Harte Türsteher, sexuell ausschweifende Partys, hypnotische DJ-Sets und verschwiegene Betreiber: Kaum ein Club wird von solch einem Mythos umrankt wie der Berliner Techno-Club Berghain. Am Wochenende feiert der Szene-Tempel mit einer langen Clubnacht seinen 20. Geburtstag, die in der Nacht von Freitag auf Samstag startet.
Auf dem Line-up stehen insgesamt rund 70 DJs - darunter allein 30 auf dem Berghain-Main-Floor. Unter der Programmankündigung des Dezember-Flyers hinterlässt der im Dezember 2004 eröffnete Club einen kleinen Geburtstagsgruß: „Hoch sollst du leben, an der Decke kleben! Runterfallen, Popo knallen - so ist das Leben!“
Lange Warteschlangen dürften wieder sicher sein - selbst, wenn das Berghain im Club-Ranking des Fachmagazins „DJ Mag“ in diesem Jahr nur auf Platz 13 von 100 landete. 2009 war es dort einmal Spitzenreiter.
Auch der Fotograf und Berghain-Türsteher Sven Marquardt will zum Jubiläumswochenende kommen, wie er der Deutschen Presse-Agentur am Rande einer Gala in Berlin Ende November sagte.
„Es ist eine unglaublich lange Zeit, in der unglaublich viel passiert ist und der Laden sich trotzdem treu geblieben ist, mit dem, wofür er steht und was er macht“, sagte Marquardt. Dies sei vielleicht ein Grund, wieso es ihn schon so lange gebe. Die Veranstalter teilten auf dpa-Anfrage mit, dass sie „grundsätzlich keine Fragen“ beantworten.
Das Berghain, dessen Name sich vom Standort im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ableitet, hat ein strenges Fotoverbot und gilt bei Feierwütigen aus aller Welt als Sehnsuchtsort. Die „Süddeutsche Zeitung“ bezeichnete den Technobunker im Jahr 2022 als „eine Art Vatikan der Partywelt: Man weiß nicht, was hinter den Mauern passiert, interpretiert aber umso mehr hinein“.
Dem dreistöckigen Betonklotz am Wriezener Bahnhof wird „die härteste Tür Berlins“ nachgesagt - viele Partywillige scheitern an den Türstehern. Medienberichten zufolge immer wieder auch Promis - genannt wird etwa der US-amerikanische Rapper Macklemore.
Schauspielerin Claire Danes („Homeland“) hingegen entpuppte sich 2015 als großer Fan: „Es ist der beste Ort der Welt“, hatte sie in der US-Talkshow „Ellen“ geschwärmt und von nackten Clubgängern berichtet. Das Rap-Trio K.I.Z benannte sogar einen Song nach der „Berghainschlange“.
Gemessen am vielerorts drohenden Clubsterben - etablierte Läden wie die „Wilde Renate“ oder das „Watergate“ in der Hauptstadt machen dicht - sind die 20 Jahre Berghain ein stattliches Alter. Zumal die in der Schwulenszene liegenden Wurzeln noch länger zurückreichen: So gab es den Vorgängerclub „Ostgut“ und vorher schon die „Snax“-Partyreihe.
Aktuell ereilt die deutsche Hauptstadt die große Sorge, als Partymetropole sang- und klanglos unterzugehen - sinkende Besucherzahlen, steigende Kosten und fehlende Staatshilfen bedrohen die Zukunft der Szene, wie die Berliner Clubcommission kürzlich mitteilte.
© dpa-infocom, dpa:241210-930-313180/1