Krisen und Probleme erlebt jeder im Leben. Doch manchmal gelingt es einfach nicht, alleine durch schwierige Zeiten zu finden - etwa weil eine Depression oder eine Angststörung im Spiel sind. Fragen und Antworten rund um Psychotherapie:
Geht es Ihnen psychisch so schlecht, dass die Lebensqualität leidet, ist das ein wichtiges Anzeichen. „Wenn Gedanken und Gefühle dazu führen, dass sie Beziehungen, soziale Kontakte oder den Beruf gefährden, kann eine Psychotherapie helfen“, so der Psychotherapeut Gebhard Hentschel, der Bundesvorsitzender der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung (DPtV) ist.
Manchmal ist es auch der Körper, der signalisiert, dass etwas mit der Psyche nicht stimmt - durch einen Tinnitus beispielsweise oder Verdauungsbeschwerden.
Anlass für eine Psychotherapie kann auch ein traumatisches Ereignis sein, etwa ein Unfall oder die Krankheit eines geliebten Menschen.
Eine Überweisung vom Hausarzt oder der Hausärztin ist kein Muss, um sich auf die Suche nach einem Therapieplatz zu machen, so die Stiftung Gesundheitswissen. Aber ein Termin dort kann sinnvoll sein - auch um andere Erkrankungen auszuschließen. Denn hinter depressiven Symptomen etwa kann auch die Schilddrüse stecken, so die Deutsche Depressionshilfe.
Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten arbeiten an verschiedenen Orten - etwa in der eigenen Praxis, aber auch in Krankenhaus-Ambulanzen oder psychosozialen Beratungsstellen.
Dorthin kann man sich wenden und zunächst einen Termin für eine psychotherapeutische Sprechstunde ausmachen. Denn die ist Pflicht, bevor es mit einer Psychotherapie losgehen kann. „Dort wird geklärt, ob eine Therapie nötig ist - und wie eventuelle Wartezeiten sinnvoll überbrückt werden können“, so Hentschel.
Kassenpatienten können sich auch über die zentrale Terminvermittlungsstelle der Kassenärztlichen Vereinigungen einen Termin geben lassen.
Wichtig zu wissen: Dass man in einer Praxis einen Sprechstundentermin hat, heißt nicht, dass es dort auch einen freien Therapieplatz gibt. Mit dem Befund aus der psychotherapeutischen Sprechstunde kann man sich aber bei anderen Praxen um einen Platz bemühen und auf die Warteliste setzen lassen.
Das lässt sich nicht genau vorhersagen. Aber ohne Geduld geht es nicht. Denn Psychotherapeutinnen und -therapeuten werden von mehr Menschen angefragt, als sie aufnehmen können. Dieses Problem hat sich durch die Pandemie nochmals verschärft, wie eine aktuelle Befragung der DPtV unter den Mitgliedern zeigt.
Psychotherapeuten wurden demnach im Sommer 2022 weiterhin 40 Prozent häufiger von Patienten angefragt als im Januar 2020. Waren es damals im Schnitt 4,9 Patienten pro Woche, lag die Anzahl im Juni 2022 bei 6,9 Patienten. Die DPtV-Umfrage zeigt auch: In Großstädten ist die Nachfrage größer als in kleineren Städten oder auf dem Land.
Knapp jeder vierte Patient erhält einen Termin für ein Erstgespräch. Kurzfristig klappt das jedoch nicht immer: Etwa die Hälfte muss laut der DPtV darauf länger als einen Monat warten.
Wer auf Hilfe wartet, sollte gut auf sich selbst achten. „Ziehen Sie sich nicht zurück. Sprechen Sie mit guten Freundinnen und Freunden und der Familie über Ihre Probleme, besuchen Sie Selbsthilfegruppen und tauschen Sie sich mit Betroffenen aus“, so Psychotherapeut Hentschel.
In Ausnahmesituationen und akuten Krisen besteht etwa die Möglichkeit einer Akutbehandlung, die aus zwölf Therapieeinheiten à 50 Minuten besteht. Und somit oft für eine erste Linderung sorgen kann.
Und: „Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie stark gefährdet sind, melden Sie sich bei einer Psychiatrie für eine stationäre Behandlung“, so Hentschel.
Psychotherapie ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Das heißt laut der Stiftung Gesundheitswissen: Die Krankenkasse trägt die Kosten für die Therapie, wenn es sich um eine Praxis mit Kassenzulassung handelt.
Bei privaten Krankenversicherungen ist die Kostenübernahme nicht einheitlich geregelt. Ob und wie viel die Kasse zahlt - das findet man mit Blick in den Versicherungsvertrag heraus.
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