“, fragte der völlig erstaunte Block seinen prominenten Spielpartner, Nordirlands Golfstar Rory McIlroy. Am Ende belegte der Golflehrer, der von der PGA eine Einladung zu dem Turnier erhalten hatte, unter dem Jubel der Fans ein starken geteilten 15. Platz.
Der in den USA lebende gebürtige Münchner Stephan Jäger fiel am Schlusstag nach einer schwachen 76er-Runde mit insgesamt 287 Schlägen vom zehnten auf den geteilten 50. Rang zurück. Der Mannheimer Yannik Paul (293) schloss das zweite Major seiner Karriere auf dem geteilten 69. Platz ab.
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