Nachhaltig und umweltfreundlich – das geht auch beim Weihnachtsbaum. Entscheidend ist, sich für ein regionales Exemplar zu entscheiden. Die FLZ hat mit einem Forstexperten und einem örtlichen Christbaumerzeuger gesprochen.
„Wir haben einen Klimawandel in der Natur, aber auch im Wohnzimmer“, sagt Friedrich Bauer aus Ballmannshof. Er ist im Vorstand der Forstbetriebsgemeinschaft Ansbach-Fürth und besitzt selbst acht Hektar Wald bei Lichtenau. „Vor 30, 40 Jahren hat man Fichten als Christbäume gehabt, aber da waren die Wohnzimmer kühler. Wenn man jetzt eine Fichte reinstellt, fallen die Nadeln runter.“
Da der Fichten-Anbau zu Gunsten von Mischwäldern zurückgeht, verliert die Fichte als Christbaum insgesamt an Bedeutung. „Und die Leute wollen schönere Bäume haben“, stellt Bauer fest. Wie Nordmanntannen zum Beispiel. Bei Familie Bauer und den erwachsenen Söhnen kommen dagegen an Weihnachten heute noch Fichten ins Wohnzimmer. Das hat auch mit Nachhaltigkeit zu tun.
Die Bäume stammen aus einer Naturverjüngung. Sie wurden nicht gepflanzt, sondern sind zum Beispiel aus herabgefallenen oder angeflogenen Samen aufgegangen. Einige müssten bei der Durchforstung sowieso entfernt werden, weil sie zu eng stehen. Die Durchforstung ist notwendig, um den Wald gesund zu halten, erklärt Bauer. „Wälder werden stabiler, je weniger Holz auf einer Fläche steht.“ Als Christbaum wählt er deshalb nicht unbedingt den schönsten aus, sondern einen, der überzählig ist. „Mir ist der Wald wichtiger als der Weihnachtsbaum.“
Und weil ihm der Wald am Herzen liegt, wachsen dort auch längst nicht nur Fichten. „1986 hab’ ich mit dem Waldumbau angefangen“, erinnert er sich. Inzwischen sind dort auch Douglasien, Lärchen, Eichen und Buchen zu finden.
Funktioniert eigentlich das Prinzip, einen Weihnachtsbaum im Topf zu kaufen und später in den Garten zu pflanzen? Grundsätzlich schon, meint er. Ein Problem sei aber, dass die Topfpflanze im Dezember eigentlich auf Winter eingestellt sei. „Wenn der Baum dann im Wohnzimmer steht, ist das für ihn wie Sommer. Am 6. Januar – wenn er dann wieder rausgestellt wird – kommt der eiskalte Winter. Das tut den Bäumen oft weh.“ Man sollte sie deshalb bis zum Frühjahr zwar kühl lagern, aber nicht bei eisigen Temperaturen.
Bauer holt seinen Baum erst kurz vor dem Aufstellen aus dem Wald. „Wenn sie frisch geschlagen sind, halten sie die Nadeln länger. Das ist der Vorteil, wenn man Bäume aus der Region hat.“ Sinnvoll sei, Wasser in den Christbaumständer zu geben, rät er. Das nütze aber nur etwas, wenn der Baum nicht angespitzt sei. Sonst seien die Leitungsbahnen zerstört. Auch, wenn der Baum abgeleert ist, hat er im Hause Bauer noch einen Nutzen: „Wir machen Hackschnitzel draus.“ Seit 26 Jahren betreibt die Familie eine Hackschnitzelheizung und hat damit eine Vorreiterrolle in der Region.
Wer keinen Wald besitzt und trotzdem keine künstliche Dekoration möchte, kann sich der Umwelt zuliebe zumindest für einen heimischen Baum entscheiden. Patrick Meßthaler ist einer von mehreren Christbaumerzeugern im Landkreis Ansbach. „Ich hab’ mit elf Jahren gesagt, ich möchte Weihnachtsbäume verkaufen, und das hab’ ich umgesetzt“, berichtet er. Zunächst wurden die Bäume noch in Aalen geholt, doch seit circa 15 Jahren pflanzt die Familie selbst in Wolframs-Eschenbach und Umgebung an.
Heimische Christbäume werden nicht Hunderte von Kilometern transportiert. Wer sich für eine regionale Pflanze entscheide, helfe deshalb mit, „die Ökobilanz zu verbessern und Händler vor Ort zu unterstützen“, erklärt Meßthaler. Außerdem werde bei Weihnachtsbaumkulturen in Bayern weitgehend auf Pestizide verzichtet.
„Der beliebteste Baum ist nach wie vor die Nordmanntanne“, verrät er. Am meisten nachgefragt werden Exemplare zwischen 1,80 Meter und 2,20 Meter. „Dicht und schmal sollen sie sein – die Leute haben weniger Platz.“ Der Experte empfiehlt, dem Baum nicht nur Wasser zu geben, sondern ihn auch bis kurz vor dem Fest im Freien zu lassen. Er darf ruhig Regen und Schnee abbekommen. „Dann hält er deutlich länger frisch.“
Bis eine Tanne groß genug ist, um ein Weihnachtsbaum zu werden, dauert es acht bis zehn Jahre. Doch was passiert eigentlich mit den gefällten Bäumen, die doch keiner will? Sie landen nicht einfach im Grüngut-Container, versichert Meßthaler. Erst werden sie entastet, und dann verwenden Gärtnereien die Zweige zum Beispiel für Totenkränze.