Im Hintergrund dröhnte Rap-Musik, von oben prasselte der Regen. Fast schon verlegen kratzte sich Lionel Messi am Nacken. „Vielen Dank, vielen Dank. Guten Abend, guten Abend“, sagte der 36 Jahre alte Argentinier auf Spanisch - und die Menge tobte.
18.000 Fans waren zur Vorstellung des Weltmeisters gekommen, zur ersten großen Show um den Fußball-Giganten als neuer Mega-Star der Major League Soccer, als neuer Profi von Inter Miami.
An Superlativen inklusive Feuerwerk mangelte es nicht. „Wir machen es heute Abend im Miami-Style: Das ist Weihwasser“, meinte Club-Mitbesitzer Jorge Mas mit Blick auf den teils heftigen Niederschlag, der sogar zu einer zweistündigen Verspätung der „Enthüllung“ des längst offenen Geheimnisses geführt hatte.
Vor rund fünf Wochen hatte Messi in einem Interview seine Entscheidung bekannt gegeben, nach zwei eher frustig-frostigen Jahren bei Paris Saint-Germain das Fußball-Abenteuer in den USA in der Sonne Floridas fortzusetzen. Sein Vertrag gilt für zwei Spielzeiten bis 2025, Berichten zufolge soll er zwischen 50 und 60 Millionen Dollar im Jahr verdienen. Eine um ein Vielfaches höhere Offerte aus Saudi-Arabien hatte Messi abgelehnt.
Nun stand er da, mit breitem Grinsen verfolgte Messi die Willkommensgrüße auf der riesigen Leinwand - von US-Nationalcoach Gregg Berhalter über Football-Legende Tom Brady und Basketballstar Stephen Curry bis zu diversen Künstlern sowie Miamis Bürgermeister Francis Suarez. Und sichtbar stolz, aber auch bewegt, verfolgte ein paar Meter neben Messi der einstige englische Fußball-Popstar David Beckham die Worte an den Argentinier, von dem sich der US-Fußball nicht zuletzt als kommender Mitgastgeber der WM einen weiteren Schub erhofft.
„Vor zehn Jahren habe ich den Weg begonnen, ein neues MLS-Team aufzubauen“, sagte Beckham. „Damals sagte ich, dass es ein Traum sei, die besten Spieler der Welt nach Süd-Florida und in die großartige Stadt von Miami zu bringen. Spieler, die unser Ziel teilen, den Fußball in diesem Land wachsen zu lassen.“ Er hielt Wort.
Zusammen mit Beckhams Familie und der von Mas durften dann auch Messis drei Söhne - standesgemäß schon im neuen Trikot des Papas mit der Nummer 10 - und seine Ehefrau mit auf die Bühne. Dass die Vorstellung von Sergio Busquets, Ex-Weltmeister und 143-maliger spanischer Nationalspieler an diesem regnerischen Abend nur zum Randgeschehen gehörte, sagte alles über die Messi-Mania in Miami.
„Es war alles so bombastisch übertrieben“, schrieb der „Miami Herald“. Man habe halb damit gerechnet, dass Lionel Messi langsam über dem Stadion erschienen und in einem wallenden Gewand auf die bewundernde Menge zu geschwebt wäre. „Nicht mit einem Trick oder an den Seilen eines Fallschirms, sondern weil es Messi ist, das Super-Wesen unter den Sterblichen, Magier, der Größte aller Zeiten unter den Größten aller Zeiten.“
Sportlich steht Messi, der mit dem FC Barcelona 35 Titel und mit PSG weitere zwei gewonnen hat, vor einer großen Herausforderung. Selbst wenn die Vereinsbosse alles tun, um dem Weltmeister eine Wohlfühlatmosphäre auch mit ehemaligen Wegbegleitern zu schaffen wie Busquets oder auch Trainer und Landsmann Gerardo Martino.
In der Eastern Conference ist das Team derzeit Letzter. Von 22 Spielen gingen 14 verloren. Aber Messi, der sein Inter-Debüt am kommenden Freitag (Ortszeit) im Leagues Cup gegen Cruz Azul aus Mexiko geben soll, kündigte schon mal an: „Großartige Dinge werden passieren.“
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