Wenn ab diesem Freitag, 26. Mai, die Schienenbagger und Bauzüge in Scharen anrollen, geht über Monate nichts mehr: Auf der Bahnstrecke Nürnberg–Würzburg stehen bis 11. September umfassende Bauarbeiten bevor – mit massiven Folgen für den Schienenverkehr in der Region.
Das Sanierungsprojekt gehört zu den Großbaustellen der Deutschen Bahn (DB) in 2023. Nach DB-Angaben werden auf der Strecke unter anderem 144 Kilometer Gleise und 40 Weichen getauscht. Auch der barrierefreie Umbau des Bahnhofs Iphofen ist dabei eingeplant. Im Landkreis plant die Bahn kleinere Schönheitsreparaturen an den Bahnhöfen.
Konkret ist zunächst vom 26. Mai bis 5. August der Abschnitt Würzburg-Neustadt/Aisch voll gesperrt. In Schritt zwei kommt es dann vom 6. August bis 11. September zur Totalsperrung zwischen Neustadt/Aisch und Fürth Hauptbahnhof. Fernverkehrszüge leitet die DB in dieser Zeit über Ansbach um, manche ICE-Halte in Nürnberg entfallen.
Pendler in der Region sind aber vor allem von den Änderungen im Nahverkehr betroffen. Die Bahn berichtet auf FLZ-Anfrage über das Ersatzkonzept. Im Schienenersatzverkehr (SEV) sollen demnach auch Expressbusse zum Einsatz kommen. Zudem verspricht die Bahn hochwertig ausgestattete Fahrzeuge, die etwa auch Steckdosen und WLAN bieten können.
Betroffen sind verschiedene Linien: Im ersten Bauabschnitt wird der RE10 zwischen Würzburg und Neustadt durch Busse ersetzt, die überall halten. Hinzu kommen Schnellbusse mit Halten in Neustadt, Iphofen, Kitzingen und Würzburg.
In Phase zwei entfällt der RE10 zwischen Neustadt und Nürnberg. Expressbusse sollen mit Halten in Emskirchen, Siegelsdorf und Fürth zwischen den Städten pendeln. Darüber hinaus sind Direktbusse ohne Stopps zwischen Neustadt und Nürnberg geplant.
Die S-Bahnen der Linie 6 werden zwischen Neustadt und Fürth durch Busse ersetzt. Auch die RB12 (Markt Erlbach–Fürth) erhält auf ganzer Linie Schienenersatzverkehr.
Wegen vieler umgeleiteter Züge entfallen außerdem die meisten Fahrten der RB80 zwischen Würzburg und Marktbreit. Sie erhalten Bus-Ersatz. Auch Verbindungen des privaten Bahnbetreibers Go-Ahead sind betroffen: Im RE80 zwischen Würzburg und Ansbach komme es während der Bauphase zu „Fahrplanänderungen im niedrigen Minutenbereich“, berichtet Sprecher Winfried Karg. Zudem sollen alle Halte in Burgbernheim-Wildbad entfallen.
Die Auswirkungen werden ab Samstag, 27. Mai, auch im Fahrplan der S4 spürbar sein, wie Jörg Schäfer, Sprecher der Bezirksgruppe von Pro Bahn, mitteilt. Demnach werden viele Züge von Würzburg über Ansbach umgeleitet, so dass sich die Abfahrtszeiten der S4-Züge um bis zu acht Minuten verschieben können.
So fahren beispielsweise Züge ab Ansbach um 5.47 statt um 5.52 Uhr und um 6.51 statt um 6.54 Uhr. Ab Nürnberg gibt es am Nachmittag die größten Abweichungen: Statt um 15.21 und 17.21 Uhr fahren die Züge um 15.29 und 17.29 Uhr, listet Schäfer auf. Zudem würden einige der S-Bahnen nicht mehr an den Stationen in Petersaurach Nord, Raitersaich, Anwanden, Oberasbach und Unterasbach Halt machen. Von den veränderten Anschlusszeiten in Wicklesgreuth sind auch einige Züge der Zweigstrecke bis Windsbach betroffen: Statt um 4.49, 7.54, 10.32, 12.32, 14.32, 16.32, 18.32 und 20.32 Uhr fahren die Züge ab Windsbach zwischen drei und fünf Minuten früher ab.
Die Bauarbeiten laufen derweil in einem Zeitraum, der eigentlich viele zusätzliche Fahrgäste erwarten ließe. Im Mai startet bundesweit das lange diskutierte 49-Euro-Ticket. Im Juni findet in Nürnberg der Deutsche Evangelische Kirchentag statt, zu dem Zehntausende Besucher erwartet werden. Diese Umstände seien jedoch einkalkuliert, versichert eine Bahnsprecherin. „Die Kapazitäten sind großzügig bemessen.“ Auch an den Schülerverkehr sei mit separaten Bussen gedacht.
Auf der Internetseite bahn.de/ersatzverkehr hat der Konzern weitere Details bereitgestellt. Reguläre Bahntickets gelten auch in den SEV-Bussen.