Im offenen Doppeldecker ließen sich die Eisbären Berlin am Tag nach der zehnten deutschen Eishockey-Meisterschaft daheim von ihren Fans feiern. Vor rund 1000 Anhängern vor der heimischen Uber Arena präsentierten die Profis den am Abend zuvor in Bremerhaven gewonnenen Meisterpokal der Deutschen Eishockey Liga und genossen das Bad in der Menge, ehe sie in der Arena weiter mit ihren Anhängern feierten.
„Es gibt kein schöneres Gefühl“, hatte Leo Pföderl nach dem entscheidenden vierten Sieg über die Fishtown Pinguins aus Bremerhaven der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Der 30-Jährige hatte am Titel einen großen Anteil. Mit drei Toren und acht Vorlagen in der Finalserie wurde er zum besten Spieler gekürt. „Am liebsten würde ich jetzt eine ganze Woche feiern“, sagte er. Ein wenig muss sich der Nationalmannschaftsstürmer noch gedulden. Die offizielle Meisterparty steigt am 1. Mai, wie der Verein am Samstag mitteilte.
Pföderl ist nach 2021 und 2022 bereits zum dritten Mal Meister mit den Eisbären. Er war aber auch im schwachen vergangenen Jahr dabei, als die Titelsammler sogar in Abstiegsgefahr gerieten und die Playoffs deutlich verpassten. Knapp zwölf Monate später folgte nun die Krönung durch ein 2:0 im fünften Finalspiel in Bremerhaven. „Wir sind ein zusammengeschweißter Haufen“, sagte der Stürmer. „Wir sind in dieser Saison sehr, sehr zusammengewachsen.“
Trainer Serge Aubin hat früh gespürt, dass sich schnell wieder ein Titelaspirant gefunden hat. Statt wie üblich den Trainer nach einer enttäuschenden Runde auszutauschen, hielten die Eisbären am früheren Profi fest. „Es hat nicht lange gedauert und es hat sich gezeigt, dass das eine sehr spezielle Truppe ist“, erklärte der Kanadier. „Wie Brüder, wie in einer Familie mit unterschiedlichen Charakteren. Wir sind zurück und diesen Titel haben wir uns verdient.“
Auch Nationalverteidiger Jonas Müller sieht in den Lehren der vergangenen Spielzeit einen wichtigen Punkt für den Gewinn der zehnten Meisterschaft. „Wir wissen alle, dass das kein gutes Jahr von uns war“, erklärte der Berliner. „Wir wussten aber auch, dass wir wieder eine gute Mannschaft haben. Man hat es von Anfang gespürt, dass wir uns in dieser Saison zurückkämpfen können.“
Ein Spaziergang war es für die Berliner in keiner Playoff-Runde. Gleich im Viertelfinale wurden sie in Spiel eins mit 1:7 von den Adler Mannheim aus der eigenen Halle geschossen. Zum Final-Auftakt gab es ein 2:4 in Bremerhaven. Nach Finalspiel zwei fiel zudem Nationalspieler Marcel Noebels aus. „Wir sind aber nicht nervös geworden“, sagte Kapitän Kai Wissmann und betonte: „Das ist auch ein Teil der Qualität. Wir können einfach ruhig weiterspielen.“
Daran hat Trainer Aubin einen großen Anteil. „Wir haben richtig gut analysiert und aus solchen Spielen unsere Schlüsse gezogen“, sagte Pföderl. In den vergangenen drei Finalspielen gegen Bremerhaven kassierte Berlins überragender Keeper Jake Hildebrand lediglich zwei Treffer. „Aus meiner Erfahrung heraus gewinnt die Defensive den Titel“, sagte Wissmann. „Dazu haben wir immer die Qualität, selbst ein Tor zu schießen.“
Für den Abwehrspieler ist die Saison mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu Ende. Die WM in Tschechien steht an. Im Nationalmannschafts-Kader von Bundestrainer Harold Kreis ist das Berliner Defensiv-Duo mit Müller und dem Eisbären-Kapitän eigentlich gesetzt. „Ich weiß nicht, was der Plan ist“, sagte Wissmann. Müller ist dagegen etwas offensiver. „Ich will dabei sein“, sagte der Vizeweltmeister von 2023. „Jetzt will ich aber zunächst feiern und genießen. Das gehört doch zu einer Meisterschaft dazu. Danach konzentriere ich mich auf die WM“, sagte der 28-Jährige.
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