Zum Start in die Grundschule wollen die Kinder Ranzen mit Einhörnern oder Action-Figuren. Später ist es dann eher der coole Rucksack, der beim Nachwuchs gut ankommt.
Das beobachtet auch Detlef Detjen, Geschäftsführer der Aktion Gesunder Rücken (AGR): „Der beste ergonomische Ranzen muss irgendwann getauscht werden, weil die anderen mit dem Schulrucksack rumlaufen und der irgendwie lässiger aussieht.“ Das passiert häufig noch vor dem Wechsel zur weiterführenden Schule.
Doch nicht nur das Aussehen der Schultasche zählt, sondern auch, dass sie sich gut trägt. Auch beim Rucksack können Eltern einiges beachten, damit der Rücken des Kindes geschont wird, wie Maximilian Leugner sagt. Er ist Labor-Manager „Mechanische Produkte und Haushalt“ vom Tüv Rheinland.
Vorab: Das Wichtigste ist, dass die Schultasche zum Kind passt. Der perfekte Ranzen - das heißt nicht, dass ein Kriterium perfekt erfüllt wird und die anderen gar nicht. „Ein gutes Produkt ist ein Kompromiss aus allen Dingen. Das heißt aus der Einstellbarkeit, der Sicherheit, der Stabilität und dem Gewicht“, sagt Detlef Detjen. Beratung und das Probetragen sind beim Kauf deswegen essenziell.
Worauf Eltern bei der Auswahl besonders achten können, ist der Rückenbereich. Er sollte gepolstert und an den entsprechenden Stellen ausgespart sein und auch innen eine stabile Rückwand haben, rät Maximilian Leugner.
Damit der Rucksack oder der Ranzen nah am Körper getragen werden kann, müssen die Träger leicht verstellbar sein und dürfen keine Druckstellen verursachen, sagt Detlef Detjen. Außerdem sollte ein Tragegriff vorhanden sein.
So mancher Rucksack hat zwar keinen Beckengurt, bei Ranzen sollten Eltern aber schon darauf achten, dass es einen solchen gibt. Denn: „Die Belastung, die auf der Hüfte liegt, muss der Rücken nicht mehr stemmen“, sagt Maximilian Leugner.
Ranzen oder Rucksack sollte außerdem in Fächer unterteilt sein, damit schwere Gegenstände möglichst nah am Rücken gelagert werden können. Das Material sollte stabil und wasserdicht sein. Auf der Webseite des Aktion Gesunder Rücken gibt es eine Checkliste für den Ranzenkauf.
Wollen Eltern auf Nummer sicher gehen, empfiehlt Leugner, sich an der Norm „DIN 58124“ zu orientieren. Sie deckt unter anderem Aspekte wie Wasserdichtigkeit oder die Mindestbreite der Träger ab. Die Norm ist über das Label erkennbar.
Und sie schreibt zum Beispiel auch eine Mindestfläche an Reflektoren vor, die an der Schultasche bereits angebracht sein muss. Denn es gilt: „Je besser das Kind sichtbar ist, desto geringer ist das Risiko im Straßenverkehr“, sagt Leugner.
Laut Detjen trifft aber hier Theorie auf Praxis: Viele Familien greifen dann doch eher nach dem Ranzen oder Rucksack, dessen Aussehen dem Kind besser gefällt. Und diese Modelle haben häufig nicht die Mindestfläche an Reflektoren.
Für solche Fälle gibt es Reflektoren, auf denen zum Beispiel Tiere abgebildet sind und die damit cool aussehen. „Das ist für Kinder angesagt, und trotzdem leuchten sie“, so Detjen. Zusätzlich können Eltern kleine LED-Lichter besorgen, damit das Kind im Dunkeln auch dann sichtbar ist, wenn es nicht gerade von Autoscheinwerfern angeleuchtet wird.
Und was ist beim Tragen des Schultasche wichtig? Die Träger sollten so eingestellt sein, dass die Unterseite des Rucksacks oberhalb des Beckens liegt. Zwischen Rücken und Schultasche sollte keine Luft sein. Hierfür den Rucksack zunächst leicht auf den Rücken setzen und dann die Träger festziehen, empfiehlt Detjen.
Das Problem: Vor allem beim Rucksack sieht Detjen immer wieder, dass dieser einfach lässig über den Rücken geworfen wird. Er hängt teilweise unter dem Po oder nur über einer Schulter.
„Man kann da aber nur bedingt als Elternteil drauf einwirken.“ Detjen empfiehlt Eltern, bei ihren Kindern trotzdem ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass diese Tragweise schädlich für den Rücken sein kann.
Denn Schulkinder sind noch in der Wachstumsphase, weswegen der Körper relativ sensibel auf Fehlbelastungen reagiert. Bei einer falschen Tragweise kann es also sein, dass nach einer dauerhaften Fehlbelastung Rückenschmerzen auftreten, so Detlef Detjen.
Trotzdem: „Die Dosis macht das Gift.“ Bei kurzen Strecken muss eine falsche Tragweise nicht zwingend Schaden anrichten. Bei längeren Wegen sollten Eltern und Kinder aber schon darauf achten, dass der Ranzen oder Rucksack richtig sitzt.
Das Wichtigste beim Packen des Rucksacks: „Schwere Bücher und volle Ordner sollten nah an der Rückwand verstaut werden. So liegt der Schwerpunkt möglichst nah am Rücken“, sagt Maximilian Leugner.
Damit die Bücher nicht wieder nach hinten fallen und das Kind dadurch nach hinten ziehen, ist die Unterteilung in Fächer auch so wichtig. Einige Rucksäcke haben sogar Fächer mit einem Tunnelzug mit Kompressionseffekt, womit man Bücher sicher am Rücken lagern kann.
Ansonsten sollten Eltern laut Detlef Detjen auch überlegen, was das Kind wirklich transportieren muss. Gibt es Schließfächer, in denen Bücher eingeschlossen werden können? Können sich die Kinder Bücher teilen? So lässt sich das Gewicht der Schultasche verringern.
Es gibt auch Richtwerte für das Gewicht des Rucksacks inklusive Inhalt - diese sind laut Detjen jedoch nicht wirklich praktikabel ist, da jedes Kind anders gebaut ist. Wenn alles gut sitzt, ist etwas mehr Gewicht auch kein Problem, da dadurch die Rückenmuskulatur gestärkt wird, so Detjen.
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