Der in Brand geratene Fastnachtswagen eines Umzugs im badischen Kehl ist nach Angaben des Tüvs Süd im Rahmen vorgeschriebener Prüfungen von Experten begutachtet worden. „Wir bitten um Verständnis, dass wir zum konkreten Fall in Kehl aufgrund laufender Ermittlungen derzeit aber keine Aussagen machen können“, erklärte ein Sprecher des Tüvs Süd weiter. Die Zahl der Verletzten stieg laut Polizei auf mindestens acht Menschen - ein Schwerverletzter und sieben Leichtverletzte.
Bei den vorgeschriebenen Prüfungen von Experten geht es laut einem entsprechenden Merkblatt unter anderem um Bremsausrüstung und Sicherheitsvorkehrungen für die Personenbeförderung. Nach Angaben von Joachim Bühler vom Tüv-Verband erhalten Fahrzeuge, die an Brauchtumsveranstaltungen wie Schützen-, Faschings- oder Karnevalsumzügen teilnehmen, eine jährliche oder - falls das Fahrzeug nicht verändert wurde - zweijährliche Betriebserlaubnis. Geprüft wird seinen Angaben zufolge das Basisfahrzeug (ohne Ladung) und dessen Verkehrssicherheit, also auch die Sicherheit des Fahrzeugs in Bezug auf die Menschen, die mitfahren, danebenstehen oder mitgehen.
Laut Tüv erteilen abschließend die örtlichen Behörden die Betriebserlaubnis für die Umzugswagen. Weder der Ortenaukreis noch die Stadt Kehl fühlten sich am Montag allerdings dafür zuständig.
Der Förderverein Kehler Fastnacht betonte, zusätzlich würden die Wagen vom Veranstalter vor dem Umzug kontrolliert, um sicherzustellen, dass keine Menschen unter die Fahrzeuge geraten könnten. Der Förderverein ist nach eigenen Angaben der Hauptorganisator des Umzugs. Der Vorsitzende Stefan Kaiser nannte den folgenschweren Vorfall ein „Einzelunglück“. Nach Angaben des Fördervereins seien auch mehr als 100 Ordner für die Absicherung eingesetzt worden.
Am Sonntag war der Wagen einer Narrengruppe aus dem Schwarzwaldort Glottertal in Brand geraten. Als Ursache des Feuers nannte die Polizei zunächst die Verpuffung eines Aggregats auf dem Anhänger. Allerdings sind noch zahlreiche Fragen ungeklärt. Unklar sei unter anderem, ob das betreffende Stromaggregat überhaupt in Betrieb gewesen sei oder noch andere elektrische Geräte genutzt worden seien, teilte die Polizei mit. Es gebe jedoch keine Hinweise auf Vorsatz. Ein Sachverständiger solle bei der Suche nach der Brandursache helfen. Der ausgebrannte Anhänger sei sichergestellt worden.
Die Narrengruppe aus dem Glottertal zeigte sich bestürzt. „Für uns ist das natürlich ein Riesenschock. Uns geht es den Umständen entsprechend“, sagte Florian Steger von den Glottertäler Winzerbube am Sonntag dem Radiosender „Hitradio Ohr“.
Der Kehler Oberbürgermeister Wolfram Britz lobte nach dem Unglück das Verhalten der Teilnehmer. „Die Mitglieder der Narrengruppe haben sehr besonnen reagiert und damit wohl noch Schlimmeres verhindert“, sagte der parteilose Lokalpolitiker der Deutschen Presse-Agentur. „Die Nachricht von diesem tragischen Vorfall verbreitete sich rasch entlang der Umzugsstrecke. Selbstverständlich haben wir den Umzug sofort abgebrochen.“ Es waren mehrere Zehntausend Menschen auf der Straße. In der Grenzstadt leben rund 37.000 Menschen, auf der anderen Rheinseite liegt die ostfranzösische Metropole Straßburg.
Am frühen Sonntagnachmittag spielten sich dramatische Szenen in der Kehler Innenstadt ab: Mitten im närrischen Treiben war eine Detonation zu hören. Um sich vor den Flammen zu retten, sprangen mehrere Menschen, die sich auf dem Anhänger des Umzugswagens befanden, auf die Straße. Das Feuer war nach Auskunft der Stadt im Innenraum des Wagens ausgebrochen, der ein Schiff darstellte.
Es ist nicht der erste schwerwiegende Zwischenfall bei einem Fastnachtsumzug in Deutschland. 2018 wurde eine 18-Jährige bei einem Fastnachtsumzug in Eppingen von einer Gruppe verkleideter Hexen über einen Kessel mit heißem Wasser gehalten. Dabei verbrühte sich die junge Frau die Beine. Der Kessel befand sich auf einem Ziehwagen der Gruppe und wurde von einem Holzofen erhitzt.
Im Jahr 2017 war eine 26-Jährige bei einem Fastnachtsumzug in Hambrücken bei Karlsruhe vor einem Traktor zur Sicherung im Einsatz. Die junge Frau stolperte jedoch, wurde von dem Fahrzeug überrollt und trug lebensgefährliche Verletzungen davon. Ebenfalls 2017 fiel ein damals 21-Jähriger im oberbayerischen Markt Indersdorf während eines Umzugs von einem Faschingswagen. Er stürzte aus vier Metern Höhe kopfüber zu Boden und wurde lebensgefährlich verletzt.
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