Am Ende war die Luft raus: Nur 19 Stunden nach dem kräftezehrenden WM-Halbfinale gegen Argentinien mussten die deutschen Hockey-Damen schon wieder im Olympiastadion von Terrassa im Spiel um Platz drei gegen Australien antreten.
Der EM-Zweite dominierte die ersten beiden Viertel, wurde in der zweiten Halbzeit aber zusehends müder, so dass die „Hockeyroos“ im Schlussabschnitt die Partie drehten und noch mit 2:1 gewannen. „Wir haben alles rausgelassen, was noch im Tank war“, sagte Bundestrainer Valentin Altenburg. „Dass wir hinten raus wackeln und unser Spiel nicht mehr durchsetzen können, lag einzig an der fehlenden Kraft.“
Weltmeister wurde Titelverteidiger Niederlande. Der vom ehemaligen Bundestrainer Jamilon Mülders trainierte Olympiasieger gewann das Endspiel mit 3:1 (2:0) gegen Argentinien.
Sein Team war nach einer starken Einzelaktion von Lena Micheel (14. Minute) in Führung gegangen, verpasste es dann aber, diese auszubauen, obwohl die Chancen da waren. Nike Lorenz (23./47.) scheiterte mit ihren Strafecken und Pia Maertens (40.) bekam frei vor dem Tor den Ball nicht an der Keeperin vorbei. „Das war auch von den Möglichkeiten wieder richtig gut. Wir können viel früher das 2:0 machen und hätten es gebraucht“, sagte Altenburg. Spielführerin Sonja Zimmermann ergänzte: „Es waren viele Faktoren. Wir waren mental vielleicht am Ende auch nicht mehr bei der Sache, wir hätten es früher klar machen können.“
Im Schlussviertel drängte Australien auf den Ausgleich, den Torfrau Nathalie Kubalski zunächst noch mit starken Paraden abwenden konnte. Elf Minuten vor Abpfiff besorge Stephanie Kershaw (49.) dann das 1:1, ehe sie vier Minuten vor Schluss (56.) den 2:1-Siegtreffer markierte. „Wir sind trotzdem stolz auf uns und konnten vor allem gestern Abend zeigen, was wir können und dass wir hier auch hergehören“, sagte Torschützin Micheel.
Deutschland hatte erstmals seit zwölf Jahren wieder das Final Four einer WM erreicht, verpasste es aber, sich mit der ersten Medaille seit Utrecht 1998 für seine starke Turnierleistung zu belohnen. Im Halbfinale am Samstagabend hatte der Weltranglisten-Vierte dem Olympia-Zweiten Argentinien dank Toren von Hanna Granitzki und Charlotte Stapenhorst ein 2:2 in der regulären Spielzeit abgetrotzt, dann aber im Shootout mit 2:4 verloren.
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