Beim „Tag der Organspende“ haben am Samstag in Mainz Betroffene um mehr Spendebereitschaft geworben. Die zentrale Veranstaltung des bundesweiten Aktionstags findet jedes Jahr in einer anderen Stadt statt, in diesem Jahr bereits zum 40. Mal.
Unter dem Motto „Zeit, Zeichen zu setzen“ kamen Patienten auf der Warteliste, Organempfänger und Angehörige von Organspendern zu Wort.
Transplantierte zeigten in Mainz Plakate, auf denen die Zahl der Lebensjahre stand, die ihnen durch die Spende geschenkt wurde: Es waren 527 geschenkte Jahre für 41 Menschen. In der ganzen Stadt gab es Aktionen, eine Ausstellung, ein begehbares Nierenmodell und Themenzelte. Abends sollten Bilder und Botschaften auf Gebäude projiziert werden.
Ziel des Aktionstags sei es, „den unsagbaren Dank in den Fokus zu rücken, den wir als Transplantierte gegenüber denjenigen empfinden, die uns dieses große Geschenk eines Spenderorgans gemacht haben“, sagte Burkhard Tapp, der vor über 20 Jahren eine neue Lunge erhielt.
„Jede und jeder von uns kann schon morgen auf ein Spenderorgan angewiesen sein - sei es durch eine Krankheit oder einen Unfall“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Vorfeld der Veranstaltung. „Organspende genießt prinzipiell eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Ich wünsche mir, dass die persönliche Erklärung für jede und jeden zu einer Selbstverständlichkeit wird.“
Lauterbach hatte am Freitag einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung angekündigt. Diese war vor rund zwei Jahren im Bundestag gescheitert. „Wir brauchen aus meiner Sicht unbedingt einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung. Wir bekommen das Problem sonst nicht gelöst“, sagte der Minister im ARD-Hauptstadtstudio. Die Widerspruchslösung sieht vor, dass jeder prinzipiell Organspender ist, der nicht ausdrücklich widerspricht.
Zu Beginn dieses Jahres waren die Organspenden in Deutschland eingebrochen. Die Zahl von bundesweit 239 Organspendern in den ersten vier Monaten war um 26 Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum, was auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückgeführt wird. Aktuell stehen laut Deutscher Stiftung Organtransplantation (DSO) rund 9000 Menschen auf der Warteliste.
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