Trachtler und Trachtenkenner werten das neue Lederhosen-Outfit von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Absage einer möglichen Kanzlerkandidatur als modebewusstes Bekenntnis zu Bayern.
„Historisch nachweisbar ist die kurze Lederhose in Franken nicht“, erläutert Alexander Wandinger, Trachtenfachberater des Bezirks Oberbayern, mit Blick auf die fränkische Herkunft des Ministerpräsidenten. „Aber wenn er die oberbayerische Gebirgstracht damit populär macht – warum denn nicht? Er ist ja auch sonst sehr fantasievoll – zum Beispiel in Veitshöchheim“, sagte Wandinger. „Ich habe den Eindruck, dass er schon Freude am Verkleiden hat. Die tieferen Beweggründe bleiben natürlich verborgen.“
Auch der Sprecher des Bayerischen Trachtenverbandes, Anton Hötzelsberger, sagt: „Wer Lederhosen trägt, ist ein Botschafter und Freund Bayerns. Da gibt es keine Aneignung.“ Es sei zumindest eine echte Lederhose und nicht das, was teils auf der Wiesn zu sehen sei. Auch der Vorsitzende des Bayerischen Trachtenverbandes, Günter Frey, wertete den Auftritt als „Bekenntnis“.
Laut Wandinger passt die Hose auch zum neuen Bartwuchs des Ministerpräsidenten. „Die Kombination, die er da hingelegt hat, ist schon in sich stimmig.“
Kritischer äußerte sich der Fränkische Bund, der sich für die Belange Frankens und fränkische Tradition einsetzt. „Herr Söder gibt sich gern als Franke - solange er in Franken unterwegs ist, dann streift er auch das Club-Trikot über. Und in München wechselt er zu Tracht und Bayern-Shirt. Darauf kann sich jeder selbst seinen Reim machen“, sagte der Pressesprecher des Fränkischen Bundes, Christian Rechholz. Immerhin spreche Söder noch fränkisch.
„Manche machen Punkte, indem sie bei sich, also authentisch bleiben“, ergänzte Rechholz. „Imponiert hat uns, als Marga Beckstein sich seinerzeit verweigert hat und selbstbewusst kein Dirndl getragen hat, weil sie ja Fränkin sei und das als Verkleidung empfunden hätte.“ Die Gattin des damaligen Ministerpräsidenten Günther Beckstein war damals an der Seite ihres Mannes zum traditionellen Wiesnanstich nicht im üblichen Dirndl erschienen, sondern in Trachtenjacke und Rock - und hatte damit für viel Aufsehen gesorgt.
Der Franke Söder hatte zum Anstich am Samstag eine grün bestickte Hirschlederne getragen, wie sie traditionell im Alpenvorland üblich ist - und betonte: „Berlin oder die Wiesn - die Wiesn ist einfach besser.“
Die Lederhose in Berlin: Auch wenn es dort bayerische Trachtengruppen gibt, wäre das zumindest im Bundeskanzleramt ein echtes Novum. Wandinger: „Wenn er Kanzler würde - und dann auch die kurze Lederhose tragen würde: Das wäre eine Revolution in der Mode. Aber er will ja nicht mehr.“
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